Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
hatten schon oft Witze darüber gerissen. Sie schniefte und wandte sich von ihm ab, damit er nicht sah, dass sie weinen musste. »Ich sage Rosita, dass ich da bin. Und dann packe ich aus. Essen wir zusammen?«
Derek zögerte. Er warf Margaret einen Blick zu. »Sehr gerne, Amber. Übrigens …« Er räusperte sich. »Übermorgen sind wir mit Chelsea und Leo zum Essen verabredet. Ich dachte, du solltest das vielleicht wissen.«
»Die beiden schuften wie verrückt, Derek hat Chelsea bisher noch gar nicht treffen können«, sagte Margaret. »Wir verstehen natürlich, wenn du nicht mitkommen willst. Es ist bestimmt eigenartig für dich …«
»Nein«, sagte Amber und schüttelte lächelnd den Kopf, »schon okay. Tatsächlich würde ich wirklich gerne mitkommen. Immerhin ist es zwei Monate her, und wir müssen ein paar Dinge bereinigen. Also, mach dir keine Gedanken. Ich werde keinen Streit vom Zaun brechen oder eine Szene machen.«
»Das hätte ich auch nicht gedacht.« Margaret tätschelte Ambers Hand. »Du warst immer mein liebes Mädchen.«
Na klar, dachte Amber und lächelte Mutter und Onkel an. Träumt weiter, ihr zwei.
Amber packte ihre Sachen aus und richtete sich wieder in ihrem Haus ein. Es war schön, daheim zu sein und den Luxus genießen zu können, an den sie gewöhnt war. Sie plauderte mit Rosita, rief ihren Agenten an und meldete sich bei ein paar Freunden zurück. Obwohl sie nichts Besonderes, nichts Weltbewegendes tat, fühlte sie sich verändert. Und die diffuse Ängstlichkeit, die ihr ständiger Begleiter gewesen war, verschwand mehr und mehr.
Später am Nachmittag ging sie zum Pool, um eine Runde zu schwimmen, als sie Derek unterhalb der Wendeltreppe reden hörte.
»Wir müssen uns entscheiden, Maggie. Bleibe ich in dem hübschen Zimmer hier, oder komme ich zu dir ins Gästehaus?«
»Margaret«, korrigierte ihre Mutter. »Derek, lass es. Bitte.« In ihrer Stimme lag ein Tonfall, den Amber noch nie gehört hatte – was war es? Mit plötzlich wild hämmerndem Herzen presste Amber sich an die Wand und lauschte.
»Maggie, langsam ist doch genug Wasser den Bach hinabgeflossen, oder?« Derek sprach sanft, eindringlich. »Gib mir noch eine Chance. Komm mit mir zurück nach London, und wir starten neu.«
Sie hatte es gewusst! Amber hatte immer vermutet, dass zwischen ihrer Mutter und Derek etwas gewesen war, bevor ihr Vater sie sich geschnappt hatte. Wow! Ihre Mum!
Eine lange Stille folgte. Amber hielt den Atem an. Sie hätte die beiden jetzt gerne gesehen.
»Ich kann nicht«, sagte Margaret. »Nicht noch einmal. Du hast mich damals zu sehr verletzt.«
»Ich weiß, und es tut mir sehr leid.« Er klang verzweifelt. »Das weißt du. Es war der schlimmste Fehler meines Lebens, einfach so abzuhauen.«
»Ja«, erwiderte Margaret verbittert, »du bist abgehauen, obwohl du mich geschwängert hast. Und ich habe dich geliebt.« Ihre Stimme brach.
Amber war erstarrt. Sie hätte sich nicht bewegen können, selbst wenn sie es gewollt hätte. Sie hatte ihre Mutter noch nie weinen hören, niemals erlebt, dass sie die Fassung verlor.
»Aber sieh dir Chelsea doch an«, sagte Derek, und sie hörte, dass er ihre Mutter in den Arm nahm. »Sieh dir unsere Tochter an, Maggie. Sie ist wunderschön, und sie hat ihren Weg gemacht. Alles ist doch gut ausgegangen, oder?«
»Ich weiß nicht«, sagte Margaret schniefend. »Ich weiß es einfach nicht mehr.«
Noch immer konnte Amber sich nicht bewegen. Es war, als hätte sie der Schlag getroffen. Aber nun wusste sie endlich, was sie aus der Stimme ihrer Mutter heraushörte. Alles ergab Sinn. Es war Zuneigung. Leidenschaft. Es war … Liebe. Ambers Blick ging ins Leere. Hatte ihr Vater es gewusst? Wusste Chelsea es? Was, zum Teufel, war damals geschehen? In ihrem Kopf entstanden wirre Gedanken, obwohl ein weiteres Puzzleteil an seinen Platz gefallen war.
Dinner mit Chelsea und Leo? Dieser Abend würde denkwürdig werden.
49
C helsea hätte für die Familienzusammenführung nicht ausgerechnet die Polo Lounge in Beverly Hills ausgesucht. Es war eine Lokalität, wo man gesehen wurde, wo sich Produzenten, wichtige Geschäftsleute und Drahtzieher trafen. Wenn sie hätte wählen können – was sie nicht gekonnt hatte –, hätte sie sich für ein nettes kleines Restaurant wie Morton’s oder Madeo’s entschieden. Und dann wäre sie auch nur mit Onkel Derek essen gegangen. Ohne ihre Mutter, die sie immer noch abschätzend ansah. Ohne Leo, der mit jeder Frau zu
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