Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
hatte ruinieren können. Inzwischen erkannte sie, wie schäbig ihre Affäre mit Derek gewesen war. Derek hatte sie in einem Appartement in Soho geschwängert und war mit ihrer Mitbewohnerin abgehauen. Es war so … so ordinär. Natürlich wusste sie, was für eine schlechte Mutter sie war, ihre Tochter für etwas verantwortlich zu machen, das sie selbst verbockt hatte. Doch wie anders wäre alles gekommen, wenn sie nicht schwanger geworden wäre! Vielleicht hätte sie doch noch ihren Durchbruch gehabt, ja, vielleicht wäre sie jetzt ein Star, statt in einem Vorort als biedere Hausfrau und Mutter zu versauern. Dass sie auch vor ihrer Schwangerschaft keine echte Chance gehabt hatte, vergaß Margaret im Augenblick nur allzu gerne. Sie wollte nicht gerecht sein und sah nur, dass Derek und seine Tochter all ihre Pläne durchkreuzt hatten.
Der starke Wille ihrer Tochter machte ihr jedoch zu schaffen. Margaret hatte sich daran gewöhnt, die Kontrolle zu haben, aber Chelsea schrie viel und ließ sich nicht einfach beruhigen. Alle Welt sagte, wie niedlich das kleine Ding mit den dicken Ärmchen und Beinchen war, aber wenn es schrie, musste Margaret die Zähne zusammenbeißen. Es war ja nicht Chelseas Schuld, dass ihr Vater ein verlogener Bastard war. Und es war auch nicht Chelseas Schuld, dass ihre Mutter jedes Mal, wenn sie sie betrachtete, vor allem Derek sah und den ganzen Zorn auf ihn am liebsten an ihr ausgelassen hätte. Und so behielt Margaret ihre wahren Gedanken für sich, ohne jedoch auf die Idee zu kommen, dass ihre Gefühle sich negativ auf ihre Tochter auswirken könnten.
Micki Martins erste Single kam auf Platz eins der Charts, und das war der Anfang einer Erfolgswelle für George Stone. Er war jung, gutaussehend und diskret. Mit Margarets untrüglichem Gespür für Künstler, die Starpotenzial hatten, und ihrem Wissen über die Musik- und Schauspielszene aus ihrer Zeit in Soho entwickelte er ein fast unheimliches Geschick darin, die Leute unter Vertrag zu nehmen, kurz bevor sie ihren Durchbruch schafften. Micki war nur die Erste von vielen, und für die Firma war es ein ausgesprochen lukrativer Geschäftszweig. Innerhalb von sechs Monaten hatte George eine stattliche Liste an Namen, und im Herbst des Jahres brachte er seinen Chefs mehr Geld ein als jeder andere Mitarbeiter.
Manchmal musste er lachen, wenn er daran dachte, dass er nur ein Jahr zuvor noch in einer winzigen, unpersönlichen Wohnung gehockt und sich entsetzliche Sorgen gemacht hatte, was wohl aus ihm werden würde, weil das Geheimnis, das er zu verbergen versuchte, ihn zu erdrücken drohte. Dieser kleine Wichtigtuer Geoff Simkins zum Beispiel – wo war der denn jetzt? Noch immer in der vierten Etage, wo er sich mit Jahresabschlüssen herumschlagen musste, während seine mollige Frau inzwischen aus ihren billigen C&A-Kleidchen platzte. George bemerkte solche Dinge.
Er jedoch, George Stone, war aufgestiegen in die sechste Etage, wo er und das ihm unterstellte Team eine ganze Abteilung belegten. Mr. Davidson hatte ihn und Margaret zum Abendessen zu sich nach Hause nach Weybridge eingeladen, die teure, üppig begrünte Gegend, in der Rockstars und Millionäre lebten. George war so stolz auf Margaret, dass er hätte platzen mögen. Sie richtete ihr Haus wunderschön ein, hielt es tadellos in Ordnung und kümmerte sich geduldig um Chelsea, obwohl die Kleine manchmal wirklich schwierig war, und sie besaß einen Geschäftssinn und ein Gespür für Talente, das sich die meisten seiner Kollegen bei Davidson’s wohl niemals aneignen würden. Außerdem sah sie gut aus, hatte nach der Geburt fast wieder ihre ursprüngliche Figur zurückerlangt und kleidete sich immer sauber und anständig und hübsch, was ihm sehr gut gefiel.
Ja, Georges Welt war in Ordnung.
Margarets Welt nicht.
Als Chelsea ein paar Monate alt war, stellte Margaret fest, dass ihr etwas fehlte. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, was es war, und als sie es wusste, schämte sie sich sofort, denn brave Mädchen wollten so etwas nicht – es waren doch immer die Ehemänner, die es einforderten. Sie aber wollte es. Sie wollte Sex. Sie war fast achtzehn Jahre alt, und sie und George hatten es eigentlich noch nie richtig getan. Die wenigen Versuche, die sie unternommen hatten, waren gescheitert, und er hatte sie nie gedrängt. Sie war davon überzeugt, dass er Rücksicht nahm – zunächst auf ihre Schwangerschaft, dann nach der Geburt auf die Rückbildungszeit, aber nun war sie so
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