Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
George im engsten Kreis beizusetzen: sie selbst, ihre Mutter, Onkel Derek und Amber. Chelsea konnte kaum laufen, aber sie war entschlossen, es mit den Krücken zu schaffen und ihrem Vater die letzte Ehre zu erweisen. Sie wollte sehen, wie er in die Erde hinabgelassen wurde, um das ganze Ausmaß dessen, was sie angerichtet hatte, zu begreifen.
Amber hatte ihr helfen wollen, als sie in der blassen Oktobersonne langsam über den ordentlichen Kiesweg gingen, aber sie hatte sie weinend weggestoßen.
Nach der Beerdigung, als Vikar und Bestatter in respektvollem Abstand warteten, standen sie eine Weile schweigend um das Grab herum, an einer Seite Margaret und Derek, auf der anderen Amber und Chelsea. Margaret suchte in ihrer Tasche nach einem Spiegel. Derek drückte ihren Arm.
»Alles in Ordnung mit dir, Liebes?«, fragte er. »Du hast noch kein Wort mit mir gesprochen.«
Und sie wollte auch nicht mit ihm reden, nicht heute. »Mit mir ist nicht alles in Ordnung, nein«, sagte sie scharf. »Was denkst du denn?«
»Hör zu, er war ein guter Mann, selbst wenn er seine kleinen Geheimnisse hatte.«
»Welche Geheimnisse meinst du?«
»Na ja …« Derek sah unbehaglich weg. »Er hatte wohl ein paar finanzielle Schwierigkeiten …«
»Hat er mit dir darüber gesprochen?«
»Ja, jedenfalls andeutungsweise. Schau, Maggie, wenn du Geld brauchst oder etwas anderes – du musst es nur sagen.«
»Ich würde niemals Geld von dir nehmen, Derek.« Sie war entsetzt. »Ich habe mich doch nicht all die Jahre so bemüht, um mir jetzt von … von jemandem wie dir Geld zu leihen.«
»Komm schon, Maggie. Ich weiß, wie schlimm es steht. Es muss hart gewesen sein, mit George und seinen … seinen kleinen Vorlieben, wenn wir sie so nennen sollen, zu leben, aber …«
Margaret starrte ihn an. »Du wusstest von Georges Geheimnissen? All die Jahre? Und du hast mir nie etwas gesagt?«, zischte sie. »Verdammt noch mal, Derek! «
Derek sah sie erstaunt an.
»Soll das heißen, dass du … dass du keine Ahnung hattest? Himmel, Maggie.«
»Margaret«, fauchte sie viel zu laut, und die Mädchen auf der anderen Seite des Grabs hoben die Köpfe. »Margaret! Niemand nennt mich mehr Maggie, Derek – niemand!«
Während ihre Mutter wütend auf Derek einflüsterte, nutzte Amber die Gelegenheit und legte ihrer Schwester einen Arm um die Schultern. Doch Chelsea zuckte zusammen und schüttelte sie ab. Amber wandte ihr den Kopf zu, und eine Träne kullerte über ihre Wange.
»Oh, Chels«, sagte sie leise, »alles ist total schiefgegangen. Ich liebe dich, das weißt du, oder?«
Chelsea schwieg. Aber Amber gab nicht auf.
»Ich meine, ich weiß, dass es zwischen uns in den letzten zwei Jahren nicht so gut gelaufen ist. Früher standen wir uns so nah.« Sie räusperte sich. »Jetzt sehen wir uns kaum noch. Ich weiß ja, dass du verdammt viel zu tun hattest mit Roxy und allem«, fügte sie hastig hinzu. Sie wollte sich nicht anklagend anhören. »Aber irgendwie kommt es mir so vor, als wollte man uns voneinander fernhalten. Geht es dir auch so?« Hörte Chelsea ihr überhaupt zu? »Wir müssen zusammenhalten, Chelsea.« Sie zögerte. »Ich liebe dich«, sagte sie noch einmal und fand selbst, dass es sich kitschig anhörte.
Und endlich reagierte Chelsea.
»Ich bringe dir nur Pech, und es ist nicht gut, wenn ich in deiner Nähe bin«, sagte sie. Amber sah überrascht auf und betrachtete prüfend ihr Gesicht, aber Chelseas Miene war reglos, fast desinteressiert. »Lass mich in Ruhe, Amber«, fügte Chelsea hinzu und wandte sich ab. »Es ist nur zu deinem eigenen Besten.« Und damit humpelte sie langsam davon.
Ungläubig sah Amber ihr hinterher.
Sie ahnte nicht, dass sich tatsächlich alles verändert hatte.
Sie würde ihre Schwester zehn Jahre lang nicht wiedersehen.
Dritter Teil
IS THAT ALL
THERE IS?
22
A us der Zeitschrift Stars!, Nummer 20 vom April 1999, Seite 45:
Zehn Fragen an unseren Star des Monats.
Plattenmillionärin und Goldkehlchen Amber Stone, die in Kürze ihr neues Album herausbringen wird …
1. Über was freust du dich im Augenblick am meisten?
Über mein neues Album Amber! Es ist mein zweites, und ich bin sehr zufrieden mit mir. Alle anderen hoffentlich auch!
2. Und was freut dich im Moment am wenigsten?
Dass ich so früh aufstehen muss, um für die Tournee fit zu sein. Marco, mein Choreograph, ist ein echter Sklaventreiber. Wir reisen in achtzehn Monaten durch dreiundzwanzig Länder, und ich kann es kaum erwarten,
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