Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
schlechtes Gewissen.
Es war nur so, dass sie fand, es hätte einer anderen passieren müssen. Amber wusste, was für ein Mensch Leo war – oder glaubte zu wissen, wie er sein konnte –, aber er tat ihr gut, weil diese Beziehung ihr die zwei Dinge gewährte, die ihr am wichtigsten waren: es ihrer Mutter recht zu machen und erstaunlich guten Sex zu haben.
Ein zusätzliches Plus war, dass es keine Regeln und keine Grenzen gab, und es gefiel Amber, dass wenigstens ein Bereich in ihrem Leben nicht säuberlich kategorisiert, verpackt und bereits auf Jahre hinaus festgelegt war wie so vieles anderes. Und schließlich liebte sie Leo, oder etwa nicht? Ja, sie glaubte daran. Amber war mit George und Margaret aufgewachsen. Sie hatte sie beide geliebt, aber mit den Jahren hatte sie gemerkt, dass die Ehe der beiden alles andere als perfekt gewesen war. Wie jedoch eine gute Beziehung aussah, wusste sie auch nicht. Sie nahm an, dass ihre Eltern dennoch glücklich miteinander gewesen waren – oder?
Amber hatte sich schon vor langer Zeit klargemacht, dass das Leben eben genauso funktionierte. Man arbeitete, man tat sich mit jemandem zusammen – wie ihre Eltern.
Sich ernsthaft zu verlieben und eine Beziehung mit jemandem einzugehen, der sich nicht für Drehpläne und Einspielergebnisse interessierte, sondern für sie als Person … nun, das mochte alles schön und gut klingen, kam aber im wahren Leben einfach nicht vor.
Jemandem wie ihr geschah das zumindest nicht.
Und das war die bittere Ironie an der ganzen Geschichte. Da draußen lauerten so viele Haie, so viele Männer, die mit ihr ins Bett wollten, weil sie Amber Stone, der Filmstar, war, nicht Amber Stone, das Mädchen, das gerne Gitarre spielte und auf Inlineskates fuhr, in den Bergen wanderte oder wie damals mit ihrem Vater alte Komödien anschaute und dabei Erdnussbutter aus dem Glas löffelte.
Leo zog ihr das Oberteil ganz aus, legte seine Hände auf ihre Brüste und begann, mit der Zunge ihre Haut zu liebkosen. Sie schlug die Augen auf und starrte auf das dichte schwarze Haar, in dem kein Grau zu sehen war. Aber da sie in seinen Schamhaaren immer wieder graue Haare entdeckte, ging sie davon aus, dass er das Haar auf dem Kopf und der Brust färbte. Er bewegte sich rhythmisch an ihren Brüsten, und sie stöhnte. Das war so gut. Sie liebte es, wenn er so war wie jetzt – voller Zuneigung, verspielt wie ein Junge in ihrem Alter. Aber sie wusste, dass seine Laune innerhalb von Sekunden umschlagen konnte …
Leos Blick fiel auf die Variety auf dem Tisch neben ihnen, und er vergaß vorübergehend Ambers Haut und griff nach der Zeitung. »Hm …«, machte er und leckte sich über die Lippen. »Und das ist also wirklich deine Schwester, meine Liebe? Na, sie hat sich aber gemacht, nicht wahr? Hier wird sie ›der größte Star in Großbritannien‹ genannt. Wenn das keine Kehrtwendung ist!«
Unglaublich, wie sehr er auf Klatsch stand – wie eine alte Frau. Manchmal musste sie darüber lachen. Sie sah ihm über die Schulter. »Das ist Chelsea, ja«, sagte sie und betrachtete das Foto ihrer Schwester, die in ihrem engen Kleid vor der Albert Hall bei irgendeiner Preisverleihung abgelichtet worden war. Amber versuchte das Thema zu wechseln. Leos plötzliches Interesse an Chelsea bereitete ihr Unbehagen. »Wie läuft eigentlich das Casting zu dem Film The Time of My Life? Hast du schon jemanden für die männliche Hauptrolle vorsprechen lassen? Wann kann ich das Drehbuch sehen?« Sie wusste, dass sie zu viele Fragen stellte, aber sie konnte nicht anders.
»Oh, keine Ahnung, Liebes.« Leo strich ihr über den Körper. Er versuchte, sie zu kneifen, aber Ambers straffer Waschbrettbauch bot keine Angriffsfläche. »So dünn«, murmelte er – fast vorwurfsvoll.
Tja, dachte Amber. So ist das, wenn man jeden verdammten Tag im Jahr zwei Stunden Sport treibt. So dünn. Sobald man es sich erlaubt, ein wenig nachlässig zu werden und ein oder zwei Kilo zuzulegen, muss man sich von seinem angeblichen Freund sagen lassen, man sähe aus wie eine fette Kuh.
Sie warf einen weiteren Blick auf das Foto ihrer Schwester. Sie sah großartig aus, das musste Amber zugeben. Und es tat gut, sie so zu sehen, obwohl Amber es sonderbar fand, dass Leo niemals zuvor Interesse an Chelsea gezeigt hatte – nur das eine Mal in ihrer Phase als Alkoholikerin, als sie eine Bedrohung für Ambers Weltherrschaft bedeutet hatte. »Dunkelrot hat ihr immer schon gut gestanden. Das ist definitiv ihre
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