Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
war, fühlte sie sich neben Amber minderwertig. Sie wusste nicht, warum das so war, und im Laufe der Zeit hatte sie auch aufgehört, sich darüber Gedanken zu machen. Es war eine Sache, die sie nicht erklären konnte, und nun war es ohnehin zu spät, noch etwas daran zu ändern.
Leos Büro äußerte sich weiterhin vage zu Zeitpunkt und Ort des Castings. Aber das spornte sie nur an. Wenige Tage in L. A. reichten aus, um Chelsea begreiflich zu machen, was zu tun war. Nun wusste sie auch, warum Leo sie so angestarrt hatte: Sie musste unbedingt abnehmen. In London war sie sich gar nicht so dick vorgekommen, aber hier war sie fast eine Jahrmarktsattraktion.
Sie hielt Leo zwar immer noch für einen kleinen Angeber, aber sie mochte ihn dennoch – keine Ahnung, wieso. Sie hatte den Humor in seinem Blick gesehen, und das reichte, um sich vorzustellen, dass sie mit ihm durchaus zurechtkommen konnte.
Und er war der Beste in seiner Branche, das wusste sie. Chelsea war nicht so wild auf dieses eine Vorsprechen gewesen, wenn sie ehrlich war, aber sie betrachtete es als ihren Einstieg in Hollywood. Das Talent besaß sie schon, jetzt musste sie nur noch an ihrem Äußeren arbeiten. Sie hatte diese eine Chance, und die musste sie nutzen. Außer Amber und Leo kannte sie niemanden hier in der Stadt, und das war ein Segen. Ambers Agent, Dan Stein, hatte sich gemeldet, aber vermutlich nur, weil Amber ihn darum gebeten hatte. Doch Almosen brauchte Chelsea nicht.
Sie würde also abnehmen, sie würde diesen verdammten Idioten Leo Russell dazu kriegen, ihr aus der Hand zu fressen, und sie würde es genießen. Niemand konnte sie daran hindern! Also machte sie sich an die Arbeit. Und wenn Chelsea einen Plan hatte, war sie höchst effektiv … und absolut skrupellos!
Von nun an schwamm sie jeden Morgen ihre Runden im Pool. Abends nahm sie Ambers Hunde, zwei Shih-Tzu, und lief mit ihnen am Strand. Tagsüber ging sie praktisch nicht hinaus; sie bekam schnell Sonnenbrand und wollte sich ihre Blässe erhalten.
Und sie hörte auf zu essen. Nicht gänzlich, natürlich, aber sie stellte fest, dass die kalifornische Hitze ihren Appetit reduzierte. Sie strich die Pasta und die Currys, die sie normalerweise nach Auftritten oder Drehtagen verschlang – ohnehin hätte wohl Gott allein gewusst, wo man so etwas in L. A. bekam –, und aß öfter frisches Obst, Salate und gegrillten Fisch. Bald war sie nahezu besessen davon, ihren Umfang schrumpfen zu sehen. Sie benutzte Ambers teure Körpercremes und -öle und rieb sich verschwenderisch mit Crème de la Mer und La Prairie ein.
Und die Pfunde purzelten langsam, aber stetig.
Nach ein paar Wochen probierte sie Ambers Kleider an und staunte, dass tatsächlich einige passten. Jedes Mal, wenn sie hungrig wurde, dachte sie an Leos Gesichtsausdruck, an seine sardonische Stimme … und oft auch an seinen Blick. Es hatte etwas darin gelegen, was sie nicht deuten konnte. Was war es gewesen – Lust? Aber das konnte nicht sein, denn er hatte ihr ja fast ins Gesicht gesagt, dass sie zu dick war. Zumindest für seinen Film. Was für ein verfickter Heuchler. Aber er brachte sie dazu, sich noch etwas mehr anzustrengen.
Und sie fand tatsächlich eine Freundin. Jen war ebenfalls Engländerin, und sie trafen sich eines Nachmittags am Strand. Sie war Maskenbildnerin, arbeitete freiberuflich für die Studios und schminkte die Stars für Preisverleihungen. Sie war sehr ruhig, extrem cool, aber auch – und gerade das mochte Chelsea so an ihr – ehrgeizig, obwohl man sie nicht leicht beeindrucken konnte. So ließ sie, zum Beispiel, zuerst nicht erkennen, dass sie wusste, wer Chelsea war und dass sie eine der berühmtesten Frauen auf dieser Erde als Schwester hatte. Als sie das zweite Mal aufeinandertrafen – Jen führte ihren Hund Champion am Strand spazieren –, fragte sie Chelsea, ob sie wusste, was in EastEnders geschah.
»Keine Ahnung«, sagte Chelsea. » EastEnders sehe ich hier nicht an.«
»Was? Nicht?«
»Schau, Süße«, sagte Chelsea, »ich war leider zu beschäftigt damit, jeden Abend mit Derek Jacobi auf der Bühne zu stehen, um mir irgendeine bescheuerte Soap anzusehen.«
»Ach, sei bloß still, du Angeberin«, sagte Jen und schubste sie. »Ich habe dich vor vielen Jahren in einer zweitklassigen Kinderserie gesehen, als du eine vorlaute Göre gespielt hast und geschminkt warst, als hättest du es auf einer holprigen Busfahrt selbst gemacht. Also tu ja nicht so, als ob du was Besseres
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