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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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umkippt.
    Er steckte eine Papierserviette als Lesezeichen in das Telefonbuch und legte es wieder zurück in die Schublade.
    Bevor er mit Sherrys Bloody Mary nach draußen ging, gab er noch einen zusätzlichen Schuss Wodka ins Glas.

48
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    Wo, zum Teufel, sind die bloß alle?
    Ruhig bleiben, dachte Toby. Entspann dich. Es kann Stunden dauern, bis jemand heimkommt.
    Und wenn sie übers Wochenende weggefahren sind?
    Mit finsterer Miene blickte er sich noch einmal in Brendas Zimmer um. Ewig kann ich auch nicht warten. Wenn die Bullen Sherrys Leiche finden, benachrichtigen sie garantiert ihre Eltern. Sie können jede Minute hier sein.
    Nein, können sie nicht, sagte er sich. Selbst wenn sie sie finden - und bis das passiert, können Tage, wenn nicht Wochen vergehen - wissen sie noch lange nicht, wer sie ist. Schließlich hat sie keinen Führerschein dabei. Und außerdem sieht sie aus, als hätte sie ein paar Runden im Boxring hinter sich. Mit Mike Tyson.
    Bei dem Gedanken an Tyson kamen ihm Sherrys Fingerkuppen in den Sinn.
    Eigentlich hatte er sie ihr abbeißen wollen, aber der Gedanke daran, dass Sherry Aids hatte, hatte ihn davon abgehalten.
    Wenn er das gewusst hätte, dann hätte er überhaupt nicht an ihr herumgenagt. Aber jetzt war es zu spät. Er hatte sie gebissen, gebumst, geleckt, gesaugt und sogar ihr Blut geschluckt …
    Aber das muss nicht unbedingt bedeuten, dass ich mich infiziert habe.
    Vielleicht hatte er ja Glück gehabt.
    Insofern war es gut, dass er nicht das zusätzliche Risiko eingegangen war.
    Ich hätte ihr die Fingerkuppen abschneiden und in den Müllschlucker werfen sollen.
    Das hättest du tun sollen, hast es aber nicht. Jetzt denk nicht länger drüber nach.
    Es ist sowieso egal, dachte er. Heute wird niemand mehr ihre Leiche identifizieren, das ist völlig ausgeschlossen. Und morgen kümmert mich das nicht mehr. Von mir aus können sie Sherry ruhig finden. Ich habe dann Brenda, und alles andere interessiert mich nicht mehr.
    Er trat näher an eines der Fenster heran.
    Unten auf der Straße fuhr ein Wagen vorbei.
    Vielleicht sind sie ja ins Kino gegangen. In die Samstagsmatinee.
    Er hockte sich auf die Kante von Brendas Bett und sah sich um.
    Ich muss mich irgendwie beschäftigen. Blöd hier herumsitzen bringt es nicht.
    Er überlegte sich, ob er noch einmal in ihren Kleidern wühlen sollte, aber irgendwie erschien ihm das nicht mehr so verlockend.
    Bringt mir nichts mehr. Das nächste Höschen ziehe ich ihr selber aus.
    Sein Blick fiel auf ihren Schreibtisch. Brenda hatte ihren eigenen Computer.
    Könnte interessant sein. Vielleicht führt sie ja Tagebuch oder so was.
    Über dem Computer hing eine Pinwand mit Postkarten, Notizzetteln und …
    Einem Kalender!
    Die obere Hälfte des Kalenderblatts zeigte Pu, den Bären, der mit einem Ast in der Hand auf einer Brücke über einen kleinen Bach stand.
    Diese Mädchen lieben ihren Pu, dachte Toby.
    Auf der unteren Hälfte des Blattes war der Monat in Wochenspalten aufgeteilt, mit Kästchen für jeden einzelnen Tag. Von seinem Platz auf dem Bett aus konnte Toby sehen, dass sich in vielen der Kästchen handschriftliche Einträge befanden. Er stand auf und ging hinüber zu der Pinnwand.
    Rasch hatte er auf dem Kalender den Eintrag des Tages gefunden.
    AUTOWÄSCHE 9-5 stand dort in roter Tinte hingekritzelt.
    »Interessant!«
    Aber was bedeutet das?, fragte er sich. Ist es nur eine Erinnerung daran, dass das Auto gewaschen werden muss? Aber würde jemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, so etwas in seinen Terminkalender schreiben?
    Und wieso von neun bis fünf ?
    Vielleicht ist das ja eine Art Benefizveranstaltung, fiel ihm plötzlich ein. Ein paar Schüler waschen und polieren sich einen Tag lang die Finger wund, um irgendein saublödes Projekt zu finanzieren - einen Satz neue Gesangsbücher für die Kirche oder Uniformen für die Schulkapelle.
    Vor seinem geistigen Auge sah Toby, wie Brenda sich über die Kühlerhaube eines Autos beugte und sie mit einem Schwamm einseifte. Er stellte sich vor, wie ihre nasse Haut dabei in der Sonne glitzerte.
    Aber wo findet diese Waschaktion statt ?, fragte er sich. Bestimmt irgendwo hier in der Nähe.
    Vielleicht sollte ich herumfahren und suchen?
    Er verließ Brendas Zimmer und eilte nach unten. Als er unten ankam, fiel ihm auf, dass das Licht am Anrufbeantworter im Wohnzimmer noch immer blinkte.
    Vielleicht enthielt die Nachricht ja einen Hinweis auf die Waschaktion. Oder irgendeinen anderen Hinweis

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