Rache
mir fahren?«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
»Aber wir waren uns doch einig, dass wir … Aua! « Sherry verspürte einen stechenden Schmerz, als Toby ihr mit dem Fingernagel in die Wunde fuhr.
»Wir waren uns über gar nichts einig.« Er nahm die Hände von ihrer Brust und schlug ihr ins Gesicht, erst rechts, dann links, dann wieder rechts und wieder links, immer abwechselnd mit der flachen Hand. Die Ohrfeigen waren so fest, dass ihre das ganze Gesicht davon kribbelte und brannte.
Weinend hielt Sherry sich am Lenkrad fest. Sie wusste genau, dass jeglicher Widerstand alles nur noch schlimmer machen würde.
Das wird er mir büßen!
Für alles wird er mir büßen!
Toby schlug sie noch immer.
Auf einmal hörte sie durch ihr eigenes Schluchzen und das Klatschen der Ohrfeigen, wie Toby zu lachen anfing.
Findet er das etwa lustig?
Aber dann erkannte Sherry, dass mit diesen seltsam glucksenden Geräuschen etwas nicht stimmte. Das war kein Lachen.
Er weint!
Er keuchte und schluchzte und würgte, während er weiter auf sie einschlug.
Sherry drehte den Zündschlüssel herum. Als der Motor tief grummelnd ansprang, kamen Tobys Hände zum Stillstand. »Was … machst du da?«, schrie er.
»Ich bringe uns fort von hier.« Sherry legte den Rückwärtsgang ein und fuhr den Lieferwagen aus dem Carport heraus. »Du setzt dich jetzt besser hin.«
Toby packte sie mit beiden Händen am Hals.
Sherry fuhr den Wagen in die Mitte der Straße und brachte ihn dort zum Stehen.
Tobys Hände waren immer noch um ihren Hals, aber er drückte nicht fest zu.
»Ich will dich nicht reinlegen, Toby. Aber wenn wir nicht bald von hier verschwinden, kriegen wir ernste Schwierigkeiten.«
»Was kümmert das dich ?«
»Ich möchte nicht mittendrin erwischt werden.« Sie schaltete die Scheinwerfer an, nahm den Fuß von der Bremse und fuhr langsam los. »Warum setzt du dich nicht, bevor du umfällst? Ich fahre dich hin wo du willst.«
»Versprichst du mir das?«
»Versprochen.«
»Und keine Tricks?«
»Keine Tricks.«
»Das möchte ich dir auch geraten haben.«
Sherry hielt langsam an.
Toby nahm die Hände von ihrem Hals, kletterte wieder nach vorn und setzte sich mit weit aufklaffendem Bademantel auf den Beifahrersitz. Er hatte das Messer in der rechten Hand und wischte sich mit der linken über die Augen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Sherry.
»Ja.« Er schniefte.
»Wieso hast du eigentlich geweint? Ich war doch diejenige, die geschlagen wurde.«
»Es waren … Freudentränen.«
23
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»Hast du dich jetzt entschieden, ob wir zu mir fahren?«, fragte Sherry, als sie wieder losfuhr.
»Ja. Ich denke schon.«
Bevor sie auf eine größere Straße abbog, hielt sie kurz an und zog sich die Bluse zu. »Es ist nicht sehr weit«, sagte sie.
»Ich weiß. Hast du vergessen, dass ich schon dort war?«
»Ja, stimmt.«
»Ich war schon oft dort.«
Offenbar oft genug, um herauszufinden, dass ich mit einigen Mietern befreundet bin, dachte Sherry.
Aber war er auch in der Anlage gewesen?
Wohl eher nicht. Er hätte diesen Schluss auch ziehen können, indem er durchs Hoftor spähte oder draußen auf der Straße in seinem Auto saß.
Das Haus hatte keine Tiefgarage, sondern lediglich ein paar Reihen markierter Parkplätze an der Vorder- und Rückseite des Gebäudes. Sherrys Stellplatz war an der Vorderseite, und dort hätte Toby sie leicht dabei beobachten können, wie sie zusammen mit Nachbarn das Haus verließ und sich angeregt mit ihnen unterhaltend zu ihrem Wagen ging.
»Wie kommen wir hinein?«, fragte Toby.
In Sherry brach eine Welt zusammen.
O mein Gott!
»Hast du einen Schlüssel?«, fragte Toby.
»Meine Schlüssel … sind in meiner Handtasche.«
»Und wo ist die?«
»In deinem Auto vermutlich.«
»Richtig.« Er lachte und schluchzte leise, bevor er hörbar schniefte und sich die Augen rieb. »Sieht ganz so aus, als wäre alles, was wir beide besitzen, irgendwo eingesperrt.«
»Wo ist dein Auto?«
»Das geht dich nichts an.«
»Wir müssen doch nur hinfahren und meine Handtasche rausholen. Dann habe ich meine Schlüssel, und wir können zu mir fahren und …«
»Und wie kommen wir in mein Auto? Ich habe es abgesperrt und meine Schlüssel mitgenommen, und du hast sie in Duanes Wohnung eingesperrt. Jetzt wimmelt es da wahrscheinlich vor Polizei.«
»Können wir nicht trotzdem meine Handtasche holen?«
»Wie?«
»Vielleicht ist dein Wagen nicht ganz zu. Vielleicht hast du vergessen, eine der hinteren
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