Rache
fragte Cherry.
»Fertig.«
Sie stieß sich von dem Schrank ab und ging auf die Tür zu. Der Rand einer der Schubladen hatte einen geraden, roten Streifen auf ihrem Gesäß hinterlassen, der einen seltsamen Kontrast zu den Kratzern und Abschürfungen bildete, die Cherrys Rücken, Rumpf und Beine kreuz und quer überzogen.
Als Pete sich zum Gehen wandte, begegnete sein Blick dem von Jeff.
Sein Freund runzelte die Stirn.
Pete verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
Beladen mit Verbandszeug folgten sie Cherry hinaus in den Flur, wo Jeff sich seitlich an ihr vorbei schob. »Ich mache Ihnen die Tür auf«, sagte er lächelnd.
»Danke.«
»Wie geht es Ihnen jetzt?«, fragte Jeff, während er ein paar Schritte vor Cherry her ging.
»Besser.«
Viel besser, dachte Pete. Sie humpelte zwar, aber sie war bei weitem sicherer auf den Beinen als vor ihrem Bad.
Im Wohnzimmer, wo es im Vergleich zum Halbdunkel des Flurs sehr hell war, sah Pete an Cherrys Rücken jetzt zehn oder zwölf lange, schmale Streifen, die aussahen, als hätte sie jemand mit einem hellroten Lippenstift hingemalt. Unter den vielen zufälligen Kratzern und Abschürfungen kamen ihm die fleischig glänzenden Striemen vor wie Zeichen einer seltsamen Geheimschrift.
Pete spürte, wie etwas ihm die Kehle zuschnürte.
»Großer Gott«, murmelte er.
Cherrys Kopf bewegte sich ein wenig seitwärts, aber sie drehte ihn nicht nach hinten zu ihm.
»Hat man Sie ausgepeitscht ?«
»Was?«, rief Jeff.
»Ihr Rücken sieht aus, als hätte jemand sie ausgepeitscht . «
Jeff, der schon fast an der Tür war, rannte wieder zurück, um sich Cherrys Rücken anzusehen. Kopfschüttelnd blieb er neben Pete stehen und brachte erst nach ein paar Sekunden ein leise gemurmeltes »Verdammte Scheiße« hervor.
»Womit hat er sie gepeitscht, Cherry?«
Sie drehte sich um, schaute von Pete zu Jeff und sagte: »Shhhh.«
Die beiden verstummten augenblicklich.
Hat sie etwas gehört?, fragte sich Pete. Etwas von drau ßen?
Er lauschte angestrengt.
»Was ist?«, flüsterte Jeff ihr zu.
»Shhhh-errry. Nicht Ch erry.«
»Wie bitte?«, fragte Jeff.
»Ach so!«, rief Pete aus. »Jetzt kapiere ich! Sie heißen Sh erry!«
»Ja.«
»Nicht Ch erry?«, fragte Jeff.
»Shhhherry«, erklärte ihm Pete.
Sherry nickte und lächelte leise.
Die beiden sahen sich an. Dann rannte Jeff an Sherry vorbei zu der Schiebetür.
»Warten Sie, ich mache sie Ihnen auf«, sagte er.
Dichtauf gefolgt von Jeff und Pete trat Sherry langsam aus dem Haus und humpelte auf den Tisch am Pool zu.
»Können wir was für Sie tun?«, fragte Pete.
Sherry schüttelte den Kopf. Dann stellte sie sich mit dem Rücken vor einen der Stühle, ging langsam in die Knie und ließ sich, während sie die Armlehnen aus Aluminium fest mit den Händen umklammerte, vorsichtig auf die Sitzfläche sinken. Dort blieb sie steif am vorderen Rand hocken.
»Legt das Verbandszeug auf den Tisch«, sagte sie.
Die beiden folgten ihrer Anweisung.
»Und dann nehmt einen Wattebausch, tunkt ihn in Wasserstoffperoxid und tupft mir alle offenen Wunden ab.«
Alle schaffen wir unmöglich, dachte Pete. Nicht, solange du auf dem Stuhl sitzt. Aber er beschloss, es ihr nicht zu sagen.
»Kein Problem«, sagte Jeff.
»Und dann streicht ihr mir vorsichtig antibiotische Salbe drauf.«
»Okay«, sagte Pete.
Das ist ja super , dachte er. Die Salbe müssen wir mit den Fingern auftragen!
»Und dann weiß ich nicht so recht, wie viele von den Wunden wir verbinden müssen. Wir werden sehen. Auf jeden Fall wollte ich euch noch sagen, dass ihr total nett seid. Und ich möchte, dass ihr du zu mir sagt.«
Pete spürte, dass er schon wieder rot wurde. »Wir wollten Ihnen nur helfen«, sagte er.
»Wir wollten dir nur helfen«, verbesserte sie ihn.
»Okay. Wir helfen dir gerne.«
»Tut mir Leid, dass ich euch so viele Umstände mache.«
»Aber wieso denn?«, fragte Jeff. »Wir tun es doch gerne.«
Pete sah ihn böse an.
»Stimmt doch, oder?«
»Ich möchte nur nicht, dass euch irgendwas … peinlich ist«, sagte Sherry. »Okay?«
»Jeff ist nie etwas peinlich.«
Sie schaute Pete in die Augen. »Und dir braucht es auch nicht peinlich sein, okay? Es ist völlig in Ordnung, dass du mich … na ja … dass du mich so siehst. Oder berührst. Anders geht es nun mal nicht.«
Pete versuchte zu lächeln. »Unter den gegebenen Umständen hast du wohl Recht.«
»Also mach dir keine Sorgen. Auch nicht darüber, dass du … erregt bist.«
Pete
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