Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Spiegel, dann weißt du’s.«
    »Wie nett von dir«, sagte Toby.
    »Haust du jetzt endlich ab?«
    »Ja. Natürlich. Tut mir Leid, dass ich dich belästigt habe.«
    Ohne ein weiteres Wort ließ Dawn sich wieder auf die Liege sinken und schloss die Augen.
    »Bis später«, sagte Toby.
    Sie gab ihm keine Antwort.
    Als er nach Hause gekommen war, hatte Toby Sherrys Pistole in dem Lieferwagen zurückgelassen, den er ein paar Blocks weit entfernt in einer ruhigen Straße abgestellt hatte.
    Jetzt hatte er keine Lust, sie zu holen. Außerdem konnte er sie ohnehin nicht gebrauchen, denn die Nachbarn würden möglicherweise die Schüsse hören, und dieses Risiko wollte er nicht eingehen.
    Er ging zurück ins Haus, schnappte sich den Schlüsselbund und sperrte die Tür zur Garage auf. Nachdem er den Lichtschalter ertastet und betätigt hatte, sprang oben an der Decke brummend eine Neonröhre an und erfüllte die Garage mit kaltem, hellem Licht.
    In der Doppelgarage stand kein Wagen.
    Noch am Tag ihrer Beerdigung hatte Sid den Mustang und den Mercedes ihrer Eltern hinaus in die Einfahrt gestellt und damit begonnen, aus der Garage ein Fitnessstudio mit Spiegelwand und allen möglichen hochmodernen Kraftmaschinen zu machen.
    Von der alten Einrichtung durfte nur die Werkbank bleiben, denn hin und wieder bastelte Sid auch an anderen Dingen herum als seinem Körper.
    Außerdem war er stolz auf seine Werkzeugsammlung.
    Während Toby quer durch die Garage zur Werkbank ging, betrachtete er sich in den mannshohen Spiegeln. Der Anblick gefiel ihm überhaupt nicht.
    Stimmt, ich bin ein ekelhafter Fettsack. Kein Wunder, dass mich niemand mag.
    Aber ich kann mich in Form bringen, dachte er. Wenn mir erst mal die ganzen Maschinen hier alleine gehören, kann ich jeden Tag trainieren, und dann sehe ich bald aus wie die Typen im Fernsehen.
    Das mache ich. Und dann werfen sich mir die Bräute nur so in die Arme.
    Mitten auf der Werkbank stand die Ladeschale mit Sids nagelneuer Black & Decker-12-Volt-Akkubohrmaschine. Im Bohrfutter steckte ein kurzes Schraubendreherbit, das Toby durch einen acht Millimeter dicken und zehn Zentimeter langen Holzbohrer ersetzte. Toby überprüfte den festen Sitz des Bohrers und lächelte zufrieden. Dann legte er die Bohrmaschine auf die Werkbank und fing an, sich mit zitternden Händen auszuziehen.
    Von einem Haken hinter der Werkbank nahm Toby ein Teppichmesser, schob die Klinge etwa einen Zentimeter heraus und legte es neben die Bohrmaschine.
    In einem Schrank suchte er nach Handschuhen, fand aber zunächst nur ein Paar aus Gummi, das seine Mutter bei Gartenarbeiten getragen hatte, und das viel zu klein für ihn war. Aber es musste irgendwo auch noch die Handschuhe geben, die sein Vater zum Graben der Pflanzlöcher angezogen hatte. Auch Toby hatte sie tragen müssen, wenn Vater ihn dazu gezwungen hatte, die toten Tiere zu begraben.
    Du hast es umgebracht, du krankes Schwein. Jetzt buddel es gefälligst ein.
    Wie freundlich, dachte Toby. Den eigenen Sohn ein krankes Schwein zu nennen. »Wer zuletzt lacht, lacht am besten«, murmelte Toby, als er die Arbeitshandschuhe aus grobem Stoff schließlich in einer Schublade fand.
    Er zog sie an und nahm das Teppichmesser und die Bohrmaschine.
    Auf dem Weg zur Tür betrachtete er ein weiteres Mal sein Spiegelbild. Bis auf die Handschuhe war es splitternackt.
    »Dann mal los, du krankes Schwein«, flüsterte er und versuchte zu lächeln. Er zitterte vor Aufregung am ganzen Körper, aber im Spiegel sah man es nicht. Sein Spiegelbild wirkte überhaupt nicht aufgeregt.
    »Nur durchgeknallt«, sagte er und kicherte leise in sich hinein.
    Als er das Haus betrat, hörte er Musik und Stimmen aus dem Fernseher. Auf etwas wackeligen Beinen ging er zum Arbeitszimmer und versteckte, bevor er durch die Tür trat, die Hände hinter dem Rücken.
    Sid fläzte noch immer in seinem Leopardenhöschen auf dem Sessel herum und nippte an seiner Bloody Mary. Als Toby hereinkam, ließ er den Blick gelangweilt vom Fernsehschirm zur Tür wandern. Und riss die Augen auf. Ungläubig starrte er erst auf Tobys nackten Körper und dann in sein Gesicht.
    »Was soll denn das?«, fragte er.
    »Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, mir einen zu blasen«, erwiderte Toby.
    »WAS?«
    »Na los, du Schwuchtel, fang endlich an.«
    »Ich reiß dir deinen fetten Arsch auf!« Sid knallte das Glas auf ein Tablett neben dem Sessel und sprang auf.
    Toby blieb ruhig stehen.
    Und sah Zweifel in den Augen seines Bruders

Weitere Kostenlose Bücher