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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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verursacht. Wir können also eine Vergewaltigung nicht ausschließen – aber sicher wissen wir es nicht. Es ist einfach nicht mehr möglich festzustellen, ob all die vaginalen Verletzungen vom Apfel stammen, oder vorher entstandene Wunden durch das Einführen nicht mehr eindeutig zu erkennen sind.«
    Er schloss die schwere Tür.
    »Cox Orange, würde ich tippen«, sagte Albrecht Skorubski leise. Und Peter Nachtigall erinnerte sich daran, dass sein Partner seit vielen Jahren alte Obstsorten auf einem Grundstück im Spreewald sammelte und pflegte.
    »Außerdem ist das Mädchen nach seinem Tod mehrfach bewegt worden. Sie wurde nicht nur zu der Stelle im Wald gebracht und dort auf diese eigenartige Unterlage gebettet, sondern wurde vorher schon einmal für einige Zeit abgesetzt. Wir fanden ausgeprägte Blutansammlungen an den Beinen und am Gesäß des Mädchens. Vielleicht wurde sie vorher noch irgendwo in sitzender Position angelehnt und erst später auf diesem Moosbett gelagert. So – ich mache noch die üblichen Analysen und schicke dann die Befunde rüber. Ein paar Faserspuren haben wir trotz des Regens und der Moosdecke sichern können – aber solange ihre Kleidung nicht gefunden wurde, bringt Ihnen das nicht so viel. Hat der Erkennungsdienst schon geklärt, wie der Täter sie in den Wald transportiert hat? Wenn er sie getragen hat, ist das ein weiterer Hinweis darauf, dass es ein kräftiger Mann gewesen sein muss. Wir haben jedenfalls weder die typischen Druckstellen an ihren Oberarmen noch Abschürfungen an ihren Fersen gefunden, wie sie entstehen, wenn jemand den Körper über den Boden zieht.«
    »Sie trug Schuhe.«
    »Pumps. Die werden beim Ziehen eines Körpers aber von den Füßen gestreift.«
    Damit waren sie entlassen und Dr. Pankratz bedeutete einem unauffälligen Herrn im Kittel, der den beiden Beamten bisher gar nicht aufgefallen war, die Leiche könne in den Kühlraum gebracht werden. Dann nickte er den beiden Ermittlern kurz zu und verschwand mit seinem Kollegen durch eine Glastür, auf der Labor stand.
     
    »Ich glaub’s nicht«, Peter Nachtigall kickte eine Eichel über den Parkplatz, als sie zum Wagen zurückgingen. »Vielleicht haben wir es doch mit einem ausgewachsenen Psychopathen zu tun.«
    »Und das ausgerechnet in Cottbus. Und dann noch da hinten im »Ärztegetto«, wo die DDR ihre fluchtgefährdeten Ärzte mit jedwedem Komfort verwöhnte. Mann, da wohnten früher viele VIPs. Einige sind sicher immer noch da. Das wird unangenehm.«
    »Ach was. Die wollen doch auch, dass der Mörder gefasst wird.«
     
    Gerade als Peter Nachtigalls Magen registrierte, es müsse bald Mittag sein, stürmte Michael Wiener aufgeregt ins Büro. »Hier ist der erste kurze Obduktionsbericht. Dr. Pankratz hat mineralische Spuren in der Wunde gefunden und meint, wir sollten den Tatort nach einem Stein absuchen, der Blutanhaftungen aufweist.« Wieder war nichts von seinem badischen Dialekt zu hören, wie Nachtigall mit leisem Bedauern registrierte. Vielleicht wollte der junge Mann nicht ständig auf seine Herkunft angesprochen werden. Insgeheim hoffte Nachtigall, der Dialekt werde sich nicht gänzlich verlieren.
    »Wir sollen nach einem blutigen Stein suchen?« Albrecht Skorubski runzelte ungläubig die Stirn. »Kaffee?«, fragte er dann in die kleine Runde und schob sich an Michael Wiener vorbei zur Tür hinaus, als keiner antwortete.
    »Ich rufe gleich mal die Spurensicherung an. Vielleicht haben die gestern schon was gefunden und mitgenommen.« Peter Nachtigall wählte schon die Nummer.
    »Wie konnte der Kerl sie denn überhaupt kriegen? Immerhin war sie jung und bestimmt auch flink.« Michael Wiener schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht hatte sie keinen Grund ihm zu misstrauen. Oder er hat einfach in einem Hinterhalt gewartet, bis ein passendes Opfer vorbeikam«, warf Skorubski ein und starrte den Kaffeebecher an wie ein Ekel erregendes Insekt, als er ihn auf dem Schreibtisch abstellte.
    »Warum holst du dir einen, wenn du ihn dann doch nicht trinken kannst?«
    »Reiner Masochismus.«
    »Ich glaube das ist ein wichtiger Punkt«, dachte Nachtigall laut. Warum ist sie einfach ruhig weitergegangen? Kannte sie den Mann und hatte deshalb keine Angst vor ihm? Oder wollte sie ihre Angst nicht zeigen, weil sie es albern fand sich vor einem Fremden zu fürchten, nur weil er den gleichen Weg entlang ging. Sie wollte ihm keine böse Absicht unterstellen, nur weil er ein Mann war – in dem Alter reagieren sie manchmal

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