Racheakt
genommen hat?«
»Eine Person ist doch da gewesen, von der ich es nicht gedacht hätte.« Er zeigte auf eines der Fotos. Skorubski nickte.
»Vielleicht kann man ja das Medikament in seinem Blut nachweisen. Mein Bruder hat eine transplantierte Niere und muss dafür Medikamente nehmen. Der Arzt bestimmt dann regelmäßig den Spiegel, zum Beispiel von Cyclosporin, um das Medikament optimal dosieren zu können. Dr. Pankratz hat auch heute nach Spuren suchen lassen. Wir könnten ihn fragen.«
»Alkohol geht ja auch. Und THC, bei den Kiffern. Gut, gleich morgen früh ruf ich unseren Pathologen an und klär des ab. Jetzt ist er sicher nicht mehr im Institut.«
Nachtigall war wieder zu seinem Team gestoßen und hatte die letzten Sätze gehört. Innerlich musste er grinsen, weil der Kollege ab und an wieder in seinen Dialekt verfiel.
»Wir haben überhaupt keinen konkreten Anhalt dafür, Grabert könne in diese Morde verwickelt sein. Ich möchte nochmals alle zu größter Diskretion ermahnen, sonst kommen wir in Teufels Küche. Die Blutabnahme war freiwillig. Er hat zugestimmt und ein Team vom Labor ist hingefahren, um sie unauffällig zu beschaffen. Grabert hat sich sehr kooperativ gezeigt«, mahnte er.
»Er hat uns nicht darüber aufgeklärt, dass er dieses Androcur nicht mehr gespritzt bekommt, sondern Tabletten einnimmt. Er hatte eine fertig gepackte Tasche, als wir ihn geholt haben – ich finde er ist schon verdächtig auch ohne die Ähnlichkeit der Taten!« Skorubski schüttelte ungehalten den Kopf.
»Ich meine auch, wir sollten ihn gut im Auge behalten – wer weiß schon, was der so plant«, schloss sich Wiener an.
»Schluss jetzt. Ich verstehe ja, dass ihr ihn gerne festnehmen würdet. Aber wir haben noch immer nicht mehr in der Hand als am Freitag. Eine zu frühe Festlegung schränkt uns doch nur ein«, beendete Nachtigall die Spekulationen.
»Habt ihr die Fotos von dem zweiten Mädchen rumgezeigt?«
»Ja – aber bisher ohne Erfolg. Wir waren an den Gymnasien – Fehlanzeige. Die Realschule in Schmellwitz – keiner kannte sie dort. Die Gesamtschulen stehen noch aus«, Wiener war unzufrieden. Irgendwie hatte er nicht erwartet, dass so viele Spuren im Nichts enden würden.
»Gut. Albrecht, du gehst heute Abend ins Stuck. Ins Lollipop und ins Mäxx schicke ich eine Streife. Und Sie, Michael gehen ins Glad-House. Da ist heute Kino – vielleicht kennt man sie an der Kasse.«
Wiener nickte.
»Im Grund schrumpft unsere Liste der Verdächtigen ja durch den zweiten Mord. Der Freund von Anna Kranz scheidet wohl aus, oder?«
»Da wir noch nicht einmal wissen, wer die zweite Tote ist, scheidet hier niemand aus!«
»Eben. Vielleicht war sie ja gar eine Verflossene von Jens Wilde. Wer weiß?«
»Wenn wir erstmal ein Umfeld finden, ergeben sich vielleicht ganz neue Querverbindungen – Verein, Disco oder sogar Volkshochschule. Die jungen Leute haben ja oft genug einen unglaublichen Aktionsradius.«
Peter Nachtigall nahm den Stapel Fotos an sich und begann sie durchzusehen, während er weiter sprach.
»Also fassen wir mal zusammen: Die Discos klappert die Streife ab, Michael geht ins Glad – House, Albrecht ins Stuck und ich versuche mit Dr. Pankratz offene Fragen zu dieser Androcur- Therapie zu klären. Ich werde auch über den Nachweis des Medikaments im Blut mit ihm sprechen. Michael, es wäre gut, Sie könnten morgen auch mal unauffällig nach Günter Grabert forschen. Vielleicht hat der ja doch ein Alibi und weiß gar nichts davon. Es könnte doch sein, dass ein Nachbar ihn zufällig am Müllcontainer hat stehen sehen- so was in der Art. Aber – vorsichtig! Albrecht, wir gehen morgen in dieser Werkstätte vorbei und sehen mal, was wir so an Informationen über Hansi bekommen können, besonders auch im Bezug auf seine Frustrationstoleranz und seinen Aggressionsabbau. Bei der Gelegenheit werden wir auch noch mal nach Medikamenten fragen. Manche nehmen ja so ein starkes Zeug ein, dass ihre Realitätswahrnehmung gestört ist. Nanu, Frau Dr. Jung war ja auch bei der Beerdigung. Hier auf einem der Fotos steht sie neben der Tante des Opfers. Bestimmt sollte das ihren Patienten entlasten. Schluss für heute.«
Damit scheuchte Nachtigall seine Kollegen ins Cottbuser Nachtleben und griff nach dem Telefon.
»Alles klar bei dir?«
Albrecht Skorubski warf seinem Partner einen kritischen Blick zu. Schließlich wusste er, Jule würde nur in Ausnahmefällen die Dienststelle anrufen und die steile Falte auf der
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