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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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verblüfft.
    »Ja. Genau. Er hat geschrieben, er müsse morden, weil er nicht verstanden würde. Das bedeutet doch im Umkehrschluss, wenn wir sein Anliegen begreifen, werden weitere Morde überflüssig. Und er hat auch angedeutet, er wäre froh nicht mehr töten zu müssen. Das kann er uns beweisen, indem er uns seine Mission erklärt.« Couviers Augen leuchteten vor Begeisterung, als er erwartungsvoll in die Runde sah.
    Nachtigall registrierte es und schüttelte sich angewidert. Menschen, die sich an ihren eigenen Worten berauschten, brachten nur selten das Heil.
    »Und was tun wir, wenn er uns durchschaut und auflaufen lässt?«, fragte er genervt.
    »Was soll das heißen?«
    »Na, was tun wir, wenn er unser Gesprächsangebot nicht nutzen will, weil er Worte zum Beispiel für nicht so aussagekräftig hält wie Taten?«
     
    »Hansi können wir nun wohl endgültig streichen.«
    »Günter Grabert hat einen Laptop mit W-LAN. Aber er behauptet, diese Technik nicht zu nutzen. Es sei ein viel zu unsicheres Verfahren. Aber des muss ja nicht stimmen. Wir haben sein Gerät beschlagnahmt und in der Technik suchen sie noch Spuren der fraglichen Datei. Außerdem sei er nur für ein paar Wochen als Fahrer bei Candle-Light angestellt gewesen. Als Krankheitsvertretung. Dann sei der eigentliche Chauffeur wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden und er musste gehen. Die Mädchen will er sich nicht näher angeguckt haben«, berichtete Michael Wiener.
    »Haben wir denn schon das Ergebnis der Blutanalyse?«
    »Ja. Sie konnten Androcur nachweisen. Aber in dem Bericht steht auch, dass das nicht wirklich etwas aussagt. Er könnte auch über einen langen Zeitraum kein Medikament genommen haben und dann – zum Beispiel um uns zu täuschen – seine normale Dosis einwerfen. Im Blutbild macht das keinen Unterschied. Wir wissen also nur, dass er es vor der Blutprobe genommen, aber nicht, ob er es regelmäßig eingenommen hat«

41
    »Mein Gott – ich habe es gerade in den Nachrichten gesehen! Der Wahnsinnige will noch einen Mord begehen! Praktisch vor den Augen der Polizei!« Dr. Helge Jung und Peter Nachtigall saßen sich im Ghandi, einem indischen Tandoori – Restaurant, gegenüber.
    »Er hat das Bild an LTV geschickt. Er spielt mit uns Katz und Maus.«
    »Hat sich denn schon jemand gemeldet, der weiß, wo die Stelle sein könnte?«
     
    Dieses Gespräch passt nicht an einen gemütlichen Ort wie diesen, dachte Nachtigall. Sie saßen hier an einem liebevoll gedeckten Tisch bei Kerzenschein, im Hintergrund war entspannende Musik zu hören und sie warteten im Duft aromatischer Gewürze auf ihre Bestellung. Doch anstatt die romantische Atmosphäre zu genießen und Gespräche über private Dinge zu führen, unterhielten sie sich hier über einen Irren, der junge Mädchen brutal niedermetzelte und grausig verstümmelte.
     
    »Noch haben wir keinen Hinweis. Die Aufnahme gibt nicht viel her zur Orientierung. Aber schon möglich, dass jemand weiß, wo das aufgenommen wurde«, in Nachtigalls Stimme schwang trotzige Hoffnung.
    »Warum hat er euch denn überhaupt dieses Foto geschickt? So steigt doch für ihn das Risiko.«
    »Unser »Profiler« meint, er hält sich für maßlos überlegen. Vielleicht macht er einen Fehler. Dann schnappen wir ihn.«
    »Günter Grabert steht aber nicht mehr unter Verdacht, oder?«
    »Jeder bleibt verdächtig. Weißt du, wie einfach es ist, so eine Datei von einem x-beliebigen Internetzugang zu verschicken? Es ist wirklich unglaublich – und das Schlimmste ist, dass alle Welt zu wissen scheint, wie das funktioniert – nur ich nicht!«
     
    Das Essen wurde serviert. Eine große Portion Reis und für jeden ein kupfernes Pfännchen auf eigenem Rechaud. In Dr. Jungs Pfännchen zischte und brutzelte es leise. Nachtigall schnupperte fasziniert. Seine Gemüsekäsebällchen dufteten nach feinen, fremdartigen Kräutern und Curry.
    »Ein vegetarisches Gericht«, schmunzelte er.
    Jules Erziehungsversuche schienen doch langsam Wirkung zu zeigen. Er konnte nur hoffen, dass er umgekehrt auch solche Erfolge hatte.
    Dr. Jung schöpfte Hähnchenfilet mit Gemüse auf ihren Teller und gab eine gefährlich scharf aussehende rote Soße darüber.
    »Ist das so ungewöhnlich für dich?«
    »Na, ja. Ich esse schon richtig gerne Fleisch. Aber Jule ist vor einiger Zeit zum vegetarischen Lager übergewechselt und versucht nun, mich zu missionieren. Offenbar mit zunehmendem Erfolg!«
    Die Psychologin lachte angenehm warm und analysierte:

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