Rachedurst
überprüfen«, begann ich. »Sie haben gesagt, am Tag, bevor Vincent Marcozza umgebracht wurde, kam Dwayne Robinson ins Lokal, aber ohne sich zu setzen. Jetzt frage ich mich, ob Marcozza auch an jenem Tag zum Mittagessen hier war.«
»Könnte sein«, antwortete sie rasch. »Er kam fast jeden Mittag her. Manchmal auch zum Abendessen. Mr. Marcozza war ein guter Kunde.«
»Gibt es eine Möglichkeit, zu überprüfen, ob er am Tag vor der Schießerei ebenfalls da war? Vielleicht im Reservierungsbuch?«
Wieder wirkte sie leicht verstört, als hätte ich sie mit der Frage kalt erwischt. Was ist los, Tiffany? Nach einem weiteren Blick nach hinten bedeutete sie mir, ihr zu folgen.
Wir gingen zum Reservierungsbuch. »Es war am Donnerstag, oder?«, fragte sie.
Ich nickte. Sie blätterte zurück und fuhr mit ihrem roten Fingernagel die Liste vom Donnerstag nach unten. Ich versuchte mir meine Auf-dem-Kopf-Lesekunst zunutze zu machen, während ich nach Marcozzas Namen Ausschau hielt.
Doch ich fand ihn nicht. Ebenso wenig wie Tiffany.
»Hm, ich vermute, an dem Tag war er nicht hier«, schlussfolgerte sie. »Das ist untypisch für ihn.«
»Wer war an welchem Tag nicht da?«, meldete sich jemand hinter Tiffany mit strenger Stimme.
37
Es war Jack, der Restaurantleiter. Hieß er überhaupt Jack? Nein, Jason, überlegte ich. Angesichts seiner strengen Stimme hätte er auch Angepisst heißen können. Tiffany erstarrte wie ein Reh im Flutlicht.
»Dafür bin ich verantwortlich«, kam ich ihr zu Hilfe. »Ich wollte überprüfen, ob Vincent Marcozza am Tag vor seinem Tod hier gegessen hatte. Mehr nicht. Nichts Aufregendes.«
Ich erwartete, dass er mich fragte, warum ich das wissen wollte. Tat er nicht. Stattdessen sagte er: »Die Reservierungen unserer Gäste werden vertraulich behandelt. Dies gehört zu den Grundsätzen unseres Restaurants, Mr. Daniels.«
Jason kannte meinen Namen. Das war ein bisschen seltsam. Wir hatten uns nicht offiziell kennengelernt. Und keine Visitenkarten ausgetauscht.
»Dann entschuldige ich mich«, sagte ich. »Das wusste ich nicht.«
»Ja, aber Tiffany wusste es«, erwiderte er und wandte sich ihr zu. Sie hob entschuldigend die Hände. »Jason, ich weiß, Sie haben mir gesagt …«
»Das brauchen Sie nicht zu wiederholen«, fiel er ihr ins Wort.
»Aber …«
»Halten Sie den Mund!«, bellte er das arme Mädchen an. »Sie sind gefeuert.«
Gefeuert? Du machst wohl Witze!
»Was soll das? Sie hat nur versucht, mir zu helfen«, sagte ich verblüfft. »Ich war auch Gast hier. Nein, ich bin Gast. Ich wollte ein Steak essen.«
Jason, mein neuer Freund, starrte mich an. »Habe ich mit Ihnen geredet?«
»Das tun Sie ja jetzt«, entgegnete ich.
Er trat zwei Schritte vor und blieb so dicht vor meinem Gesicht stehen, dass ich sogar roch, welche Geschmacksrichtung sein Kaugummi hatte.
»In diesem Fall möchte ich, dass Sie mir genau zuhören«, presste er durch die Zähne. »Verschwinden Sie aus meinem Restaurant. Kommen Sie nie wieder.«
So viel dazu, dass der Kunde König ist … oder zumindest willkommen.
»Was wollen Sie tun?«, fragte ich ihn. »Die Polizei rufen?«
»Nicht, wenn Sie nicht darauf bestehen«, schoss er zurück.
Ich war zwar nicht der technische Berater für den Film Fight Club gewesen, doch dank meiner zahlreichen Balgereien konnte ich sagen, dass er mich herausforderte.
Immer mit der Ruhe, Nick. Sei diplomatisch.
»Hören Sie, die Sache muss doch nicht aus dem Ruder laufen«, meinte ich.
Kaum waren die Worte über meine Lippen, packte er mich am Revers und schob mich zurück. »Ich glaube, Sie haben mich nicht verstanden.«
Oh, ich habe dich sehr wohl verstanden … scheiß auf Diplomatie!
Ich stemmte meine Fersen gegen den Boden und schubste Jason genau so zurück, wie er es verdient hatte. Daraufhin hob er die Fäuste. Und plötzlich hätten wir uns auch in einem Hockey-Spiel der Rangers im Madison Square Garden befinden können.
Jetzt kamen die harten Bandagen, ob ich wollte oder nicht.
Wumm!
Er versetzte mir einen kurzen rechten Haken auf die Wange,
auf den ich alles andere als gefasst war. Also schwang auch ich meine Faust durch die Luft – traf aber nur ins Leere. Jason war nicht groß, aber schnell. Zu schnell, um in einem Kampf mit ihm Schritt halten zu können.
Wurde Zeit, zu improvisieren.
»Nick, seien Sie vorsichtig«, rief Tiffany von der Seitenlinie.
Mit gesenktem Kopf und Karacho rannte ich auf Jason zu und schlang meine Arme um seine Hüfte.
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