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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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Wetter oder die letzte Staffel der Sopranos zu reden. Wurde Tony umgebracht oder nicht? Was meinen Sie?
    »Kommen Sie, Nick, gehen wir ein Stück. Nehmen Sie Ihr Glas mit«, forderte mich Pinero auf. »Ich muss mit Ihnen reden. Keine Sorge, Ihnen wird nichts passieren. Sie sind bei mir. Jetzt sind Sie vollkommen in Sicherheit.«

35
    Als ich noch einen Schluck von meinem Scotch nahm, merkte ich, dass Pinero kein Glas in der Hand hielt. Weiterhin fiel mir auf, dass das, was er trug, viel auffälliger war als seine schicken Anzüge mit dem schwarzen Einstecktuch als Markenzeichen. Ich folgte nämlich einem königsblauen Fila-Trainingsanzug bis zu dem Uferstreifen, wo die unruhigen Wellen des Rockaway Inlet gegen die Wellenbrecher schlugen. Er zündete sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und blies langsam den Rauch in den Wind.
    »Tja, Nick, das muss ein beängstigendes Schauspiel gewesen sein, neulich im Lombardo’s«, begann er mit einem leichten Nicken. »Nicht jeder hat die Gelegenheit, einen Mord aus nächster Nähe zu beobachten. Kann einen fertigmachen, nicht?«
    »Damit haben Sie die Sache auf den Punkt gebracht«, bestätigte ich.
    »Auf den Punkt gebracht? Das nehme ich von einem der großen Autoren als Kompliment. Sie waren also dort, um Dwayne Robinson zu interviewen?«
    »Ja.«
    Er schüttelte mitleidig den Kopf. »Traurige Geschichte. Dieses große Talent, völlig vergeudet. Eine Schande.«
    Dazu sagte ich nichts. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mir auszumalen, worauf die Unterhaltung hinauslaufen sollte. Pinero wusste offenbar von der Aufnahme und in welcher Weise er darin verstrickt war. Statt nur kurze Zeit wegen Zinswucher einzusitzen, lief er jetzt Gefahr, wegen Mordes
verurteilt zu werden. Worüber wollte er also mit mir sprechen?
    Ich entschied mich, den Quatsch zu beenden und ihn rundheraus zu fragen: »Mr. Pinero, warum bin ich hier?«
    Der Mann, den man »der Prinz« nannte, nahm einen langen Zug von seiner Zigarette, ohne seinen Blick von mir abzuwenden. Ich glaube, er blinzelte kein einziges Mal. Und als er antwortete, strahlte er absolute Ruhe aus.
    Er wollte mich nicht töten, sondern mir helfen.
    Oder mich zumindest warnen.
    »Nick, ich bin reingelegt worden«, sagte er. »Und das heißt, auch Sie wurden reingelegt. Ich möchte gerne, dass Sie mir helfen, herauszufinden, wer uns beide verarscht hat. Helfen wir uns gegenseitig, Nick.«

36
    Mein erster logisch folgender Gedanke war, dass der aalglatte Eddie Pinero mir völligen Bockmist erzählte. Schließlich war er der schlaue Kopf einer Bande des organisierten Verbrechens und kein Vorbild für Menschen, die auf dem Pfad der Tugend wandelten. Natürlich appellierte er an meine journalistischen Instinkte, damit ich meinen Grips noch mehr anstrengte, um herausfinden, was im Lombardo’s passiert war. Wenn er seine Unschuld nicht beweisen konnte, dann vielleicht ich.
    Alles in allem war die Sache unglaublich durchsichtig. Das Problem war, sie funktionierte bei mir. Zumindest machte sie mich nachdenklich. Der Kerl hatte mich von seinen Schlägern sogar entführen lassen, ohne dass ich gleich zur Polizei rannte. Hätte ich Anzeige erstatten sollen?
    Stattdessen ging ich, wie von einem Magneten angezogen, am selben Tag noch einmal in Lombardo’s Steakhouse.
    Ich hatte noch nichts gegessen, doch ein nettes Porterhouse-Steak war das Letzte, wonach es mich gelüstete. Nein, das Grummeln in meinem Bauch rührte von dem Gefühl, dass etwas an dem ursprünglichen Grund für meinen Besuch im Steakhouse – am Interview mit Dwayne Robinson – nicht stimmte. Oder sollte ich sagen, es hatte alles zu gut gepasst?
    Deswegen ging ich noch einmal hin, um meine neue Freundin zu besuchen – Tiffany.
    Zufällig erwischte ich sie, als sie schon fast zur Tür hinaus war. Um halb drei war die Mittagszeit vorbei, das Restaurant fast leer.
    »Haben Sie einen Moment Zeit?«, fragte ich sie. »Es tut
mir wirklich leid, wenn ich Sie noch einmal belästige. Ich bin aufdringlich, ich weiß.«
    »Klar, um was geht’s?«
    Allerdings war an ihrem »Klar« gar nichts klar. Sie wirkte ängstlich, als sie mich sah, blickte sich sogar um und vergewisserte sich, dass uns niemand beobachtete.
    »Hey, alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte ich sie.
    »Bitte?« Sie drehte sich zu mir zurück. »Ach … äh, ja, alles in Ordnung.«
    Dessen war ich mir nicht ganz sicher, doch ich drängte weiter.
    »Ich habe gehofft, Sie könnten noch etwas für mich

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