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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf und schlug die Hände vors Gesicht.
    Jetzt erst ging Joe auf, was er ihr da zumutete, und er stieg auf die Bremse. »Julie, ich fahr dich nach Hause … «
    Â»Nein!«, schluchzte sie. »Bringen Sie sie einfach dazu, aufzuhören! Ehe Dad und meine Onkel einander umbringen.«
    Joe und Sheridan tauschten einen Blick. Sheridan war bleich geworden. Sie schüttelte den Kopf und wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Joe atmete seufzend aus und fuhr weiter.
    ***
    Arlen ging von dem Schlag zu Boden, während die Fahrzeugkolonne sich im Salbeigesträuch aufteilte und die Brüder einkreiste. Joe stieg auf die Bremse, öffnete die Tür und behielt sie zwischen sich und den Scarletts. Während er nach seiner Schrotflinte fischte und sie durchlud, hörte er McLanahan kurz eine Sirene betätigen und in seinem frisch antrainierten Cowboyslang sagen: » Schaufeln fallen lassen, Männer, und mit an den Kopf gelegten Händen auseinandertreten. Sie nicht, Arlen – Sie bleiben unten .«
    Die Ordnungshüter sprangen aus ihren Wagen und fuchtelten mit den Pistolen. Die Warnung schien auf Hank keine Wirkung zu haben. Er stand über Arlen und hob die Schaufel mit beiden Händen hoch in die Luft, als wollte er sie jeden Moment auf seinen Bruder niedergehen lassen, wie ein Gärtner, der einer Schlange den Garaus macht.
    Joe glaubte schon, Arlen sei ein toter Mann, doch Wyatt rammte Hank plötzlich mit der Schulter und stieß ihn auf alle viere, während die Schaufel in hohem Bogen durch die Luft flog.
    Â»Los!«, herrschte McLanahan seine Männer an. »Nehmt sie sofort fest!«
    Â»Ihr bleibt hier«, sagte Joe zu Julie und Sheridan. Seine Tochter hielt Julie in den Armen. Die schluchzte mit gesenktem Kopf.
    Joe zielte mit seiner Schrotflinte über die Köpfe der Brüder hinweg, als er um seinen Pick-up herumkam. Er sah drei Hilfssheriffs, darunter auch Mike Reed, zu den am Boden liegenden Scarlett-Brüdern eilen. Reed war der einzige Hilfssheriff, den Joe für vernünftig und professionell hielt. Die anderen hatte McLanahan erst kürzlich angeheuert; sie waren alle groß gewachsen, stur, waren fix mit den Fäusten bei der Sache und gern bereit wegzuschauen, falls ein Freund des Sheriffbüros an einem Konflikt beteiligt war – oder genauer gesagt: ein Freund von McLanahan.
    Arlen rollte sich auf den Bauch, führte die Hände am Rücken zusammen, um sich Handschellen anlegen zu lassen, und sagte dabei: »Immer mit der Ruhe, Jungs, immer mit der Ruhe, ich bin kooperativ … «
    Nachdem Wyatt das beobachtet hatte, tat er es Arlen nach, wirkte dabei aber verwirrt.
    Alle drei Hilfssheriffs waren nötig, um Hank zu überwältigen, der sie ununterbrochen wüst beschimpfte, nach ihnen trat und schlug und Reed dabei einmal voll auf den Mund traf, aus dem sofort hellrotes Blut lief. Nach einer Ladung Pfefferspray in die Augen wand Hank sich schließlich im Staub, und die Hilfssheriffs konnten ihm am Rücken Handschellen anlegen und seine Cowboystiefel mit Plastikfesseln zusammenbinden.
    ***
    Nach zwei Jahren als Bezirkssheriff schien McLanahan noch immer nicht ganz in seiner Stellung angekommen zu sein und hatte darum in den letzten Monaten offenkundig beschlossen, sich ein neues Image zuzulegen: das eines »heimischen Originals«. Nachdem er mehrere Rollen probiert und verworfen hatte – den blinzelnden Revolverhelden, den technokratischen Ordnungshüter, den freundlich händeschüttelnden Politiker – , war McLanahan zu dem Schluss gelangt, die Figur eines wohlhabenden, angesehenen und untadeligen Bürgers ländlicher Prägung anzustreben, ein Klischee, das seinem Vorgänger Bud Barnum vierundzwanzig Jahre lang gute Dienste geleistet hatte. In den letzten sechs Monaten hatte McLanahan begonnen, langsamer zu sprechen und seine Äußerungen und Beobachtungen mit obskuren Ausdrücken aus der Zeit des »Wilden Westens« zu würzen.
    Er hatte es sogar fertiggebracht, seiner Miene jede Regung auszutreiben. Den frischen grauen Sheriff-Stetson hatte er gegen einen schwarzen Cowboy-Schlapphut getauscht, und anstelle der khakifarbenen Dienstjacke trug er nun einen unförmigen Ranchermantel. Statt den neuesten Wagen seines Sheriffbüros zu fahren, war er in einem alten, rostfleckigen Pick-up der Bezirksverwaltung unterwegs, hatte sich für den Beifahrersitz einen Blue Heeler-Welpen zugelegt und

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