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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Unterschriften. Eine ähnelte der aus dem Reisepass, den anderen Namen konnte Lennon nicht entziffern. Als Hauptsitz der Firma war eine Adresse in Brüssel angegeben.
    Er schob den Vertrag zurück in den Umschlag, steckte den Pass jedoch ein.
    »Entschuldigen Sie«, meldete sich Lauler.
    Lennon verließ die Küche und warf einen genaueren Blick auf den Laminatboden im Wohnzimmer. Lauler machte Anstalten, von der Tür her näher zu kommen, aber Lennon hielt eine Hand hoch.
    »Ich sagte, Sie sollen dableiben.«
    »Hören Sie mal, Sie können nicht einfach das Eigentum eines Mieters aus …«
    »Ich brauche das Foto«, sagte Lennon. »Der Pass wird zurückgegeben, genau wie alles andere, was wir mitnehmen.«
    »Aber …«
    »Halten Sie den Mund«, befahl Lennon.
    Er ließ seinen Blick über den Boden schweifen, bis er gefunden hatte, was er suchte. Da, eine rote Schliere, die von einer der Türen herkam. Lennon zeigte darauf.
    »Ich sehe sie«, sagte Connolly.
    »Was?«, fragte Lauler.
    »Sergeant Connolly«, sagte Lennon, »könnten Sie Mr. Lauler bitte hinausbringen.«
    Der Beamte aus dem Distrikt C nahm Lauler am Arm und führte ihn in den Flur.
    Immer darauf bedacht, wohin er trat, ging Lennon zur Tür undöffnete sie. Der penetrante metallische Geruch ließ ihn zurückfahren. Er überdeckte noch etwas anderes, noch nicht verwest, aber schon bald würde es anfangen zu stinken.
    Connolly hustete. »Ist das …?«
    »Ja«, sagte Lennon.
    Er betrat das Zimmer. Seine Schuhe klackten auf dem Linoleumboden, er atmete flach. Die dunkle Lache breitete sich vom Bett bis zur jenseitigen Wand aus. Daneben war noch etwas anderes heruntergespritzt, offenbar Erbrochenes. Rote Fußabdrücke wanderten durch den Raum und versammelten sich dann um einen Haufen besudelter Laken. Da hatte jemand seine Schuhe gesäubert. Wie ein geschweifter Pinselstrich verlief eine Spur bis zum Fußende des Bettes.
    »Mein Gott«, entfuhr es Connolly. »Dann wurde Tomas Strazdas also hier getötet. Und wer immer es getan hat, hat Sam Mawhinney und diesen Ausländer dann vermutlich auf die andere Seite der Stadt gebracht.«
    »Vielleicht«, antwortete Lennon. »Vielleicht haben Sam und der Ausländer aber auch Tomas umgebracht, jemand anderes hat ihnen das übelgenommen und sich gerächt.«
    »Auge um Auge, Zahn um Zahn?«, fragte Connolly.
    »Genau wie in den guten alten Zeiten.«.
    Da blitzte etwas im Sonnenlicht auf. Lennon näherte sich, soweit es ging, ohne dass er ins Blut trat. In der roten Lache lag eine Spiegelscherbe, um ein Ende war ein Fetzen Tuch gewickelt. Ein provisorischer Dolch, perfekt geeignet, einem Mann die Kehle aufzuschlitzen. So ein Ding hatte er vor drei Jahren schon einmal gesehen, als einem Informanten hinter Gittern von einem anderen Insassen das Gesicht in Streifen geschnitten worden war. Das hier war eine Gefängniswaffe. Von einem Gefangenen geführt.
    Lennon griff in seine Tasche.
    »Glauben Sie, da kommt noch was nach?«, fragte Connolly.
    »Hmm?« Lennon ertastete die harten Umrisse des Passes.
    »Noch mehr Morde?«, fragte Connolly weiter.
    »Hoffentlich nicht. Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich persönlich habe keine Lust, mir über Weihnachten so einen Scheiß ansehen zu müssen. Ein Gutes hat die Sache aber vielleicht doch.«
    Connolly trat ins Zimmer. »Nämlich?«
    Lennon zog sein Handy aus der Tasche und fing an, DCI Fergusons Nummer einzutippen. »Sam Mawhinney und sein Kumpel wurden im Distrikt D getötet. Tomas haben wir in unserem Bereich gefunden, im Distrikt B, getötet wurde er aber im Distrikt C. Mit ein bisschen Glück wird der Fall dem MIT eines der anderen Distrikte zugewiesen, und wir können nach Hause.«
    Doch schon während er das sagte, hegte Lennon wenig Optimismus, dass es so ausgehen würde. Aber hoffen durfte er ja.

21
    Herkus fuhr in die Rugby Road in der Nähe des Botanischen Gartens, wo im Obergeschoss eines Reihenhauses Rasas Wohnung lag. Unten wohnte ein berufstätiges Ehepaar. Er hatte gehört, dass man diesen Stadtteil Holylands nannte, wusste aber nicht, warum. Irgendetwas Heiliges konnte er hier jedenfalls nicht entdecken, aber immerhin gab es ein paar gute Restaurants und einen hervorragenden Buchladen. Nicht, dass er viel gelesen hätte, schon gar nicht auf Englisch, aber ihm gefiel das warme, weiche Licht im Laden und der Anblick der Bücher in den Regalen. Das erinnerte ihn an seine Schulzeit.
    Rasa sah müde und abgehetzt aus, als sie die Haustür öffnete.

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