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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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auf Englisch. »Arturas.«
    »Warum rufen Sie mich an? Nicht Sie rufen mich an. Ich rufe Sie an. Verstanden?«
    »Haben Sie die Hure gefunden, die ich suche?«, fragte Strazdas.
    »Nein«, antwortete der Kontaktmann. »Ich habe was Besseres zu tun. Aber Jack Lennon weiß etwas über sie, und der sitzt an dem Fall. Wenn er etwas rausbekommt, erfahre ich es, so viel kann ich Ihnen schon mal sagen.«
    »Bezahle ich Sie gut?«
    »Was?«
    »Ob ich Sie gut bezahle?«
    »Ja, aber ich leiste ja auch gute Dienste.«
    »Leisten Sie bessere Dienste«, forderte Strazdas. »Finden Sie das Mädchen, sonst sind Sie nicht mehr mein Freund.«
    »Ich war noch nie Ihr Freund«, antwortete der Kontaktmann. »Wenn ich etwas höre, gebe ich es weiter. Mehr kann ich nicht für Sie tun. Und jetzt verpissen Sie sich, und rufen Sie mich nie wieder an.«
    Die Leitung war tot. Strazdas warf das Telefon wieder auf den Schreibtisch, wo es polternd herumhüpfte und das Pulver durcheinanderwirbelte. Er zeigte mit dem Finger darauf.
    »Du bist nicht mehr mein Freund«, sagte er.

48
    Die Kreatur da oben heulte schon seit mindestens einer Stunde, als Billy Crawford endlich die Stiege erklomm, um sie zur Ruhe zu bringen. Seine Vorbereitungen waren abgeschlossen, eigentlich konnte es losgehen. Aber das unablässige Geschrei von dort oben konnte er nicht dulden, wenn er sich an die Arbeit machte. Ganz und gar nicht. Also stieg er zum Zimmer der Kreatur hoch und machte die Tür auf.
    Sie hob ihr blasses, hutzeliges Gesicht und glotzte ihn vom Bett aus an.
    »Jetzt aber Ruhe«, sagte er im Näherkommen.
    Sie heulte weiter.
    »Wenn du nicht still bist, dann sorge ich dafür, dass du es bist«, warnte er.
    Es nutzte nichts, mit Vernunft war ihr nicht zu kommen. Also holte er die Spritze aus der Tasche. Die Kreatur schüttelte den Kopf und versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, schaffte es aber nicht. Er packte ihre Haare und drückte ihr die Spritze ohne Nadel zwischen die Lippen. Da keine Zähne im Weg waren, glitt die Plastikspitze einfach zwischen den Kiefern hindurch. Er schob weiter, spürte, wie die Kreatur sich mit der Zunge zu wehren versuchte, und stieß die Spritze mit mehr Gewalt hinein. Als sie im Rachen ankam, würgte die Kreatur.
    Er drückte den Kolben und hörte, wie die Flüssigkeit gluckernddurch ihre Kehle rann. Als die Spritze leer war, ließ er sie aufs Kissen fallen und legte der Kreatur eine Hand auf den Mund. Ihr Körper bäumte sich auf, ihre Krallen zerkratzten seine Schultern, aber dann wurde sie kraftloser. Die Pupillen weiteten sich, die Lider flatterten, und der Körper wurde weich und willenlos.
    Er legte den Kopf zurück aufs Kissen und wischte sich an der Decke den Speichel auf seinen Händen ab. Wie ein Umhang legte sich die Stille um ihn, und er genoss sie einen Moment lang, bevor er die Kreatur ihrem Schlummer überließ.
    Er wusste, eines Tages würde sie nicht wieder erwachen, würde ihr Körper mit dem Beruhigungsmittel nicht mehr fertig werden, aber das machte ihm nichts aus. Manchmal fragte er sich, warum er sie überhaupt noch am Leben hielt. Vielleicht war sie für ihn ja auf irgendeine verrückte Weise wie ein Haustier, das keiner in der Familie mehr wollte. Wie ein Hamster oder Fisch, an dem die Kinder schon lange den Spaß verloren haben, den die Eltern aber immer noch füttern und dabei insgeheim hoffen, dass er bald eingeht.
    Er kehrte in die Küche zurück und begann mit den Vorbereitungen für seine Arbeit. Eine große Schüssel für heißes Wasser, einen Wasserkessel, Waschlappen, Seife, eine Zahnbürste, eine Tüte Natron, mehrere Kabelbinder, seine Taschenlampe und eine weitere randvoll mit Beruhigungsmittel gefüllte Spritze.
    Diese aber besaß eine Nadel.
    Vor fast drei Jahren war er in eine Tierklinik eingebrochen und hatte sich einen ordentlichen Vorrat an Barbituraten verschafft. Die Klinik hatte sich irgendwo auf dem Lande zwischen Lisburn und Moira befunden und nach Desinfektionsmittel und Hundekacke gestunken. Er hatte die Flure und Räume durchquert und hatte das Zeug zusammengesucht, das er brauchte. Schließlich war er in einen Raum geraten, in dem lauter Käfige standen, einer neben dem anderen.
    Drei Hunde starrten ihn aus ihren Käfigen an, hechelnd undmit heraushängender Zunge. Er legte seine Finger an einen der Käfige und ließ das Tier seinen Handschuh lecken. Es war ein komisches Gefühl, weil das ganze Geschlabber ja von einer dünnen Gummimembran ferngehalten wurde. Ein Bild

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