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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ein Dienst erwiesen.«
    Ryan fragte sich laut: »Warum lässt Rebecca ihn wohl ran?«
    »Mit ihr stimmt etwas nicht.«
    »Was?«
    »Und nicht nur mit ihr. Die halbe Welt ist in den Tod vernarrt.«
    »Ich nicht.«
    Als erhöbe sie eine stumme Anklage, warf die Brünette einen Blick auf das Foto von Teresa, das auf dem Schreibtisch lag.
    »Das ist lediglich ein Beweisstück«, sagte Ryan.
    »Wofür?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    Den Schreibtisch hatte er bereits durchsucht. Jetzt öffnete er die Schublade, die Büromaterial enthielt, und nahm einen großen Umschlag heraus, in den er das Foto gleiten ließ.
    »Ich bin hier fertig«, sagte er.
    Sie liefen gemeinsam durch das Haus, schalteten die
Lichter aus und taten so, als lauschten sie nicht auf die Schritte von Leichen, die ihnen folgten.
    Vor der Steuerungskonsole der Alarmanlage neben der Eingangstür sagte sie: »Die Alarmanlage war eingeschaltet, als ich hergekommen bin. Ich muss sie wieder zurücksetzen.«
    Während sie einen Code eintippte, den sie irgendwie in Erfahrung gebracht hatte, fragte Ryan: »Wie haben Sie sie außer Kraft gesetzt, ohne sie auszuschalten?«
    »Mit ein paar Werkzeugen und jahrelanger Übung.«
    Die Werkzeuge waren offenbar klein genug, um in ihre Handtasche zu passen, denn sie trug keine weitere Tasche bei sich.
    Draußen sagte sie: »Bleiben Sie bei mir«, und nachdem Sie unter den herabhängenden Ästen der Teebäume durchgegangen waren, wandte sie sich auf dem Bürgersteig nach Süden. »Ich habe eineinhalb Blocks weiter geparkt.«
    Er wusste, dass sie ihn ebenso wenig zu ihrem Schutz brauchte wie George Zane, dieser Koloss von einem Mann, seinen Schutz gebraucht hätte.
    Da keine Straßenlaternen brannten und der Mond nur schwach schien, warfen sie keine Schatten.
    Hier, Meilen von den aufdringlichen Lichtern der Casinos entfernt, war der Himmel eine weite Ödnis voller Sterne.
    Wie alle Siedlungen in der Mojave-Wüste, ungeachtet ihrer Größe und ihrer Geschichte, schien auch diese ein bedrohtes Dasein zu führen. Ein uralter Ozean hatte sich vor Millionen von Jahren zurückgezogen und ein gewaltiges Meer aus Sand zurückgelassen, aber die Wüste war ebenso wenig ewig wie die Wassermassen vor ihr und die Stadt eindeutig vergänglicher als die Wüste.

    »Was auch immer in Ihrem Leben nicht stimmt«, sagte sie, »es geht mich nichts an.«
    Ryan widersprach ihr nicht.
    »So, wie Wilson Mott seine Operationen leitet, werde ich gefeuert, wenn ich nur noch ein Wort mehr sage, als ich bereits gesagt habe.«
    Da er neugierig war, wohin das führen würde, beteuerte ihr Ryan: »Ich habe keinen Grund, ihm irgendetwas von dem, was Sie mir sagen, mitzuteilen.«
    Nach kurzem Schweigen sagte sie: »Sie werden von einem Spuk geplagt.«
    »Ich glaube nicht an Geister.«
    »Das überrascht mich nicht.«
    Auf der anderen Straßenseite saß Zane am Steuer des Mercedes. Sie gingen an ihm vorbei und liefen weiter.
    Sie sagte: »Ich meinte keine Geister. Der Spuk, der Sie nicht loslässt, ist Ihr eigener Tod.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, Sie warten darauf, dass das Fallbeil niedersaust.«
    »Wenn ich paranoid wäre«, sagte er, »würde ich mich fragen, ob Wilson Mott Nachforschungen über mich angestellt hat.«
    »Meine Menschenkenntnis ist recht gut, das ist alles.«
    Mit einem Rauschen flog etwas über ihre Köpfe hinweg. Als er zu breiten, bleichen Flügeln aufblickte, glaubte Ryan, es könnte eine Eule gewesen sein.
    »Was ich bei Ihnen sehe«, fuhr sie fort, »ist, dass Sie nicht dahinterkommen, wer es ist?«
    »Wer was ist?«
    »Wer Sie töten wird.«

    Der monotone Gesang der Zikaden durchdrang die Nacht wie Rasiermesser, die andere Rasiermesser schleifen.
    Während sie weitergingen, sagte sie: »Wenn Sie dahinterkommen wollen, wer es ist … dann dürfen Sie nie die Wurzeln der Gewalt vergessen.«
    Er fragte sich, ob sie ein Cop gewesen war, bevor sie den Job bei Mott angenommen hatte.
    »Es gibt nur fünf«, sagte sie. »Wollust, Neid, Wut, Habgier und Rachsucht.«
    »Sie meinen Motive.«
    Als sie ihren Wagen erreichten, sagte sie: »Am besten betrachtet man sie als Schwächen, nicht als Motive.«
    Die trägen Geräusche eines Wagens im Leerlauf waren hinter ihnen zu vernehmen.
    »Noch wichtiger als die Wurzeln«, sagte sie, »ist die Pfahlwurzel.«
    Sie öffnete die Fahrertür des Honda, drehte sich um und sah ihn ernst an.
    »Die Pfahlwurzel, die am tiefsten reicht und am kräftigsten ist«, sagte sie, »ist immer der

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