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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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verteidigen. Die Gesellschaft hätte ihn fallen gelassen, und das sei jetzt das Ergebnis. Aber die Gesellschaft sieht das anders.« Louisa seufzte. »Die Gesellschaft sitzt am längeren Hebel. Und er hockt im Knast. Aber ich warte auf ihn. Nächstes Jahr kommt er raus. Bis dahin werde ich jede Woche hier sitzen und ein Bild malen und es an den Richter schicken, der ihn verurteilt hat, ohne seine Vergangenheit zu berücksichtigen.«
    Louisa streckte ihre Hand nach dem Foto aus und betrachtete es. »Die Jungs auf dem Foto sagen mir nichts. Aber ich habe Lukes Freunde auch nie kennengelernt. Er hatte nur zwei, die ihm etwas bedeutet haben, Marcus und Tom. Marcus ist gestorben, kurz bevor ich Luke kennengelernt habe.«
    Hannas Hand zitterte vor Aufregung, als sie das Foto von Louisa entgegennahm. Tom. Louisas Mann war tatsächlich der Luke aus dem Tagebuch. Wieder ein Puzzlestein.
    »Wie heißt dein Mann?«
    »Ste… Tom Baker«, verbesserte Hanna sich.
    »Ach! So was!«, rief Louisa aus. »Tom ist etwa ein Jahr nach Luke abgehauen. Luke hat ihm damals Geld gegeben, damit er sich ein paar Tage über Wasser halten konnte. Er hat ihn zu einem Cousin geschickt. Aber da ist er nicht lange geblieben, weil es Ärger gab. Er hat wohl geklaut. Es ist sehr schwer, jemanden, der weder eine Perspektive noch Rückhalt hat, wieder auf die Spur zu bekommen. Luke hatte wenigstens mich, Tom hatte niemanden.«
    »Seid ihr mit ihm in Kontakt geblieben?«
    »Luke hat sich ab und an mal mit ihm getroffen. Dann hat Tom irgendein Ding gedreht, das ein paar Nummern zu groß war, und ist abgetaucht. Seitdem haben wir nie wieder etwas von ihm gehört. Ich habe ihm damals gewünscht, dass er ein nettes Mädchen kennenlernt, für das es sich lohnt zu kämpfen.« Sie legte ihre Hand auf Hannas Schulter. »Steckt er in Schwierigkeiten?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Hanna leise. »Ich weiß so vieles nicht. Bis vor Kurzem wusste ich nicht einmal, dass er in diesem Heim gewesen ist.«
    Louisa packte ihre Sachen zusammen. »Mir wird langsam etwas kühl. Ich hoffe, du findest ihn. Unsere Männer haben genug mitgemacht, sie brauchen unsere Liebe.«
    Sie stand auf, reichte Hanna zum Abschied die Hand und ging. An der Stufe drehte sie sich noch einmal um. »Pass auf dich auf. Es heißt, dass Grace Manor Hotel ein schreckliches Geheimnis hütet. Du kannst sicher sein, der Alte und sein Sohn werden alles tun, um es zu schützen. Nimm dich vor dem Alten im Rollstuhl in Acht. Lass dich nicht von seiner Behinderung täuschen. Er ist der Teufel in Menschengestalt.«

59
    Hanna setzte sich ins Auto und startete den Motor. Trotz des sonnigen Wetters hatte der eisige Wind sie während der letzten zwei Stunden völlig ausgekühlt. Sie drehte die Heizung auf und wartete, dass warme Luft aus den Lüftungsöffnungen strömte. Ihr Blick war auf das Hotel gerichtet. Als Hotel ein Kinderparadies. Als Heim eine Hölle. Louisas Worte hallten in ihr nach. Wer glaubt schon einem Unratkind.
    Tom Baker. Ihr Mann. Ein Unratkind.
    Wie schrecklich es gewesen musste sein, so aufzuwachsen. Kein Wunder, dass er den Skarabäus aufgehoben hatte, wenn Britt die erste Frau war, die zu seiner geschundenen Seele vordringen konnte. Wenn Luke nach den Erlebnissen im Heim auf die schiefe Bahn geraten war, warum sollte Tom nicht den gleichen Weg eingeschlagen haben? Vielleicht hatte er deswegen seinen Namen geändert. Weil er neu anfangen wollte. Oder musste. Mit der Identität eines anderen. Eines Freundes, wenn sie das Foto von Tom und Steve richtig deutete. Aber was war mit dem echten Steve Warrington? Hatte er dem Namenswechsel zugestimmt? Wusste er davon?
    Lebte er noch?
    Hanna streckte ihre Hände aus und hielt sie direkt vor die Lüftungsgitter. Warme Luft legte sich wohlig um ihre Haut. Die Uhr am Armaturenbrett zeigte zwanzig nach eins. Sie hatte noch genug Zeit. Die Fahrt dauerte eine gute halbe Stunde, um drei musste sie zurück sein. Sie wühlte in ihrer Tasche nach dem Handy, das Mary ihr für die Zeit ihres Besuches überlassen hatte, um zu sehen, ob sich endlich jemand auf das Flugblatt hin gemeldet hatte. Mit einer unwirschen Bewegung leerte sie die Tasche auf den Beifahrersitz aus und räumte sie dann Stück für Stück wieder ein. Marys Handy war nicht dabei. Stattdessen griff sie nach ihrem Smartphone. Seit ihrer Abreise aus Aachen hatte sie es nicht mehr benutzt, um nicht geortet werden zu können. Sie schaltete es an und wählte die Nummer der Warringtons. Niemand

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