Rachekind: Thriller (German Edition)
antwortete. Ob sie bei den Nachbarn waren, um sich zu verabschieden? Mehrere Plings zeigten ihr an, dass sie Kurznachrichten erhalten hatte. Neun Nachrichten. Zwei Tarifinfos, sechs Nachrichten von Marten, eine von Britt.
Sie öffnete die erste Nachricht.
Hallo Hanna, wo bist du? Ich kann dich nicht erreichen, bei dir macht keiner auf. Bitte melde dich. Marten
Die zweite:
Hanna, verdammt, wo bist du? Britt war in deiner Wohnung. Sie hat dort etwas gesucht und wollte das vor mir verbergen. Ich mache mir Sorgen, ruf mich an!!!! Marten
Hastig öffnete sie die dritte Nachricht.
Ich weiß, es sieht komisch aus, aber ich kann dir das mit den Fotos erklären. Es ist nicht, wonach es aussieht. Ich war gerade in deiner Wohnung. Da sind keine Projektoren. Bitte melde dich. Britt
Sie öffnete die vierte Nachricht.
Hanna, ich habe wichtige Neuigkeiten wg. M u G. Du kannst auch nachts anrufen, egal wann. Marten
Wegen Mary und George?
Die fünfte klang noch besorgter.
Hanna, du musst dich melden. Du MUSST dich vor Britt in Acht nehmen. Keinen Kontakt mehr zu ihr, bevor wir nicht miteinander geredet haben. Marten
Was war mit Britt? Was mit Mary und George?
Sie öffnete die sechste Nachricht.
Falls du in England bei M u G bist, eine Information. George hatte ein Verfahren wg. schw. Körperverletzung. Ich versuche mehr herauszufinden. Sei auf der Hut. Marten
Schwere Körperverletzung? George? Lilou war dort. Mit zitternden Fingern öffnete Hanna Martens letzte Nachricht. Sie war vom gestrigen Tag.
Hanna, ich habe eben mit George gesprochen. Er behauptet, du bist nicht bei ihnen. Ich glaube ihm nicht. Wenn du in England bist, melde dich!
Er hatte mit George gesprochen? Warum hatte George ihr nicht gesagt, dass Marten angerufen hatte? Sie hatte Mary und George zwar gebeten, sie zu verleugnen, falls Marten anrufen würde, aber sie hätte erwartet, dass George sie über seinen Anruf informieren würde. Das Bild von George und Wally, als er Wally ein Bündel Geldscheine über die Theke gereicht hatte, blitzte auf. Entschlossen legte sie den Rückwärtsgang ein und stieß das Auto aus der Parklücke. Sie würde George zur Rede stellen. Jetzt sofort.
Zügig bog sie in die Landstraße ein und überholte die gemächlich dahinfahrenden Autos, die sich an die örtliche Geschwindigkeitsbegrenzung hielten. Gerichtsverfahren wegen schwerer Körperverletzung. Der harte Griff um ihre Schulter, als George sie bei ihrem ersten Zusammentreffen aus dem Haus werfen wollte, kam ihr in den Sinn. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihr aus.
An einem besonders unübersichtlichen Streckenteil zwang ein Lastwagen sie zum Bremsen. Sie wollte überholen, scherte aus, musste jedoch wegen des dichten Gegenverkehrs das Überholmanöver abbrechen. Endlich war die Lücke groß genug. Sie schaltete einen Gang herunter und trat das Gaspedal durch. Auf der Gegenfahrbahn kam ihr ein Transporter viel zu schnell entgegen. Er blinkte auf, hupte. In letzter Sekunde fädelte Hanna wieder ein. Im Rückspiegel sah sie, wie ein grüner Landrover sich zwischen sie und den weiter zurückfallenden Lastwagen drängte. Er war ihr schon vorher aufgefallen. Seit mindestens fünf Kilometern hing er an ihr dran. Nervös schielte Hanna in den Rückspiegel. Bei der nächsten Ausfahrt fuhr sie ab. Sie folgte dem Wegweiser nach Barnstaple, verlangsamte ihr Tempo, gab wieder Gas. Der grüne Landrover blieb hinter ihr und wahrte den immer gleichen Abstand, als wären die Autos durch eine überdimensionale Abschleppstange miteinander verbunden. An der Straße erschien der Hinweis auf ein Pub mit großer Mittagskarte in zweihundert Metern. Sie behielt ihr Tempo bei. Umklammerte das Lenkrad. Zehn Meter vor der Einfahrt bremste sie unvermittelt und bog dann mit quietschenden Reifen in den Parkplatz ein. Zwei Fußgänger sprangen laut schimpfend zur Seite. Sie brachte das Auto kurz vor der Eingangstür so abrupt zum Stehen, dass der Kies wegspritzte. Eine Gruppe von Gästen stand rauchend vor der Eingangstür und schüttelte den Kopf. Hanna sprang aus dem Auto und versteckte sich dahinter. Sie hörte, wie der Landrover ihr Bremsmanöver nachahmte, am Parkplatz vorbeischlitterte und dann den Rückwärtsgang einlegte und ihr folgte. Unentschlossen blieb er mitten auf dem Parkplatz stehen. Hanna sprintete los. Noch bevor der Fahrer reagieren konnte, riss sie die Tür auf und schrie so laut, dass jeder sie hören konnte: »Was wollen Sie von mir?«
Sie hielt überrascht
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