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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Stevie. Genauso gut war es aber möglich, dass Mary und George gelogen hatten. Klang die Geschichte mit der Entführung und der Schwester, dem schlägernden Freund und dem schwerstverletzten George nicht wirklich ziemlich hanebüchen? Martens SMS fiel ihr ein. George hatte ein Verfahren wegen schwerer Körperverletzung. Schwere Körperverletzung. Zu Hause werden sie so schlecht behandelt, dass der Staat eingreifen muss … Hatte George Stevie verletzt? In einem unkontrollierten Wutausbruch? War Stevie deswegen in dem Heim gelandet? Ihr Kopf schwirrte. Waren Mary und George unberechenbare Lügner? Aber warum hatten sie Lilou und sie so liebevoll aufgenommen, als gehörten sie zur Familie? Sie hörte Wally, als stünde er neben ihr. Sie spricht von nichts anderem als deinem Wunderkind. Wüsste ich es nicht besser, würde ich glauben, es wäre ihr Enkel … Da pass man auf, dass Mary dir deinen Schatz nicht noch abschwatzt …
    George würde alles für Mary tun. Alles? Würde er ihr ein Enkelkind stehlen? Hanna stöhnte auf. Was für ein Unsinn! Das glaubst du doch nicht wirklich! Und doch beschlich sie ein leiser Zweifel. Denk an Tom, du wusstest nicht einmal, wie dein eigener Mann heißt! Denk an Britt, du dachtest, sie sei deine Freundin.
    Sie hörte ihr Handy klingeln. Ohne ein weiteres Wort rannte sie zu ihrem Auto und riss die Tür auf. Sie wühlte in der Handtasche nach dem Telefon und verfluchte sich, dass sie es nicht einfach auf dem Sitz hatte liegen lassen. Als sie es endlich in der Hand hielt, verstummte das Klingeln. Sie prüfte die Nummer. Marten. Nicht jetzt. Sie musste mit Mary und George sprechen. Während sie den Motor anließ, suchte sie mit einer Hand nach deren Nummer und wählte. Sie legte das Handy auf die Ablage des Armaturenbretts, stellte auf Lautsprecher und ließ es läuten. Gleichzeitig legte sie den Gang ein und fuhr aus dem Parkplatz heraus, an Linus und dem Landrover vorbei. Sie stieß auf die Straße, ohne sich davon zu überzeugen, ob der Verkehr es zuließ. Dann wechselte sie den Gang und trat das Gaspedal durch. Die Reifen quietschten, und sie stob davon, das Tuten des Handys wie ein Warnsignal im Ohr.
    Der Weg erschien ihr viel länger als auf der Hinfahrt, obwohl sie deutlich schneller fuhr. Noch zwei Ortschaften. Die Verkehrsnachrichten schalteten sich mit einer Staumeldung für die M4 ein. Ein Unfall mit über zwanzig Fahrzeugen. Ein Rückstau von mindestens dreißig Kilometern. Autofahrer sollten die Autobahn meiden oder extreme Wartezeiten in Kauf nehmen. Mary und George mussten über die M4 zum Flughafen. Bei dem Stau würden sie es nicht rechtzeitig zum Flieger schaffen. Sie würden ihren Flug verschieben müssen, so wie Mary das ohnehin wollte. Hanna wurde ruhiger. Noch vier Kilometer. Sie ging vom Gas und drückte auf Wahlwiederholung.
    Die letzte Ortschaft.
    Warum ging keiner ans Telefon? Siedend heiß fiel ihr ein, dass Mary diejenige gewesen war, die sie aufgefordert hatte, Lilou bei ihr zu lassen und zum Grace Manor Hotel zu fahren, solange sie noch da waren. Sei nicht albern. Mary würde dir nie dein Kind wegnehmen.
    Endlich erreichte sie die Straße, in der Mary und George wohnten. Viel zu schnell bog sie um die Kurve, rammte den Gehweg und fuhr mit Vollgas die Straße hoch. Sie stellte das Auto vor Georges Garage ab, riss die Tür auf und rannte zum Haus.
    Es war anders als sonst.
    Alle Fensterläden waren geschlossen.
    Noch nie hatte sie die Fensterläden geschlossen gesehen.

62
    7. April 1991
    Er ist eingeschlafen. Endlich. Ich dachte schon, er wird gar nicht mehr schlafen, dabei braucht er den Schlaf dringend, so übel, wie es ihm geht. Ich weiß nicht, was der Alte mit ihm gemacht hat, aber er hat ziemlich was mitbekommen. Vorhin wollte er mich dazu überreden, mit ihm abzuhauen. Wie er sich das vorstellt, hab ich ihn gefragt, er kommt doch nicht mal allein bis zum Klo, ohne zusammenzubrechen. Aber das hat er nicht gelten lassen. Er schafft das schon, hat er gemeint, er muss nur raus aus dem Heim. Wenn er erst mal auf der Straße ist, schafft er es. Letztes Mal warst du fit und hast es nicht gepackt, wollte ich antworten, aber dann hab ich es mir verkniffen und gesagt, dass wir morgen einen Plan machen können. Wenn er besser drauf ist. Da hat er gelächelt. Zumindest hat er versucht zu lächeln, so richtig gelächelt war es nicht. Dazu hat er zu viele Schmerzen. Auch beim Atmen, deshalb atmet er auch ganz flach. Manchmal röchelt er so, als ob er keine Luft

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