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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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passt, bevor wir das Schloss manipulieren.«
    Simon zuckte die Schultern. »Wie du meinst.«
    Hanna sah die Enttäuschung in seinem Gesicht. Sie konnte nachvollziehen, was in ihm vorging. Auch sie brannte darauf, das Schloss zu öffnen und nachzusehen, was Steve in der Kassette aufbewahrte. Ihr Handy klingelte.
    »Ja?«
    »Hallo, Frau Warrington.« Die Stimme der Betreuerin aus Lilous Kindertagesstätte klang entschuldigend. »Ich will nicht stören, es ist nur, wissen Sie, auf dem Abholzettel stehen nur Sie als Abholerin. Aber vor ein paar Tagen hat ja Ihre Nachbarin Lilou abgeholt. Und jetzt ist da ihr Onkel. Dann ist es wohl auch in Ordnung, dass Lilou mit ihm mitgeht?«
    Hanna umkrallte den Hörer. »Nein! Lilou hat keinen Onkel! Rufen Sie die Polizei! Lassen Sie Lilou nicht aus den Augen! Ich komme sofort!«
    »Können Sie den Mann beschreiben?« Der Polizeibeamte hatte ein Notizbuch gezückt und wartete geduldig auf die Aussage der Erzieherin.
    »Er hatte einen Kapuzenpulli an und schwarze Jeans.« Die Erzieherin machte eine Pause. Ihr Blick wanderte nach rechts oben, und Hanna sah ihr die Anstrengung an, mit der sie ihr Gedächtnis nach weiteren Details absuchte. Ihre Wangen waren mit unregelmäßigen roten Flecken überzogen und zeugten von dem Schock, den sie erlitten haben musste, als ihr bewusst wurde, wie nahe sie einem fatalen Fehler gewesen war. Hanna presste Lilou noch fester an sich. Wie Lilou wohl reagiert hätte, wenn die Erzieherin sie dem Mann mitgegeben hätte? Hätte sie geweint? Sich gewehrt? Oder wäre sie stumm mitgegangen, wie mit dem Mann auf dem Spielplatz?
    »Rötliche Bartstoppeln«, fuhr die Erzieherin fort. »Und er hatte einen englischen Akzent. Erst dachte ich, vielleicht ihr Vater, er ist doch Engländer, nicht? Aber dann ist Lilou nicht auf ihn zugelaufen. Und da hab ich Sie dann angerufen.«
    Der Polizeibeamte wandte sich an Hanna. »Kommt Ihnen der Mann der Beschreibung nach bekannt vor?«
    »Nein.« Hanna vergrub ihre Nase in Lilous Haaren und sog ihren Kleinkindgeruch ein. »Ich denke, das war der Typ, der meinen Mann erpresst hat. Rob. Der soll rothaarig sein. Glauben Sie mir jetzt endlich, dass Steve etwas zugestoßen ist? Muss mein Kind auch erst verschwinden, bis Sie etwas unternehmen?« Nachdem sich der erste Schreck gelegt hatte, konnte Hanna ihre Wut kaum noch kontrollieren, und sie bemerkte, wie der Polizeibeamte bei ihrem scharfen Tonfall zusammenzuckte.
    »Ich denke, das reicht für eine Fahndung nach Ihrem Mann. Und nach diesem Unbekannten.« Der Polizist steckte sein Notizbuch ein. »Ich werde das Nötige veranlassen.«
    Hanna schloss für einen kurzen Moment die Augen, während eine Tonnenlast von ihr abfiel. Endlich wurde sie ernst genommen. Endlich bekamen sie Hilfe.
    »Und Sie«, richtete der Polizeibeamte das Wort wieder an die Erzieherin, »kommen nachher bitte auf der Wache vorbei, damit wir ein Phantombild anfertigen können.«
    Dann wandte er sich wieder an Hanna. »Passen Sie trotzdem vermehrt auf Ihre Tochter auf. Vermeiden Sie einsame Orte, und lassen Sie Ihre Tochter auch auf Spielplätzen oder im Kaufhaus nie aus den Augen. Besorgen Sie sich eine Trillerpfeife, damit Sie bei Gefahr auf sich aufmerksam machen können. So dreist, wie dieser Mann vorgeht, wird er Sie genau beobachten und den ersten geeigneten Moment abpassen. Seien Sie auf der Hut – überall und jederzeit.«

18
    Hanna setzte sich mit einer Schüssel Apfel-Haferbrei und einer Tasse von Britts Entspannungstee zu Lilou an den Küchentisch. Vielleicht erinnerte sie sich wieder, wie gut ihr der Brei früher geschmeckt hatte.
    »Jetzt wird nach dem Papa gesucht«, sagte sie zu Lilou. Der Löffel klapperte gegen das Porzellan, als sie ihn in den Brei tauchte. Hanna ließ ihn los, faltete die Hände vor ihrem Gesicht, um das Zittern unter Kontrolle zu bringen, und atmete mehrmals tief ein und aus. Die Polizei nimmt dich ernst. Es wird alles gut.
    »Papa.« Lilou strahlte sie an und schlug mit ihrem Löffel auf den Tisch.
    »Ja, ganz genau. Nach dem Papa.« Hanna schob den Löffel mit Brei in Lilous weit geöffneten Mund. Als sie ihn erneut in den Teller tauchte, traf sie etwas Feuchtes auf der Hand. Mit vor Ekel verzogenem Gesicht spuckte Lilou den Brei aus und schlug den vollen Löffel weg. Breispritzer trafen Hannas Tunika.
    »Lilou!« Ärgerlich schob sie die Schüssel zur Seite. »Mensch! Schau dir mal die Sauerei an!«
    Sie putzte Lilous Hände und Mund ab und setzte sie unsanft auf den

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