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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Boden. Du weißt doch, dass sie den Brei nicht mehr mag. Du musst einkaufen gehen, auch wenn dich die Worte des Polizisten völlig verunsichert haben. Oder willst du dich ewig verbarrikadieren? Sie ertappte sich dabei, wie sie zum Fenster schielte, auf die Straße, zum Haus gegenüber. Angestrengt vermied sie, direkt dorthin zu sehen, sich am Fenster zu zeigen und eine Angriffsfläche für jemanden zu bieten, der sie von draußen belauerte und vielleicht nur darauf wartete, dass sie sich zum Abschuss präsentierte. Sie zwang sich, den Kopf abzuwenden, und sah, wie Lilou im Flur verschwand und dort leise brabbelnd die Schublade der Kommode aufzog und darin herumwühlte.
    Hanna holte einen Lappen aus der Spüle und befreite Tunika, Tisch und Hochstuhl von Breispritzern, dann trank sie ihren Entspannungstee in kleinen Schlucken, bevor sie Brot und Aufschnitt hervorholte, eine Scheibe belegte und in kleine Würfel schnitt. Als Hanna den Teller auf den Tisch stellte, fiel ihr plötzlich auf, dass Lilous Brabbeln verstummt war.
    Sie lief in den Flur, sah die Kommode, sah sich selbst in dem Spiegel darüber, sah den Inhalt der untersten Schublade verstreut auf dem Boden, sah die ordentlich aufgereihten Schuhe. Sah die verschlossenen Zimmertüren im vorderen Teil des Flurs. Keine Spur von Lilou.
    »Lilou? Püppchen?« Angst ließ ihre Stimme krächzen.
    Hektisch lief sie weiter. Bemerkte, dass die Schlafzimmertür am Ende des Flurs einen Spalt geöffnet war. Sie ließ die Schlafzimmertür nie offen. Zu viele Dinge waren dort in Lilous Reichweite, mit denen sie nicht unbeaufsichtigt spielen durfte. Sie betrat den Raum.
    Vor dem großen Spiegelschrank hockte Lilou mit Steves Schal und lachte ihr Spiegelbild an.
    Mit drei Schritten war Hanna bei ihr, ging neben ihr in die Knie und hob sie auf ihren Schoß. Plötzlich veränderte sich das Licht im Schlafzimmer, als würde sich eine Wolke vor die Sonne schieben, und sie sah nach oben.
    »Steve!« Sie rang nach Luft. »Um Gottes willen!«
    Er blickte sie aus dem Spiegel an. Das Gesicht blutüberströmt und schmutzig. Der Blick starr.
    Sie fuhr herum.
    Er war weg.
    Aber er musste noch hinter ihr stehen. So schnell konnte er den Raum nicht verlassen haben. Doch außer ihr und Lilou war niemand im Schlafzimmer.
    Eine Sinnestäuschung. Du bist übermüdet und angespannt. Sie wandte den Kopf wieder dem Spiegel zu.
    Steve starrte sie noch immer an.
    Sie schrie. Ihr Schreien vermischte sich mit Lilous angstvollem Weinen und dem Läuten der Türglocke. Eine Stimme rief laut und schrill nach ihr. Sie hörte, wie jemand durch den Flur rannte und sah im Spiegel, wie Britt ins Schlafzimmer gestürmt kam.
    Sie sah sie alle. Im Spiegel. Britt. Lilou. Sich selbst. Steve.
    Britt kam zu ihr und nahm ihr die weinende Lilou aus den Armen.
    Und dann war Steve verschwunden. So plötzlich, wie er erschienen war.
    Hannas Schrei erstarb. Sie löste ihren Blick vom Spiegel.
    Britt wiegte Lilou beruhigend in ihren Armen. Steves Anblick im Spiegel schien sie nicht im Geringsten erschreckt zu haben. Sie stimmte leise ein Kinderlied an und verließ mit Lilou das Zimmer, ein paar Momente nur, in denen Hanna hocken blieb. Als Britt mit Lilou zurückkam, legte sie ihre Hand auf Hannas Schulter. Das Gewicht war kaum zu spüren, Hanna sah nur, wie sie sich mit dem unkontrollierbaren Zittern ihres Körpers auf und ab bewegte.
    »Bist du in Ordnung?« Britt sah sie unsicher an und half ihr dann auf.
    In Ordnung? Ich habe Steve im Spiegel gesehen. Mindestens eine Minute lang, das war nicht nur ein kurzes Aufblitzen. Ich bin verrückt! Außer …
    »Hast du ihn gesehen?«, stammelte Hanna und deutete auf den Spiegel, als könnte Steve jederzeit wieder neben ihnen auftauchen. Britt folgte ihrem Blick.
    »Wen?«
    »Steve.« Sie brach ab. Britts Gesicht sprach Bände. Sie hat ihn nicht gesehen.
    Lilou weinte nicht mehr. Sie streckte ihre Arme nach Hanna aus, und Hanna zog sie an sich. Sie spürte die Ruhe, die von dem Kind auf ihren Körper überging und ihr Zittern verebben ließ. Es musste eine Halluzination gewesen sein. Nur eine Halluzination. Eine Projektion ihrer Angst.
    Wie konnte ihre Psyche ihr solch einen Streich spielen? Britt musste sie für total durchgeknallt halten. Britts Hand legte sich auf ihren Arm.
    »Geh ins Wohnzimmer. Setz dich. Ich mach dir einen Tee.«
    Sie folgte Britts Aufforderung. Gemeinsam mit Lilou machte sie es sich auf dem Sofa bequem und schaute mit ihr ein Bilderbuch an, ohne

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