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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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marschieren und zu erwarten, dass man sofort drankommt.« Sie zuckte die Schultern, als wäre es nicht weiter schlimm, und lächelte bemüht. »Vielleicht hast du ja Lust, heute Abend auf ein Glas Wein vorbeizukommen?«
    Britts Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig. Hanna glaubte einen Anflug von Panik darin aufflackern zu sehen. Wahrscheinlich dachte sie an die Spinnen aus dem Walbauch und daran, dass diese Spinnen auch eine Woche später noch in Hannas Wohnung hausten. Sie sah, wie Britts Hand leicht zu zittern begann.
    »Weißt du was«, sagte Britt und machte eine einladende Geste zum Frisierstuhl, »ich schiebe dich in meine Mittagspause. Ich habe noch eine gute halbe Stunde und gegessen habe ich schon. Ohne Waschen und Föhnen kriege ich das hin. Was meinst du?«
    »Echt?« Hanna nahm Lilou an der Hand und folgte Britt. »Kann ich Lilou auf den Sessel bei den Magazinen setzen? Sie blättert nur, sie zerreißt sie nicht mehr. Damit ist sie locker die halbe Stunde beschäftigt.«
    »Klar. Wenn sie das mitmacht.« Britt schleifte einen schwarzen Ledersessel neben den Frisierstuhl, setzte Lilou hinein und legte ihr einen Stapel Magazine auf den Schoß. Sofort grapschte Lilou nach dem obersten und blätterte es durch.
    »Was kann ich für dich tun?« Britt stand hinter ihr und sah sie im Spiegel an. »Mut zu Veränderung?«
    »Dazu ist es, glaube ich, der falsche Tag. Einfach Spitzen kürzen und in Form bringen, okay?«
    Britt legte den Kopf schief. »Schade. Aber wie du meinst.« Sie legte eine Manschette um Hannas Schultern und sprühte ihre Haare ein. Dann zückte sie die Schere, nahm eine Strähne von Hannas blonden Haaren, fuhr mit den Fingern entlang bis zur Spitze und begradigte die ausgefransten Haarenden.
    »Was ist los?«, fragte Britt während sie routiniert eine Strähne nach der anderen über Hannas Kopf hob und kürzte.
    »Ich war mit Lilou bei diesem Psychologen, und irgendwie habe ich den Eindruck, der hat überhaupt nicht verstanden, worum es ging.« Hanna warf einen Blick auf ihre Tochter, die sich gerade die nächste Zeitschrift von dem Stoß angelte. »Ich habe ihm von Lilous seltsamem Verhalten erzählt, und er hat sie durchgecheckt und dann gemeint, sie sei völlig normal entwickelt und ihre Reaktionen lägen absolut im Normbereich. Alles andere würde sich schon geben. Kinder in dem Alter haben nun mal eine ausufernde Fantasie, hat er gesagt und einfach alles, was ich ihm an Beispielen gebracht habe, beiseitegeschoben.«
    »Das ist doch gut«, sagte Britt und machte eine Pause. »Sei doch froh, dass alles so ist, wie es sein soll!«
    »Es ist aber nicht, wie es sein soll!« Der Ärger über die Ignoranz des Arztes keimte wieder in ihr auf. Wie er sie angesehen hatte. Als ob sie hysterisch sei. »Du hast letzte Woche doch selbst gesagt, dass Lilous Verhalten nicht normal ist!«
    »Ich bin aber kein Psychologe«, entgegnete Britt. »Ich habe nicht einmal Kinder.«
    »Die Betreuerinnen in der Krippe waren auch besorgt.«
    »Meinst du nicht, ein Kinderpsychologe weiß am besten, wann man einschreiten sollte?« Britt fuhr mit der Hand durch Hannas Haare am Hinterkopf und zerwuschelte sie. Dann warf sie einen prüfenden Blick auf das Ergebnis, nahm einen Kamm und zog die nächste Strähne nach oben.
    »Ich glaube, dieser Arzt hat gar nicht verstanden, worum es geht.«
    »Ach?« Britt suchte Hannas Blick im Spiegel. »Und worum geht es?«
    »Um den Einfluss dieser Fantasiegestalt auf Lilous Verhalten«, antwortete Hanna. »Fantasie und fantasievolles Spiel sind ja schön und gut, aber doch nicht, wenn ein Kind sich deshalb von den anderen abkapselt. In der Krippe ignoriert sie die anderen Kinder und verzieht sich mit Om in die Puppenküche oder sammelt Spinnen. Ich hab mir das jetzt lange genug schöngeredet, weil ich Angst davor habe, etwas zu hören, was ich nicht hören möchte.«
    »Ich bin sicher, das gibt sich. Wichtig ist doch, dass Lilou keine autistische Störung oder so etwas hat.«
    »Vielleicht hast du recht.« Hanna faltete die Hände vor ihrer Nase. »Wenn es nicht so absurd wäre, dann würde ich sagen, Steve ist dafür verantwortlich.«
    »Steve?« Britt hielt abrupt inne. »Hast du was von ihm gehört?«
    »Nein. Aber … ich habe ihn wieder gesehen. In England. Wieder so eine Halluzination.« Hanna schauderte. Der Anblick von Steves blutüberströmtem Gesicht erschien vor ihrem inneren Auge, als hätte er sie erst gestern aus dem halbblinden Spiegel in Marys und Georges

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