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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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ließ es durch die Luft flattern, als er sich im Gehen vor den drei Frauen verbeugte. »Meine Damen. Es ist mir eine große Ehre.«
    »Blöder alter Sack«, hörte Espe die eine auf Nordisch murmeln, bevor sie sich wieder ihrer Pfeife widmete. Die Musikgruppe stimmte ihre Instrumente und ließ dabei ein ähnlich misstönendes Jammern erklingen, wie sie es auch bei den Liedern produzierte.
    Zwei hohe Torbogen führten vom Innenhof weg – nach links in den Spielsaal, nach rechts in den Rauchsaal und von dort zu den beiden Treppen. Seine Augen glitten an der efeubewachsenen Wand empor, an den wettergegerbten Holzplanken im Fischgrätmuster vorbei bis zu den schmalen Fenstern im ersten Stock. Dort befanden sich die Zimmer, in denen die Gäste unterhalten wurden. Weiter oben, gleich unter der Dachkante, waren größere Fenster aus farbigem Glas zu sehen. Die Königssuite, die den besonders hoch geschätzten Gästen zur Verfügung stand. Nur noch einige Stunden, und Prinz Ario und sein Bruder Foscar würden dort begrüßt werden.
    »He.« Etwas berührte seine Schulter, er wandte sich um und stand blinzelnd da.
    Eine große Frau stand hinter ihm, einen schimmernden schwarzen Pelz um die Schultern geschlungen, lange schwarze Handschuhe über den schlanken Armen, das schwarze Haar seitlich über den Kopf gekämmt, so dass es weich und locker über ihr weißes Gesicht hing. Ihre Maske war mit Kristallstückchen besetzt, und die Augen, die durch die kleinen Sichtlöcher blitzten, waren direkt auf ihn gerichtet.
    »Äh …« Espe musste sich zwingen, nicht auf ihren Busen zu starren, aber seine Augen fühlten sich vom Schatten zwischen ihren Titten so angezogen wie ein Bär von einem Bienenstock. »Kann ich irgendwie … ich meine …«
    »Weiß ich nicht, kannst du vielleicht?« Ihre geschminkten Lippen zogen sich in einem Mundwinkel leicht in die Höhe, halb verächtlich, halb lächelnd. Die Stimme klang irgendwie vertraut. Durch den Schlitz in ihrem Rock konnte er zudem den letzten Ausläufer einer langen hellroten Narbe auf ihrem Schenkel erkennen.
    »Monza?«, flüsterte er.
    »Welche derart gut gekleidete Frau würde wohl sonst etwas zu einem wie dir zu sagen haben?« Sie ließ ihren Blick an ihm auf und ab schweifen. »Da kommen alte Erinnerungen auf. Du siehst beinahe so nach einem Wilden aus wie damals, als ich dich zum ersten Mal traf.«
    »So soll es ja auch sein, denke ich. Du siehst aus wie … äh …« Er suchte nach dem richtigen Wort.
    »Wie eine Hure?«
    »Wie eine verdammt teure vielleicht.«
    »Ich würde es auch hassen, wie eine billige auszusehen. Ich gehe jetzt nach oben und warte auf unsere Gäste. Wenn alles gut läuft, sehen wir uns später wieder im Lagerhaus.«
    »Joh. Wenn alles gut läuft.« In Espes Leben war es gewöhnlich so, dass die Dinge nicht so gut liefen. Er sah mit gerunzelter Stirn zu den farbigen Fenstern hoch. »Du kommst doch zurecht?«
    »Oh, mit Ario kann ich umgehen. Außerdem freue ich mich darauf.«
    »Ich weiß, aber ich wollte nur sagen … wenn du mich in der Nähe brauchst …«
    »Konzentriere dein Spatzenhirn lieber darauf, das Töten hier unten in Grenzen zu halten. Um mich sorge ich mich schon selbst.«
    »Ich sorge mich genug, ich könnte noch was abgeben.«
    »Ich dachte, du wärst ein Optimist«, warf sie ihm über die Schulter zu, als sie davonschritt.
    »Vielleicht hast du es mir ausgeredet«, murmelte er ihr nach. Es gefiel ihm nicht, wenn sie so mit ihm sprach, aber es war immerhin besser, als wenn sie gar nicht mit ihm redete. Als er sich umwandte, sah er Graulock, der ihn anstarrte, und er deutete mit einem zornigen Zeigefinger auf den großen Mann. »Steh da nicht so rum! Lass uns mal diesen verdammten nachgemachten Schildkreis markieren, bevor wir hier Wurzeln schlagen!«
     
    Monza fühlte sich alles andere als sicher, als sie durch den Spielsaal stakste, Cosca an ihrer Seite. Sie war die hohen Schuhe nicht gewöhnt. Ebenso wenig wie die Zugluft an den Beinen. Korsetts waren schon unter normalen Umständen Folterinstrumente, und es machte die Sache nicht besser, dass bei diesem zwei Stangen entfernt und durch dünne, lange Messer ersetzt worden waren, deren Spitzen nun auf ihre Schulterblätter zeigten, während die Griffe kurz über ihrem verlängerten Rücken schlummerten. Ihre Knöchel, ihre Knie und ihre Hüften pochten bereits heftig. Der Gedanke an einen Zug Spreu rührte sich in ihrem Hinterkopf, wie immer, aber sie zwang sich, an etwas anderes zu

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