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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sie bildet auch.«
    »Ich bin Philosoph und Giftmischer in einer Person. Aber
bitte
machen Sie sich keine Sorgen, mein Honorar deckt beides ab. Wenn Sie mich für meine grenzenlosen Erkenntnisse bezahlen, mache ich die Giftmischerei umsonst.«
    »Haben wir ein Glück, das hat ja gar kein Ende!«, ätzte sie zurück.
    »Hatte es einen Anfang?«, brummte Vitari.
    Die Gruppe bestand jetzt nur noch aus sechs Mitgliedern, und sie waren reizbarer denn je. Murcatto, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen, während das schwarze Haar glatt hervorsah und die ansonsten nur die spitze Nase, das spitze Kinn und den harten Mund erkennen ließ. Espe, dessen Kopf immer noch zur Hälfte bandagiert war, während die andere Hälfte milchweiß aussah und um dessen eines Auge ein dunkler Ring lag. Vitari, die mit ausgestreckten Beinen auf der Brüstung hockte und die Schultern gegen eine geborstene Säule lehnte, das sommersprossige Gesicht der hellen Sonne zugewandt. Morveer, der auf das aufgewühlte Wasser hinuntersah, mit seiner Gehilfin an seiner Seite. Und Freundlich natürlich. Sechs. Cosca war tot. Trotz seines Namens blieben Freundlich seine Freunde meist nie sehr lange erhalten.
    »Wo wir gerade von Entgelt reden«, tönte Morveer weiter, »würde ich vorschlagen, dass wir die nächste Bank aufsuchen und eine Note einlösen. Ich mag es nicht, wenn ein Dienstherr mir gegenüber Schulden hat. Es sorgt für einen bitteren Beigeschmack einer in jeder anderen Hinsicht honigsüßen Beziehung.«
    »Süß«, schmatzte Day mit vollem Mund, aber ob sie damit ihren Kuchen meinte oder die Beziehung, das war schwer zu sagen.
    »Sie schulden mir die Bezahlung für meine Mithilfe an General Ganmarks Hinscheiden, die zwar nicht unmittelbar, aber dennoch entscheidend war, da sie dazu führte, dass Ihnen selbst das Hinscheiden erspart blieb. Außerdem muss ich die Ausrüstung ersetzen, die mir in Visserine verloren ging. Ich muss wohl nicht noch einmal darauf hinweisen, dass wir, wenn Sie es mir gestattet hätten, diese Bauernbande auf die von mir vorgeschlagene Weise aus dem Weg zu räumen, gar nicht erst diese …«
    »Das reicht«, zischte Murcatto. »Ich bezahle Sie nicht, damit Sie mich an meine Fehler erinnern.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass auch dieser kleine Dienst nichts extra kostet.« Vitari rutschte von der Brüstung. Day schluckte die letzten Kuchenkrümel herunter und leckte sich die Finger. Sie alle machten sich zum Weitergehen bereit, alle außer Freundlich. Er blieb, wo er war, und sah aufs Wasser hinunter.
    »Los geht’s«, sagte Murcatto.
    »Ja. Ich gehe zurück nach Talins.«
    »Du tust was?«
    »Sajaam sollte mir hierher eine Nachricht senden, aber es ist kein Brief da.«
    »Es ist ein weiter Weg nach Talins. Es herrscht Krieg …«
    »Wir sind in Styrien. Hier ist immer Krieg.«
    Eine Pause folgte. Murcatto sah ihn an, die Augen beinahe unter ihrer Kapuze verborgen. Die anderen beobachteten sie, und niemand zeigte besonderes Bedauern über seinen Abschied. Das taten die Menschen selten, wenn er ging, ebenso wenig wie er. »Bist du dir sicher?«, fragte sie.
    »Ja.« Er hatte halb Styrien gesehen – Westport, Sipani, Visserine und einen großen Teil des Landes dazwischen, und er hasste das Land. Schon in Sajaams Rauchhaus hatte er sich ruhelos und verängstigt gefühlt und von der Sicherheit geträumt. Diese langen Tage – der Spreugeruch, die endlosen Kartenrunden und das dazugehörige Gehabe, die regelmäßigen Runden durch die Armenviertel, um das Geld einzutreiben, die gelegentlichen Ausbrüche vorhersehbarer und wohlgeordneter Gewalt. Hier draußen, wo jeder Tag unter einem anderen Himmel verging, gab es nichts für ihn. Murcatto war Chaos, und er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben.
    »Dann nimm das hier«, sagte sie und zog eine Börse aus ihrem Mantel.
    »Ich bin nicht wegen deines Geldes dabei gewesen.«
    »Nimm es trotzdem. Es ist viel weniger, als du verdienst. Vielleicht hilft es dir auf der Reise.« Er ließ zu, dass sie ihm die Börse in die Hand drückte.
    »Das Glück sei in deinem Rücken«, sagte Espe.
    Freundlich nickte. »Die Welt ist heute aus Sechsen gemacht.«
    »Dann seien die Sechsen in deinem Rücken.«
    »Das werden sie sein, ob ich will oder nicht.« Freundlich schob die Würfel mit einer Handbewegung zusammen, wickelte sie sorgfältig in ihr Tuch und steckte sie sich dann in die Jacke. Ohne sich noch einmal umzudrehen, schob er sich durch die Menge, die am Brückenrand stand, dem

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