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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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schwer, den Ausgang vorherzubestimmen.« Sie nickte zum Hof hinüber, wo die Leichen im Sonnenlicht zusammengetragen wurden. »Visserine ging mir schon einen Schritt zu weit, und das hier führt noch weiter. Davon abgesehen habe ich keine Lust, Morveer gegen mich zu haben. Ich würde es nicht ertragen, jeden weiteren Tag meines Lebens ständig über meine Schulter gucken zu müssen.«
    »Das wirst du trotzdem tun müssen, um zu sehen, ob Orso dort lauert«, sagte Monza.
    »Das wusste ich, als ich den Auftrag annahm. Brauchte auch das Geld.« Vitari streckte ihre offene Handfläche aus. »Und wo wir gerade davon sprechen …«
    Monza sah finster erst auf ihre Hand, dann in ihr Gesicht. »Du hast nur bis zur Hälfte mitgemacht. Der halbe Weg, das halbe Geld.«
    »Das ist gerecht. Das ganze Geld und dafür tot ist auch kein guter Lohn. Mir reicht die Hälfte, wenn ich dafür am Leben bleibe.«
    »Ich würde dich lieber hierbehalten. Und du bist ohnehin nicht sicher, solange Orso lebt …«
    »Dann beeile dich am besten und bring den Dreckskerl möglichst schnell um. Aber ohne mich.«
    »Wie du willst.« Monza griff in ihren Mantel und zog einen flachen Lederbeutel hervor, der leichte Wasserflecke aufwies. Sie faltete ihn zweimal auseinander und zog ein Stück Papier mit geschwungener Schrift daraus hervor, das an einer Ecke ein wenig feucht geworden war. »Mehr als die Hälfte dessen, was wir vereinbart hatten. Fünftausendzweihundertzwölf Waag, um genau zu sein.« Espe sah das Papier mit gerunzelter Stirn an. Er begriff noch immer nicht, wie man so viel Silber in einen Fetzen Papier verwandeln konnte.
    »Scheiß Banken«, brummte er. »Die sind noch schlimmer als die Wissenschaft.«
    Vitari nahm die Note aus Monzas behandschuhter Hand und überflog sie schnell. »Valint und Balk?« Ihre Augen wurden noch schmaler als gewöhnlich, und das wollte etwas heißen. »Ich möchte stark hoffen, dass der Betrag gegen diesen Schein auch ausgezahlt wird. Wenn nicht, dann gibt es keinen Ort im ganzen Weltenrund, an dem du vor mir sicher …«
    »Es wird ausgezahlt werden. Wenn es etwas gibt, das ich nicht gebrauchen kann, dann einen weiteren Feind.«
    »Dann lass uns als Freunde scheiden.« Vitari faltete das Papier und schob es in ihr Hemd. »Vielleicht werden wir eines Tages wieder einmal zusammenarbeiten.«
    Monza sah ihr auf diese ganz spezielle Weise ins Gesicht. »Ich werde die Minuten zählen.«
    Vitari ging ein paar Schritte rückwärts und wandte sich dann zum sonnenerhellten Viereck des Scheunentors.
    »Ich bin in einen Fluss gefallen!«, rief ihr Espe nach.
    »Was?«
    »Als ich noch jung war. Auf meinem ersten Raubzug. Ich war besoffen, ging pinkeln und fiel dabei in einen Fluss. Die Strömung riss mir die Hosen runter und spülte mich erst eine halbe Meile flussabwärts wieder ans Ufer. Als ich wieder ins Lager kam, war ich vor Kälte fast blau gefroren und habe so schlimm gezittert, dass mir beinahe die Finger abgefallen wären.«
    »Und?«
    »Deswegen nannten sie mich Espe. Du hast doch gefragt. Damals, in Sipani.« Und er grinste, als ob sich ihm nun doch die lustige Seite dieser Geschichte erschloss. Vitari stand kurz da, ein schlanker, schwarzer Umriss, dann glitt sie aus der Tür. »Tja, Häuptling, so, wie’s aussieht, sind nur noch wir beide übrig …«
    »Und ich!« Er fuhr herum und griff nach seiner Axt. Monza duckte sich hinter ihm, den Degen schon halb gezogen, und sie beide versuchten, etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Ischris grinsendes Gesicht war wieder weit zu einer Seite geneigt und sah vom Heuboden hinunter. »Einen schönen Nachmittag wünsche ich meinen beiden Helden.« Mit dem Kopf voran glitt sie nun die Leiter hinab, so geschmeidig, als sei ihr bandagierter Körper völlig knochenlos. Sie sah ohne ihren Mantel unglaublich dünn aus, als sie sich erhob und gemächlich zu Days Leiche hinüberschlenderte. »Einer Ihrer Mörder hat einen anderen ermordet. So sind Mörder nun einmal.« Sie sah Espe an, die Augen kohlenschwarz, und er schloss die Finger fest um den Griff seiner Axt.
    »Scheiß Magie«, brummte er. »Ist noch schlimmer als Banken.«
    Sie näherte sich leise, mit weißen Zähnen und hungrigem Grinsen, berührte die Spitze der Klinge mit einem Finger und schob sie sanft zu Boden. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Ihren alten Freund, den Getreuen Carpi, zu Ihrer Zufriedenheit ermordet haben?«
    Monza schob ihren Degen mit einem Ruck wieder in die Scheide. »Der Getreue ist

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