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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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zog den abgestoßenen kleinen Flachmann aus seiner Jackentasche. Jenes Fläschchen, das ihm Morveer in Sipani zugeworfen hatte. Er schraubte die Verschlusskappe ab.
    Rigrat warf ihm einen scharfen Blick zu. »Ich dachte, wir hätten uns geeinigt, dass wir erst dann mit dem Trinken beginnen, nachdem wir die Strategie besprochen haben.«
    »Sie haben sich darauf geeinigt, ich stand lediglich dabei.« Cosca schloss die Augen, holte tief Luft, neigte das Fläschchen und nahm einen langen Schluck, dann noch einen, fühlte die Kühle in seinem Mund und dann in seiner trockenen Kehle. Ein Schnaps, ein Schnaps, ein Schnaps. Er stieß einen zufriedenen Seufzer aus. »Geht doch nichts über einen schönen Schluck am Abend.«
    »Dürfte ich wohl fortfahren?«, zischte Rigrat ungeduldig und verärgert.
    »Natürlich, mein Junge, lassen Sie sich nicht aufhalten.«
    »Übermorgen werden Sie im Morgengrauen die Tausend Klingen über die untere Furt führen …«
    »Führen? Sie meinen, ihnen vorangehen?«
    »Wo sonst wäre wohl der Platz eines Befehlshabers?«
    Cosca wechselte einen überraschten Blick mit Andiche. »Überall sonst, nur nicht dort. Waren Sie schon einmal in vorderster Front bei einer Schlacht? Die Wahrscheinlichkeit, dort zu Tode zu kommen, ist tatsächlich ziemlich groß.«
    »Sehr groß«, ergänzte Victus.
    Rigrat knirschte mit den Zähnen. »Führen Sie Ihr Heer, von wo es Ihnen gefällt, aber die Tausend Klingen werden die untere Furt nehmen und dabei von unseren Verbündeten aus Etrisani und Cesale unterstützt werden. Herzog Rogont wird nichts anderes übrigbleiben, als Sie mit seiner ganzen Kraft anzugreifen, und er wird darauf hoffen, Ihre Truppe aufzureiben, während sie noch den Fluss überquert. Sobald er dort beschäftigt ist, werden unsere talinesischen Soldaten aus ihrem Versteck hervorbrechen und die obere Furt nehmen. Wir werden den Feind in die Zange nehmen, und …« Mit einem satten Geräusch schlug er sich mit dem Marschallsstab in die wartend geöffnete Handfläche.
    »Und dann werden Sie sie mit einem Stock schlagen?«
    Rigrat fand das gar nicht lustig. Cosca fragte sich, ob es überhaupt etwas gab, worüber dieser Kerl lachen konnte. »Mit Stahl, Herr General, mit Stahl! Wir werden sie aufstöbern, in die Flucht schlagen und damit dem Achterbund, der uns stets nur Ärger machte, ein für alle Mal ein Ende setzen!«
    Es folgte eine lange Pause. Cosca sah düster zu Andiche, und Andiche erwiderte diesen Blick. Sesaria und Victus sahen sich kopfschüttelnd an. Rigrat klopfte sich ungeduldig mit dem Marschallsstab gegen das Bein. Prinz Foscar räusperte sich erneut und schob nervös das Kinn vor. »Wie ist Ihre Meinung, General Cosca?«
    »Hmm.« Cosca schüttelte bedenklich den Kopf und betrachtete den schäumenden Fluss mit tief gerunzelter Stirn. »Hmm. Hmm. Hmmmmm.«
    »Hmmm.« Victus tippte sich mit dem Finger gegen die gespitzten Lippen.
    »Humpf.« Andiche blies die Backen auf.
    »Hrrrrm.« Sesarias wenig überzeugte Stimme brummte noch eine Tonlage tiefer.
    Cosca nahm den Hut ab, kratzte sich am Kopf und schob ihn sich mit schwankendem Federbusch wieder aufs Haupt. »Hmmmmmmmmm …«
    »Wollen Sie das so verstanden wissen, dass Sie davon wenig angetan sind?«
    »Habe ich auf irgendeine Weise meine Zweifel erahnen lassen? Dann kann ich sie nun auch nicht mehr guten Gewissens unterdrücken. Ich bin nicht überzeugt, dass die Tausend Klingen für die Aufgabe, die Sie ihnen zuweisen wollen, besonders gut geeignet sind.«
    »Gar nicht überzeugt«, sagte Andiche.
    »Nicht besonders geeignet«, sagte Victus.
    Sesaria war ein schweigender Berg der Zurückhaltung.
    »Sind Sie für Ihre Dienste nicht gut genug bezahlt worden?«, erkundigte sich Rigrat kriegerisch.
    Cosca lachte leise. »Doch, natürlich, und die Tausend Klingen werden kämpfen, darauf können Sie sich verlassen!«
    »Mann gegen Mann!«, versicherte Andiche.
    »Wie die Teufel!«, ergänzte Victus.
    »Aber als ihr Generalhauptmann sorge ich mich vor allem darum, dass sie so eingesetzt werden, wie es ihren Stärken im Kampf am besten entspricht. Sie haben in kurzer Zeit zwei Befehlshaber verloren.« Er senkte den Kopf, als ob er dies bedauerte und keineswegs in irgendeiner Weise davon profitiert hatte.
    »Erst Murcatto, dann den Getreuen.« Sesaria seufzte, als hätte er keinerlei Anteil daran gehabt, dass der Posten des Anführers neu vergeben worden war.
    »Sie wurden dazu degradiert, lediglich eine unterstützende Rolle zu

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