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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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und viel weniger Blut an den Händen gehabt hatte. Als er davon überzeugt gewesen war, das Morden hinter sich lassen zu wollen und ein guter Mensch zu werden. Nun konnte er sich kaum noch daran erinnern, wie sich das anfühlte.
     
    Monza saß mit düsterer Miene da und trank.
    In letzter Zeit hatte sie immer weniger Lust zu essen, noch weniger Lust auf Feierlichkeiten und schon gar keine Lust aufs Arschkriechen, und von daher war Rogonts Bankett der dem Untergang Geweihten ein ziemlicher Albtraum. Benna war es gewesen, der Feste, Förmlichkeiten und fideles Katzbuckeln geliebt hatte. Wenn er einen Augenblick fand, um sich kurz von den heuchlerischen Schmeicheleien jener, die ihn verabscheuten, zu erholen, dann hatte er sich stets zu ihr geneigt, ihren Arm mit beruhigender Geste berührt und ihr ins Ohr geflüstert, sie solle lächeln und es durchstehen. Jetzt gelang es ihr allenfalls noch, den Mund zu einem starren, abfälligen Lächeln zu verziehen.
    Sie hatte verdammte Kopfschmerzen, die vor allem auf der Seite pulsierten, auf der die Münzen eingebettet worden waren. Das sanfte Klappern des Bestecks war, als schlüge man Nägel in ihr Gesicht. Ihre Eingeweide schienen sich seit dem Augenblick verkrampft zu haben, als sie den Getreuen ertrunken auf dem Mühlrad zurückgelassen hatte. Sie brachte es gerade fertig, sich nicht zu Rogont umzudrehen und über seinen goldbestickten weißen Mantel zu kotzen, zu kotzen und zu kotzen.
    Er wandte sich mit höflicher Besorgnis an sie. »Warum so niedergeschlagen, Generalin Murcatto?«
    »Niedergeschlagen?« Sie würgte die aufsteigende Säure gerade weit genug herunter, um zu antworten. »Orsos Heer ist auf dem Weg hierher.«
    Rogont drehte sein Weinglas an seinem Stiel hin und her. »Ich hörte davon. Entscheidend unterstützt von Ihrem alten Mentor Nicomo Cosca. Die Kundschafter der Tausend Klingen haben bereits den Menzesberg erreicht, der über den Furten aufragt.
    »Also kein Zaudern mehr.«
    »Offenbar nicht. Meine Hoffnung auf Ruhm wird schon bald in den Staub getreten werden. Wie es solchen Hoffnungen oft geschieht.«
    »Sind Sie sicher, dass der Abend vor Ihrem Niedergang die beste Zeit für ein solches Fest ist?«
    »Der Abend danach könnte zu spät sein.«
    »Ha.« Das war wohl wahr. »Vielleicht erleben Sie ja ein Wunder.«
    »Ich habe nie besonders an die Einmischung der Götter geglaubt.«
    »Nein? Und wozu sind dann die dort drüben gekommen?« Monza deutete mit einer Kopfbewegung zu einem Grüppchen von Gurkhisen, die weiße Gewänder und kleine Kappen nach Art der Priester trugen und an einem Tisch in der Nähe saßen.
    Der Herzog sah zu ihnen hinüber. »Oh, ihre Hilfe geht weit über das Spirituelle hinaus. Sie sind Gesandte des Propheten Khalul. Herzog Orso ist mit der Union verbündet und wird von deren Banken unterstützt. Ich muss mir eigene Freunde suchen. Und selbst der Imperator von Gurkhul kniet vor dem Propheten.«
    »Jeder kniet vor irgendeinem Herrn, nicht wahr? Dann können sich Imperator und Prophet wohl gegenseitig trösten, wenn ihnen die Priester die Nachricht überbringen, dass man Ihren Kopf auf eine Pike gesteckt hat.«
    »Sie würden schnell darüber hinwegkommen. Styrien ist für sie nur ein Nebenkriegsschauplatz. Ich vermute, sie bereiten bereits das nächste Schlachtfeld vor.«
    »Es heißt, der Krieg geht niemals zu Ende.« Sie leerte ihr Glas und stellte es klappernd wieder auf den Tisch. Vielleicht war es wirklich so, dass in Ospria der beste Wein gekeltert wurde, aber für sie schmeckte er wie Kotze. Wie auch alles andere. Ihr Leben bestand aus Kotze. Aus Kotze und häufigem, schmerzhaftem, wässrigem Stuhlgang. Entzündetes Zahnfleisch, raue Zunge, scharfkantige Zähne, wunder Arsch. Ein pferdegesichtiger Diener mit gepuderter Perücke beugte sich beflissen über ihre Schulter und ließ einen langen Strahl Wein in ihr leeres Glas schießen, als ob das Zeug besser schmecken würde, wenn er die Flasche beim Einschenken so hoch wie irgend möglich über ihr hielt. Er zog sich mit vollendeter Eleganz zurück. Immerhin war der Rückzug die Spezialität von Ospria. Sie griff wieder nach ihrem Glas. Die letzte Pfeife hatte dafür gesorgt, dass ihre Hände nicht mehr zitterten, aber das war auch alles.
    Daher betete sie um dumpfe, peinliche, betäubende Trunkenheit, die über sie hinwegwaschen und ihr Elend auslöschen sollte.
    Sie ließ die Augen über Osprias reichste und nutzloseste Bürger schweifen. Wenn man gezielt darauf

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