Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
spielen.«
    »Kundschafterdienste zu übernehmen«, bedauerte Andiche.
    »Die Flanken zu halten«, knurrte Victus.
    »Ihre Moral ist auf einem echten Tiefpunkt. Sie wurden bezahlt, aber Geld ist nie die beste Triebfeder für einen Mann, sein Leben zu riskieren.« Für einen Söldner schon gar nicht, aber das musste nicht extra betont werden. »Wenn man sie jetzt zu einem harten Scharmützel mit einem widerborstigen und verzweifelten Feind zwingt, Auge in Auge … ich will ja nicht sagen, dass sie vielleicht einknicken könnten … aber … nun ja …« Cosca verzog gequält das Gesicht und kratzte sich langsam am Hals. »Sie könnten einknicken.«
    »Ich hoffe, das ist jetzt kein Beweis für Ihre berüchtigte Angewohnheit, Kämpfe lieber vermeiden zu wollen«, bemerkte Rigrat abfällig.
    »Kämpfe … vermeiden? Sie können jeden hier fragen, ich bin ein Tiger!« Victus schnaubte Rotz über sein Kinn, aber Cosca ignorierte ihn. »Hier geht es vielmehr darum, das beste Werkzeug für die Aufgabe zu finden. Man nimmt doch kein Rapier, um einen Baum zu fällen. Man nimmt eine Axt. Es sei denn, man ist ein kompletter Idiot.« Der junge Oberst öffnete den Mund zu einer scharfen Entgegnung, aber Cosca übertönte ihn geschmeidig. »Der Plan ist in Grundzügen praktikabel. Von Militärexperte zu Militärexperte gesprochen, ich gratuliere Ihnen uneingeschränkt dazu.« Rigrat hielt leicht verwirrt inne und war sich offenbar nicht sicher, ob er gerade zum Besten gehalten werden sollte oder nicht, obwohl das ziemlich offensichtlich war.
    »Aber es wäre eine weisere Entscheidung, wenn die talinesischen Truppen – die kürzlich erst in Visserine und dann in Puranti bewiesen haben, dass sie der Sache ergeben, siegesgewohnt und von höchster Kampfmoral sind – die untere Furt überquerten und die Osprianer angriffen, unterstützt von den Verbündeten aus Etrisani und Cesale und so weiter.« Er deutete zum Fluss hinüber und schwenkte dabei seinen Flachmann, einen Gegenstand, der ihm insgesamt wesentlich nützlicher erschien als ein Marschallsstab, da der schließlich niemanden betrunken machte. »Die Tausend Klingen wären wesentlich besser dazu geeignet, sich weiter oben im Gelände zu verbergen und im richtigen Augenblick hervorzubrechen! Um voller Energie und Schwung die obere Furt zu stürmen und den Feind von hinten in die Zange zu nehmen!«
    »Immer der beste Ort für einen Angriff«, murmelte Andiche. Victus kicherte gehässig.
    Cosca leerte mit schwungvoller Handbewegung seine Flasche. »Auf diese Weise wären Ihr solider Mut und unsere feurige Leidenschaft beide am besten Platz. Wir werden ruhmvolle Taten begehen, die in Liedern besungen werden, Geschichte schreiben, Orso zum König machen …« Er deutete Foscar gegenüber eine leichte Verbeugung an. »Und damit natürlich, nach dem natürlichen Verlauf der Dinge, eines Tages auch Sie, Euer Hoheit.«
    Foscar sah stirnrunzelnd zu den beiden Furten. »Ja. Ja, ich verstehe. Aber die Sache ist doch so, dass …«
    »Dann sind wir uns also einig!« Cosca legte ihm den Arm um die Schultern und führte ihn zurück zum Zelt. »War es nicht Stolicus, der einmal gesagt hat, dass große Männer oft in dieselbe Richtung marschieren? Ja, ich glaube, das war er! Lasst uns nun zum Abendessen marschieren, liebe Freunde!« Er deutete mit dem Finger auf die Berge, die allmählich in Dunkelheit versanken, dorthin, wo Ospria im Sonnenuntergang schimmerte. »Ich schwöre, ich bin so hungrig, dass ich eine ganze Stadt verspeisen könnte!« Warmes Gelächter begleitete ihn zurück zum Zelt.

POLITIK
    Espe saß mit finsterer Miene da und trank.
    Herzog Rogonts großer Speisesaal war der großartigste Raum, in dem er sich je betrunken hatte, und zwar mit einigem Abstand. Als ihm Vossula erzählt hatte, Styrien sei ein Hort der Wunder, hatte sich Espe tatsächlich eher so etwas vorgestellt als den verkommenen Hafen von Talins. Der Speisesaal war sicher viermal so groß wie Bethods große Halle in Carleon, und die Decke war mindestens dreimal höher. Die Wände waren aus blassem Marmor, mit Streifen eines blauschwarzen anderen Steins abgesetzt, mit schimmernden Adern durchzogen und zu Blättern und Ranken behauen, die wiederum von echtem Efeu bewachsen waren, so dass sich die lebenden und die steinernen Blätter in den tanzenden Schatten miteinander verbanden. Eine warme Abendbrise zog durch offene Fenster, groß wie Schlosstore, und ließ die orangefarbenen Flammen der tausend Hängelampen,

Weitere Kostenlose Bücher