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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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halben.«
    »Einen außergewöhnlichen ganzen sogar! Ich war nie ein verlässlicher Mensch – nein, nein, versuche nicht, das abzustreiten.« Freundlich hatte nichts dergleichen beabsichtigt. »Aber du, mein Freund, bist standhaft, klaren Blicks und entschieden. Du bist …
ehrlich
genug … um mich etwas ehrlicher werden zu lassen.«
    »Ich habe den größten Teil meines Lebens im Gefängnis verbracht.«
    »Wo du mehr Ehrlichkeit unter Styriens gefährlichsten Sträflingen verbreitet hast als alle Richter des Landes, davon bin ich überzeugt!« Cosca klopfte Freundlich auf die Schulter. »Ehrliche Menschen sind selten, und sie werden fälschlicherweise oft als Verbrecher, Rebellen oder Verrückte angesehen. Worin bestanden schließlich deine Verbrechen, einmal davon abgesehen, dass du anders warst?«
    »Beim ersten Mal war es Raub, und ich bekam sieben Jahre. Als sie mich dann wieder schnappten, gab es vierundachtzig Anklagepunkte, darunter vierzehn Morde.«
    Cosca hob eine Augenbraue. »Und warst du wirklich schuldig?«
    »Ja.«
    Der Generalhauptmann runzelte kurz die Stirn, dann wischte er den Einwand weg. »Niemand ist vollkommen. Lassen wir die Vergangenheit hinter uns.« Er schnippte noch einmal gegen seine Feder und stülpte sich schwungvoll den Hut auf den Kopf, wie immer in einem leicht verwegenen Winkel. »Wie sehe ich aus?«
    Schwarze, spitze Kniestiefel mit riesigen goldenen Sporen, die an Stierköpfe erinnerten. Ein Brustpanzer aus schwarzem Stahl mit goldenen Verzierungen. Schwarze geschlitzte Samtärmel mit Flammen aus gelber Seide und Manschetten aus sipanischer Spitze, die über die Handgelenke hingen. Ein Degen mit auffällig vergoldetem Korb und passendem Dolch, beide geradezu lächerlich tief getragen. Ein riesiger Hut, dessen gelbe Feder über die Decke zu streichen drohte. »Wie ein Lude, der einen Heeresausstatter geplündert hat.«
    Coscas Gesicht verzog sich zu einem strahlenden Lächeln. »Genau das, worauf ich es angelegt hatte! Also, nun zum Geschäft, Feldwebel Freundlich!« Mit großen Schritten ging er zur Zelttür, schlug sie beiseite und trat ins helle Sonnenlicht.
    Freundlich hielt sich dicht hinter ihm. Das war schließlich jetzt seine Aufgabe.
     
    Der Beifall brandete in dem Augenblick auf, da er auf das große Fass stieg. Er hatte befohlen, dass jeder Offizier der Tausend Klingen bei seiner Ansprache zugegen sein sollte, und sie waren tatsächlich alle da, klatschten, jubelten, schrien und pfiffen, so laut sie konnten. Die Hauptmänner ganz vorn, die Leutnants etwas weiter hinten, die Fähnriche am Rand der Menge. Bei den meisten Kampfverbänden wären sie die besten und klügsten, die jüngsten und die hochwohlgeborenen, die tapfersten und besonders idealistischen Männer gewesen. Da es sich hier um eine Brigade von Söldnern handelte, verhielt es sich genau anders herum. Die Offiziere waren Männer, die schon am längsten dienten, die besonders Lasterhaften und Hinterhältigen, die geschicktesten Grabräuber, die am schnellsten laufen konnten und die wenigsten Illusionen besaßen; Männer, die in Verrat erfahren waren. Mit anderen Worten, Coscas ureigenste Wählerschaft.
    Neben dem Fass leise klatschend standen Sesaria, Victus und Andiche, die größten und gemeinsten Schurken der ganzen Horde. Es sei denn natürlich, man zählte Cosca selbst mit. Freundlich stand nicht allzu weit hinter ihm, die Arme fest verschränkt, die Augen forschend auf die Anwesenden gerichtet.
    Cosca fragte sich, ob er sie zählte, und kam zu dem Schluss, dass das mit Sicherheit der Fall war.
    »Nein, nein! Nein, nein! Das ist zu viel der Ehre, Jungs! Ihr beschämt mich mit eurem Jubel!« Mit einer Handbewegung beendete er die Beifallsbekundungen, die nun erwartungsvollem Schweigen wichen. Zahllose vernarbte, pockige, sonnenverbrannte und von Krankheit gezeichnete Gesichter wandten sich ihm wartend zu. So hungrig wie eine Räuberbande. Sie waren eine.
    »Tapfere Helden der Tausend Klingen!« Seine Stimme drang laut in die warme Morgenluft. »Nun, sagen wir zumindest, tapfere Männer der Tausend Klingen. Sagen wir, Männer!« Vereinzeltes Gelächter, zustimmende Rufe. »Meine Jungs, ihr alle kennt meine Handschrift! Einige von euch haben an meiner Seite gekämpft … oder zumindest an vorderster Front.« Noch mehr Gelächter. »Die anderen kennen zumindest meinen … makellosen Ruf.« Und noch mehr. »Ihr alle wisst, dass ich vor allem eines bin – einer von euch. Ein Soldat, jawohl! Ein Kämpfer

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