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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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durch und durch! Aber einer, der es vorzieht, seine Klinge in die Scheide zu stecken.« Mit einem leisen Räuspern rückte er sich sein Gemächt zurecht. »Und nicht, sie zu ziehen!« Und damit schlug er zu allgemeiner Heiterkeit auf den Griff seines Degens.
    »Es soll nicht heißen, wir seien keine Meister und Wandergesellen des ruhmreichen Waffengewerbes! Mindestens ebenso wie jedes Schoßhündchen, das einem Edelmann zu Füßen hockt! Männer mit starken Sehnen!« Damit klopfte er auf Sesarias dicken Arm. »Männer mit scharfem Verstand!« Und er deutete auf Andiches fettiges Haupt. »Männer, die nach Ruhm dürsten!« Mit dem Daumen zeigte er auf Victus. »Es soll nicht heißen, dass wir keine Gefahren auf uns nähmen, um unseren Lohn einzufahren! Aber dabei wollen wir die Gefahren so klein wie möglich und den Lohn so groß wie möglich halten!« Neuerlicher Beifall brandete auf.
    »Euer Dienstherr, der junge Prinz Foscar, war bestrebt, euch die untere Furt überschreiten zu lassen und dem Feind in direkter Schlacht zu begegnen …« Angespanntes Schweigen. »Aber ich lehnte ab! Natürlich bezahlt man euch, damit ihr kämpft, aber ich sagte ihm, ihr seiet mehr auf die Bezahlung denn auf das Kämpfen aus!« Lauter Jubel. »Wir werden uns also etwas weiter stromaufwärts nasse Füße holen und dort auf wesentlich weniger Widerstand treffen! Und was immer heute auch geschieht, wie auch immer die Dinge liegen mögen, Männer, ihr könnt euch darauf verlassen, dass ich eure … ureigensten Interessen mit aller Macht vertreten werde!« Sein Daumen rieb über die Fingerspitzen, und die Menge brüllte noch lauter.
    »Ich werde euch nicht damit beleidigen, indem ich Mut, Standhaftigkeit, Treue oder Ehre von euch fordere! Schließlich weiß ich längst, dass ihr diese Eigenschaften in größtem Maße besitzt!« Allgemeines Gelächter. »Also zu euren Einheiten, ihr Offiziere der Tausend Klingen, und wartet auf meine Befehle! Möge die holde Frau Glück stets an eurer und meiner Seite sein! Sie fühlt sich schließlich stets von jenen besonders angezogen, die ihre Gaben am wenigsten verdienen! Mögen wir siegreich sein, wenn die Dunkelheit heraufzieht! Unverletzt! Und vor allem – reich!«
    Es folgte lang anhaltender, dröhnender Beifall. Schilde und Waffen, gepanzert und verstärkt, wurden von zahlreichen Fehdehandschuhen in die Luft gereckt.
    »Cosca!«
    »Nicomo Cosca!«
    »Der Generalhauptmann!«
    Er sprang lächelnd von dem Fass herab, als sich die Menge allmählich auflöste, während Sesaria und Victus den Offizieren folgten, um zu ihren Regimentern zu gehen – beziehungsweise zu ihren Banden aus Opportunisten, Verbrechern und Schlägern – und sie gefechtbereit zu machen. Cosca schlenderte zur Kuppe des Hügels und sah auf das herrliche Tal, das sich unter ihm erstreckte, während noch kleine Nebelfetzen in den seitlichen Schluchten hingen. Ospria blickte von seinem Berg stolz auf dieses Szenario herab, bei Tag noch schöner denn je, mit seinen cremefarbenen, mit schwarzem Marmor verbrämten Gebäuden, den Kupferdächern, die über die Jahre grün angelaufen waren oder auf einigen kürzlich erst instand gesetzten Häusern noch rötlich in der Morgensonne schimmerten.
    »Schöne Rede«, sagte Andiche. »Wenn man was für Reden übrighat.«
    »Vielen Dank. Das habe ich.«
    »Du hast es immer noch raus.«
    »Ach, mein Freund, du hast viele Generalhauptmänner kommen und gehen sehen. Du weißt nur zu gut, dass es eine glückliche Zeit gibt, kurz nachdem ein Mann in Amt und Würden gehoben wurde, in der er in den Augen seiner Männer nichts Falsches tun oder sagen kann. Wie ein Ehemann in den Augen seiner frisch angetrauten Gattin. Aber leider ist das nicht von Dauer. Sazine, ich selbst, Murcatto, der unglückliche Getreue Carpi – für uns alle lief die Uhr mal schneller, mal langsamer ab, und wir alle endeten verraten oder tot. Das wird mir wieder so gehen. Ich werde für meinen Beifall in Zukunft härter arbeiten müssen.«
    Andiche verzog den Mund zu einem zahnlückigen Grinsen. »Du könntest dich immer noch auf die gute Sache berufen.«
    »Ha!« Cosca ließ sich auf dem Generalhauptmannsstuhl nieder, den man im Schattenflickwerk eines breit ausufernden Olivenbaums mit schönem Blick auf die glitzernden Furten aufgestellt hatte. »Diesen Scheiß mit der guten Sache kannst du vergessen! So was ist doch immer nur ein Vorwand. Meiner Erfahrung nach kämpfen Männer gerade dann mit besonders viel Ignoranz,

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