Racheklingen
Gewaltbereitschaft und selbstsüchtiger Bosheit, wenn man sie dazu angestachelt hat, es für eine gerechte Sache zu tun.« Er blinzelte gegen die aufgehende Sonne, die hell am leuchtend blauen Himmel stand. »Wie wir in den kommenden Stunden zweifelsohne feststellen werden.«
Rogont zog seinen Degen mit einem leisen, metallischen Klingen.
»Freie Männer Osprias! Freie Männer des Achterbunds! Edle Herzen!«
Monza wandte den Kopf und spuckte aus. Reden. Besser, man schlug schnell und hart zu, als lange Zeit damit zu verschwenden, dass man darüber quatschte. Wenn sie vor einer Schlacht die Zeit gehabt hätte, eine Rede zu halten, dann hätte sie stets befürchtet, den besten Augenblick für den Angriff verpasst zu haben, sich zurückgezogen und auf den nächsten gewartet. Ein Mann musste schon ein ziemlich übersteigertes Selbstwertgefühl haben, um zu glauben, dass seine Worte wirklich etwas ausrichten mochten.
Von daher war es keine Überraschung, dass Rogont seine große Rede gut vorbereitet hatte.
»Lange schon seid ihr mir gefolgt! Lange habt ihr auf den Tag gewartet, an dem ihr eure Standfestigkeit würdet unter Beweis stellen können! Ich danke euch für eure Geduld! Ich danke euch für euren Mut! Ich danke euch für eure Überzeugung!« Er erhob sich in den Steigbügeln und hob sein Schwert hoch über seinen Kopf. »Heute werden wir kämpfen!«
Er gab ein schönes Bild ab, das war nicht zu leugnen. Hochgewachsen, stark und gut aussehend, mit dunklen Locken, die sich leicht in der Brise regten. Seine Rüstung war mit schimmernden Juwelen besetzt und so hell poliert, dass es beinahe schmerzte, sie anzusehen. Aber seine Männer hatten sich ebenfalls mächtig ins Zeug gelegt. Die schwere Infanterie in der Mitte, wohl gerüstet unter einem Wald aus Stangenwaffen oder Langschwertern in den bewehrten Fäusten, die Schilde und die blauen Waffenröcke mit dem weißen Turm von Ospria bestickt. Die leichte Infanterie an den Flügeln; Männer in nietenbeschlagenen Lederröcken und formvollendeter Habacht-Stellung, die Piken sorgsam kerzengerade aufgerichtet. Auch Bogenschützen, Flachbogenmänner mit Stahlhelmen, Langbogenmänner mit Kapuzen. Eine Abordnung aus Affoia ganz rechts außen verdarb das prächtige Bild ein wenig, da ihre Waffen nicht zueinanderpassten und die Reihen krumm und schief verliefen, aber dennoch hatten sie sich wesentlich ordentlicher aufgestellt als alle anderen Einheiten, die Monza jemals angeführt hatte.
Dabei hatte sie die Kavallerie hinter sich noch gar nicht gesehen, die diesen perfekten Anblick noch übertraf. Eine schimmernde Linie durchzog den Schatten der äußersten Stadtmauern Osprias. Männer von edler Geburt und edler Gesinnung, Pferde angetan mit glänzenden Rossharnischen, Helme mit schmuckvollem Helmbusch, geglättete und polierte Lanzen, allesamt bereit, dem Ruhm entgegenzupreschen. Wie aus einem schlecht geschriebenen Märchenbuch.
Sie zog ein wenig Rotz hoch und spuckte wieder aus. Ihrer Erfahrung nach, und an Erfahrung mangelte es ihr nicht, pflegten die sauberen Männer zwar als Erste in die Schlacht zu stürmen, aber auch als Erste den Rückzug anzutreten.
Rogont gab sich alle Mühe, neue Gipfel der Redekunst zu erklimmen. »Wir stehen nun auf einem Schlachtfeld! Hier, wird es in späteren Jahren heißen, haben Helden gekämpft! Hier, werden die Menschen sagen, wurde das Schicksal Styriens entschieden! Hier, meine Freunde, hier, auf unserem eigenen Boden! Im Angesicht unserer Heimatstadt! Vor den uralten Wällen des stolzen Ospria!« Begeisterter Beifall seitens der Kompanien, die ihm am nächsten standen. Monza bezweifelte, dass die anderen überhaupt etwas von dem, was er sagte, hören konnten. Vermutlich konnten ihn die meisten nicht einmal sehen. Und wenn sie das doch taten, dann war es unwahrscheinlich, dass der Anblick eines kleinen Flecks in großer Entfernung irgendwie dazu beitragen würde, ihre Moral zu stärken.
»Euer Schicksal liegt in euren eigenen Händen!« Ihr Schicksal hatte in Rogonts Händen gelegen, und er hatte nicht darauf achtgegeben. Nun lag es in Coscas und Foscars, und höchstwahrscheinlich würde es einen blutigen Ausgang nehmen.
»Für die Freiheit!« Oder zumindest für eine netter aussehende Art der Tyrannei.
»Für den Ruhm!« Für einen ruhmreichen Platz im Schlamm auf dem Grund des Flusses.
Rogont riss mit der freien Hand an den Zügeln und ließ sein Schlachtross, einen hübschen Fuchs, steigen und mit den Hufen durch die
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