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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Luft wirbeln. Die Wirkung dieser heldenhaften Geste wurde allerdings ein wenig dadurch geschmälert, dass im gleichen Augenblick ein paar schwere Pferdeäpfel von der Hinterseite des Tiers zu Boden fielen. Dann preschte es an den versammelten Infanterieregimentern vorbei, und jede Kompanie jubelte Rogont zu, wenn er an ihr vorüberkam, hob die Speere und brüllte laut. Es hätte ein beeindruckender Anblick sein können. Aber Monza hatte all das schon einmal gesehen, mit bösen Folgen. Eine gute Rede war kein Ausgleich dafür, dass der Feind drei zu eins in der Überzahl war.
    Der große Zauderer trabte zu ihr und seinen anderen Stabsoffizieren hinüber, jenen hochdekorierten und unerfahrenen Männern, die sie im Badhaus von Puranti vorgeführt hatte und die jetzt tatsächlich einmal für eine Schlacht und nicht für eine Parade Aufstellung genommen hatten. Man konnte davon ausgehen, dass sie Monza inzwischen kein bisschen mehr ins Herz geschlossen hatten. Und man konnte davon ausgehen, dass Monza dieser Umstand herzlich egal war.
    »Schöne Rede«, sagte sie. »Wenn man was für Reden übrighat.«
    »Vielen Dank.« Rogont wandte sein Pferd um und lenkte es neben sie. »Das habe ich.«
    »Darauf wäre ich gar nicht gekommen. Schöne Rüstung.«
    »Ein Geschenk der jungen Gräfin Cotarda.« Ein Grüppchen junger Damen hatte sich im Schatten der Stadtmauer weit oben am Abhang zusammengefunden, um die Schlacht zu beobachten. Sie saßen in leuchtenden Kleidern und mit schimmernden Juwelen geschmückt im Damensattel auf ihren Reittieren, als hätten sie sich hier eingefunden, um einer Hochzeit beizuwohnen und keinem Schlachtfest. Cotarda, butter-blass und in wehender Seide, winkte schüchtern herüber, und Rogont erwiderte den Gruß leidenschaftslos. »Ich vermute, ihr Onkel hegt die Absicht, uns miteinander zu verheiraten. Immer vorausgesetzt natürlich, dass ich den heutigen Tag überlebe.«
    »Junge Liebe. Das rührt mein Herz.«
    »Um Ihre sentimentale Seele zu beruhigen, sie ist überhaupt nicht mein Fall. Ich mag eine Frau mit ein wenig … Biss. Aber es ist trotzdem eine schöne Rüstung. Ein unbeteiligter Beobachter könnte mich irrigerweise für einen Helden halten.«
    »Ha. ›Verzweiflung knetet Helden aus dem verdorbensten Teig‹, heißt es bei Farans.«
    Rogont stieß einen schweren Seufzer aus. »Wir haben nicht mehr viel Zeit, um diesen Teig richtig hart werden zu lassen.«
    »Ich dachte, es sei nur ein Gerücht, dass Sie ein Problem mit dem Hartwerden hätten …« Eine der Damen aus Gräfin Cotardas Gesellschaft erschien ihr seltsam vertraut. Sie war schlichter gekleidet als die anderen, hatte einen langen Hals und wirkte sehr elegant, als sie erst den Kopf und dann ihr Pferd umwandte und gemächlich den grasbewachsenen Abhang hinabgeritten kam. Monza wurde kalt, als sie erkannte, wer es war. »Was macht die denn hier?«
    »Carlot dan Eider? Sie kennen sich?«
    »Ich kenne sie.« So gut man jemanden eben kannte, dem man in Sipani ins Gesicht geschlagen hatte.
    »Eine alte … Freundin.« So, wie er das Wort betonte, war es mehr als nur Freundschaft. »Sie kam zu mir, weil sie sich in Lebensgefahr befand, und bat um Schutz. Unter welchen Umständen hätte ich eine solche Bitte abschlagen können?«
    »Wenn sie hässlich gewesen wäre?«
    Rogont zuckte mit leichtem, metallischem Rasseln die Achseln. »Ich gebe gern zu, dass ich ebenso oberflächlich bin wie die meisten anderen Menschen.«
    »Noch weit oberflächlicher, Euer Exzellenz.« Eider trieb ihr Pferd zu ihnen und neigte leicht den Kopf. »Und wen sehe ich da? Die Schlächterin von Caprile! Da hielt ich Sie für eine Diebin, eine Erpresserin, Mörderin zahlloser Unschuldiger und eine Blutschänderin! Und nun sind Sie wohl auch noch Soldatin?«
    »Carlot dan Eider, welch eine Überraschung! Ich dachte, das hier sei ein Schlachtfeld, aber jetzt riecht es mehr nach einem Bordell. Was von beiden ist es nur?«
    Eider betrachtete mit hochgezogenen Augenbrauen die versammelten Regimenter. »Angesichts der vielen Klingen hätte ich vermutet … ein Schlachtfeld? Aber Sie kennen sich sicherlich viel besser aus. Ich habe Sie bei Cardotti gesehen, jetzt sehe ich Sie hier, mal in den Kleidern einer Hure, mal in denen einer Soldatin, aber Sie scheinen sich in beiden sehr wohlzufühlen.«
    »Seltsam, wie das Leben so spielt, nicht wahr? Ich trage Hurenkleider, Sie tun Hurendienste.«
    »Vielleicht sollte ich auch dazu übergehen, Kinder zu ermorden?«
    »Um

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