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Rachekuss

Rachekuss

Titel: Rachekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Verdachtsfälle kann so ein Mittel nachgewiesen werden. Meistens sind die Leute einfach – pardon – besoffen.«
    »Aber ich hatte nichts getrunken!«, wehrte sich Flora. Ihre Scham wich echter Verärgerung. »Haben Sie denn mal in dem Café nachgefragt? Da gibt’s bestimmt Leute, die bezeugen können, dass ich nichts getrunken hatte.« Schmittberger machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Nein, das bringt doch nichts. Selbst wenn Sie im Café nichts getrunken haben – vielleicht sind Sie anschließend in die nächste Kneipe gegangen.«
    »Aber warum sollte ich all das denn tun?«
    Der Beamte runzelte ein wenig die Stirn und stützte sich andeutungsweise mit seinen gespreizten zehn Fingern an der Schreibtischkante ab. Das Folgende war ihm offensichtlich unangenehm.
    »Frau Harnasch«, seine Augen bekamen einen mitfühlenden Glanz. »Ich weiß nicht genau, in was für einer Lebenssituation Sie gerade sind – aber kann es sein, dass Sie gewisse, nun, ich sage mal, psychische Probleme haben? Dass Sie sich hier in diesem Land vielleicht nicht so recht wohlfühlen?« Flora spürte eine Faust in ihrem Magen rumoren. »Was wollen Sie denn damit sagen?«
    »Wir hatten hier ein interessantes Gespräch mit einem Zeugen. Am Telefon. Leider wollte er oder sie seine Identität nicht aufdecken. Der Mensch deutete an, dass Sie vielleicht – nun ja, einen Vorwand suchen, damit Ihre Eltern Sie zurück nach Argentinien gehen lassen.«
    »Brasilien! Ich bin Brasilianerin«, fauchte Flora. »Aber das ist ja infam! Ich tue mir doch nicht selbst all diese Dinge an… ich bin doch nicht… pervers. Wer behauptet denn so etwas?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Wie schon erwähnt – der Anruf war anonym. Ich meine, klar, mit anonymen Aussagen muss man immer besonders vorsichtig sein.«
    »Und, äh«, fiel es Flora ein, »hat der Typ irgendwas gesagt von einer Satanistin, die mich verfolgt?«
    »Ja, er erwähnte das kurz, dass dies ein erster Verdacht Ihrerseits gewesen sei, er sich das aber nicht vorstellen könne. Wir haben mit der betreffenden Person Kontakt aufgenommen, aber es ist nichts dabei herausgekommen. Kein Motiv, nichts. Und ehrlich gesagt, ich habe mal nachgeschaut – Sie hatten ja schon des Öfteren Kontakt mit meinen Kollegen in letzter Zeit. Erst diese Partygeschichte und dann die Aktion am Flughafen. Offen gestanden, für mich passt das alles sehr gut zusammen. Sie sind überfordert von der Situation hier, das verstehe ich gut. Ein junger Mensch wie Sie… wissen Sie was, ich gebe Ihnen hier mal ein Visitenkärtchen von der Jugendberatungsstelle der Stadt. Ich kann Sie nur bitten – gehen Sie dorthin, vertrauen Sie sich denen an, die können Ihnen bestimmt helfen. Aber bitte – lassen Sie die Polizei ihre sonstige Arbeit machen. Wir haben genug zu tun! Ich habe es Ihnen schon mal gesagt: Wenn Sie eine Straftat vortäuschen, machen Sie sich nur selbst strafbar!«
    »Ich täusche nichts vor!«, schrie Flora, wischte die Karte, die Schmittberger aus seiner Schreibtischschublade gezaubert hatte, vom Tisch und rannte grußlos aus dem Zimmer.
    Als sie eine halbe Stunde später nach Hause kam, schallten ihr aus dem Garten fröhliche Stimmen entgegen.
    »Tor«, jubelte Lucas und strahlte Flora an. »Dein Freund ist aber kein toller Fußballer«, sagte er grinsend.
    Flora erkannte jetzt erst Yannik, der am hinteren Ende des Gartens gerade den Fußball aus der Hecke zum Nachbargrundstück herauspulte.
    »Schlaumeier«, erwiderte Flora und versuchte, unbekümmert zu klingen.
    Yannik kickte den Ball elegant zu Lucas und kam dann auf Flora zu.
    »Können wir reden?«, fragte er. »Nur reden.« Sie nickte und Yannik folgte ihr ins Haus hinein, die Treppe nach oben und in ihr Zimmer.
    »Starke Farben«, schmunzelte Yannik, der noch nie zuvor hier oben gewesen war. Flora warf ihm einen strafenden Blick zu, setzte sich dann im Schneidersitz auf ihr Bett und Yannik ließ sich auf dem Sofa daneben nieder.
    »Ich habe nicht mitbekommen, was passiert ist«, begann er. Er setzte sich ganz auf die Kante und man sah ihm deutlich an, dass er viel lieber direkt neben Flora gesessen hätte. »Warum hast du mir nichts erzählt – ich hätte dir vielleicht helfen können.« Flora zupfte am ausgeblichenen Fell eines uralten, unförmigen Teddys ohne Augen, der seit Kindertagen ihr Bett hütete.
    »Du warst nicht gerade gut zu sprechen auf mich in den letzten Tagen. Und außerdem – wie hätte diese Hilfe aussehen können?« Sie

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