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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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strahlten uns mit einem Lächeln an, das sich von den Zehenspitzen her ausbreitete. Eine kurze Unterbrechung, während er den Taxifahrer bezahlte, dann sahen wir uns an und lächelten, dass sich unsere Augen zu Schlitzen verengten.
    Er sagte: »Bist du soweit?«, die irische Version für: »Sollen wir?«, bot mir seinen Arm, sodass ich mich bei ihm unterhaken konnte, und so schwebten wir in das Restaurant. Wir wurden von den Kellnern begeistert, wenn auch in unverständlicher Sprache begrüßt. Und daraufhin sahen wir uns mit einem ironischen Grinsen an.
    Wir wurden an einen Tisch geführt, der so zurückhaltend und schummrig beleuchtet war, dass ich Luke kaum erkennen konnte. »Ist es so recht, Babe?«, murmelte er. Ich nickte erfreut. – Mir wäre alles recht gewesen.
    Es gab einen kurzen Moment der Befangenheit, als wir uns einander gegenüber hinsetzten, denn schließlich waren wir noch nie in einer solchen Situation gewesen. Was einen noch befangener macht, als zum ersten Mal mit einem Mann zu schlafen, ist, zum ersten Mal mit einem Mann zum Essen auszugehen. Luke versuchte, die Unterhaltung mit einem frohgemuten »Na?« zu eröffnen. Ich wollte etwas darauf erwidern, aber dann erfüllte mich wieder ein Gefühl der Freude und bahnte sich einen Weg zu meinen Lippen, wo es sich in einem ekstatischen Grinsen manifestierte, und mir wurde klar, dass Worte nicht nötig waren. Luke erwiderte mein Lächeln seinerseits mit einem Lächeln, und wir lächelten uns unablässig an wie zwei Dorftrottel. Und so saßen wir da und lächelten und strahlten, bis der Kellner erschien und uns mit übertriebenen Gebärden die Speisekarte reichte.
    »Na, vielleicht sollten wir ...« Luke deutete auf die Speisekarte.
    »Ja, gut«, sagte ich und versuchte mich zu konzentrieren.
    Nach wenigen Sekunden sah ich auf und merkte, dass Luke mich anstarrte, und darauf lächelten wir uns wieder an. Etwas verlegen senkte ich den Blick. Aber ich konnte nicht umhin, noch einmal aufzusehen, und Luke starrte mich immer noch an. Also lächelten wir aufs neue.
    Ich freute mich zwar, war aber auch ein bisschen verlegen, und sagte leise: »Hör auf.« Und er erwiderte leise: »Entschuldigung, ich kann nichts dafür, du siehst so ...«
    Darauf mussten wir beide leise kichern, und er zeigte wieder auf die Speisekarte und sagte: »Wir sollten uns wirklich ...«
    Und ich sagte: »Du hast recht ...«
    Ich hatte das Gefühl, vor Glück platzen zu müssen, weil ich mit ihm zusammen war, und war mir sicher, dass ich wie ein Frosch aussah, breit und aufgeblasen.
    Er bestellte Champagner.
    »Warum?«, fragte ich.
    »Weil ...«, sagte er und sah mich prüfend an.
    »Weil ...«, sagte er wieder mit diesem Lächeln in seinen Augen. Ich hielt die Luft an, weil ich dachte, er würde sagen, dass er mich liebte.
    »Weil du es wert bist«, sagte er schließlich.
    Ich lächelte geheimnisvoll. Ich hatte sein Gesicht gesehen, ich wusste, wie es um ihn stand. Und er wusste, dass ich es wusste.
    Den ganzen Abend über war ich äußerlich ganz ruhig. Aber innerlich spürte ich eine angenehme Atemlosigkeit, in jedem Teil meines Körpers. Es war ein Gefühl, als wäre meine Lunge nicht in der Lage, genügend Sauerstoff aufzunehmen, als würde mein Herz betont langsam schlagen und mein Blut träge und sinnlich durch die Adern fließen. Alles war in einen langsameren Rhythmus übergegangen, als wäre ich berauscht von meinen Gefühlen für ihn.
    Alle meine Sinne waren geschärft. Meine Nerven lagen blank, sie waren schutzlos, exponiert. Mein Nervensystem war durchsichtig wie das Centre Pompidou.
    Jeder Atemzug erfüllte mich mit Freude. Ich genoss jedes Pochen meines Herzens, jedes Flattern in meiner Magengrube.
    Jedes Atemholen, wenn sich meine Brust hob und senkte und sich dann, nach endlosen Sekunden, wieder hob und senkte, war wie ein kleiner Sieg. Und dann wieder, und wieder.
    »Schmeckt es dir?« Er deutete auf meine Pommes au fenêtre, oder wie sie auch hießen.
    »Ja, wunderbar«, murmelte ich und schaffte es, zwei oder drei Krümel davon herunterzuschlucken.
    Immer wieder nahmen wir das Besteck in die Hand und hielten es über unseren Tellern mit dem Essen in der Schwebe – das wahrscheinlich köstlich war, aber keiner von uns konnte richtig essen –, um uns wie zwei Bekloppte anzugrinsen. Dann legten wir das Besteck aus der Hand und erwiderten den Blick des anderen, worauf wir erneut strahlten.
    Abgesehen davon, dass ich das Gefühl hatte, als wäre meine Speiseröhre

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