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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Haar, sein Gesicht, seine Kleider an. Wer war es? Ich wusste, dass ich ihn kannte.
    War es ...?
    War es möglich, dass ... ?
    O nein, es war doch nicht etwa ... ?
    Doch, er war es ...
    Er war es.
    »Hallo, Luke«, hörte ich mich sagen.
    Er stand auf. Er war größer und kräftiger, als ich ihn in Erinnerung hatte. Sein Haar war zerzaust, sein gutaussehendes Gesicht unrasiert. Es war mir zum Herzzerreißen vertraut. Für einen winzigen Moment war ich von heller Freude durchströmt. Luke, mein Luke war gekommen, um mich zu holen! Doch noch während sich das Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete, wurde es von verwirrten Gedanken wieder weggewischt. Hier war alles falsch. Er verhielt sich nicht wie mein Luke. Seine Miene war wie aus Granit, und er war nicht aufgesprungen, um mich zu küssen und herumzuschwingen.
    Ich hatte wieder die schreckliche letzte Szene vor Augen, als er mit mir Schluss gemacht hatte. Dann fiel mir der Fragebogen ein, und meine Kopfhaut zog sich zusammen. Der Fragebogen war persönlich eingetroffen. Wie hatte ich je denken können, ich würde darum herumkommen?
    »Rachel.« Das unfreundliche Nicken und die Tatsache, dass er mich nicht »Babe« nannte, zeigten mir, dass er im Unfrieden gekommen war. Ich schrumpfte unter der Zurückweisung zusammen.
    Der Moment, in dem ich mich der großen, blonden Frau zuwandte, die neben ihm stand, dauerte ungefähr eine Stunde. Auch sie kannte ich. Mit Sicherheit hatte ich sie schon gesehen. Vielleicht hatten wir nie miteinander gesprochen, aber ihr Gesicht kam mir bekannt vor.
    Es konnte doch nicht ... ?
    Nein, unmöglich ...
    Was hatte ich getan, womit hatte ich das verdient ... ?
    »Hallo, Brigit«, sagte ich mit tauben Lippen.
    Sie war genauso unfreundlich wie Luke und sagte mit einem knappen Kopfnicken: »Morgen.« Ich verging.
    Ich sah Mike und die anderen an und hatte das idiotische Gefühl, dass ich sie einander vorstellen sollte. Meine Knie zitterten, und nachdem ich Mike mit John Joe und Chaquie mit Misty bekannt gemacht hatte, setzte ich mich auf den schlechtesten Stuhl. Mehrere Sprungfedern bohrten sich in meinen Po, aber ich merkte es kaum.
    Auch Luke und Brigit setzten sich, sie sahen erschöpft und mitgenommen aus. Man konnte die Neugier von Mike und den anderen Insassen förmlich riechen.
    Lukes und Brigits Feindseligkeit zeigte mir deutlich, dass ihr Besuch etwas Schlimmes verhieß. Das kann nicht die Wirklichkeit sein, dachte ich immer wieder. Das passiert mir nicht wirklich. Ihre Anwesenheit hatte mich ganz verstört. Lukes jedoch mehr als Brigits. Wir waren uns so nah gewesen, hatten uns so gut verstanden, und die Kälte zwischen uns machte mich ganz verzweifelt. Wir waren immer, wenn wir zusammen war, sehr großzügig und ungestüm in unserer Zärtlichkeit gewesen. Und jetzt saß Luke auf der anderen Seite des Raums, umgeben von einer unsichtbaren Mauer, die mir klar signalisierte, ihm auf keinen Fall zu nahe zu kommen.
    »Wie geht’s denn so, Rachel?« Er versuchte, Konversation zu machen.
    »Phantastisch!«, sagte ich, ohne nachzudenken.
    »Gut.« Er nickte unglücklich. Ich hatte ihn noch nie unglücklich gesehen. Normalerweise sah er so lebendig aus. Es gab eine Reihe von Fragen, die ich unbedingt stellen wollte. Hast du eine neue Freundin? Ist sie so nett wie ich? Hast du mich vermisst? Aber ich war zu benommen, um überhaupt etwas zu sagen.
    Ich sah Brigit an. Sie sah aus wie sonst, wenn sie kein Make-up trug, obwohl sie jetzt damit vollgekleistert war. Das war merkwürdig.
    Alles war merkwürdig.
    Das letzte Mal hatte ich sie in unserer Wohnung in New York gesehen, als ich mit Paul und Margaret zum Flughafen aufbrach. Ich hatte sie umarmt, aber sie stand einfach stocksteif da. »Ich werde dich vermissen«, hatte ich gesagt.
    »Ich dich nicht«, war ihre Antwort gewesen.
    Und statt kreuzunglücklich zu werden, hatte ich es aus meinem Gedächtnis gestrichen. Erst jetzt fiel es mir ein.
    Miststück, dachte ich.
    Josephine kam herein und sagte etwas über Lukes und Brigits unerwartete Ankunft aus New York. »Wir hätten Ihnen Bescheid gesagt, dass sie kommen, Rachel«, lächelte sie, »aber wir haben es selbst erst heute Morgen erfahren.«
    Sie log. Ich sah das an ihrem Gesichtsausdruck. Sie hatte gewusst, dass die beiden kommen, aber sie hatte mir nichts gesagt, um eine möglichst große Wirkung zu erzielen.
    Ohne weiteres Federlesen stellte Josephine die beiden vor und bestätigte, was ich argwöhnte. Nämlich dass Luke und Brigit

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