Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
sich nicht mehr die Haare ... wurde immer dünner ... leugnete das aber ...«
    Erst sehr viel später hörte sie auf zu sprechen. Sie ließ den Kopf hängen und sah so niedergeschlagen aus, dass es offensichtlich wurde, dass dies ein Trick war. Wahrscheinlich hatten sie und Luke das auf dem Flug ausgeheckt.
    »Bist du jetzt glücklich?«, höhnte ich, und die Galle lief mir über.
    »Nein!«, heulte sie auf und brach zu meiner Überraschung in Tränen aus.
    Was hat sie da zu weinen? Das steht doch mir zu.
    Josephine sagte ganz sanft. »Können Sie der Gruppe erklären, warum Sie so aufgebracht sind?«
    »Ich wollte das nicht tun«, schluchzte sie. »Ich will nicht gemein zu ihr sein. Sie war meine beste Freundin ...«
    Trotz all der Anschuldigungen, die sie gegen mich vorgebracht hatte, spürte ich plötzlich einen Kloß im Hals.
    »Ich habe es nur getan, damit sie wieder gesund wird«, sagte sie und weinte dabei. »Ich weiß, ich war so böse, ich habe sie richtig gehasst ...«
    Ich war zutiefst erschrocken. Das konnte nicht sein. Brigit hasste mich? Das konnte einfach nicht stimmen. Warum sollte sie? Weil ich ab und zu ein bisschen von ihrem Koks genommen hatte? Sie sollte mal ein bisschen lockerer werden, wirklich!
    »Aber das ist auch nicht der Grund. Ich möchte einfach nur, dass sie ihr Leben in den Griff bekommt und wieder so wird wie früher ...«
    Brigit weinte wieder los, und Luke legte seine Hand auf Brigits und drückte sie fest.
    Als wären sie Mann und Frau und ihr Kind läge mit einer Hirnhautentzündung im Krankenhaus, und sie warteten tapfer im Flur auf Nachrichten von der Intensivstation.
    Nicht schlecht, Luke, dachte ich bissig.
    Ich musste sarkastisch werden, weil es dann nicht so weh tat, wenn ich sah, wie er einer anderen Frau die Hand hielt.
    Eigentlich müsste er mir die Hand halten, dachte ich verzweifelt.
    Dank der Übertragung von Kraft und Stärke aus Lukes festem Griff gewann Brigit ihre Fassung wieder und konnte Josephine, die eine Menge Fragen an sie hatte, Rede und Antwort stehen.
    »Seit wann, meinen Sie, ist Rachels Drogenkonsum außer Kontrolle geraten?«
    »Seit einem Jahr mindestens«, antwortete Brigit schniefend und tupfte sich die Augen trocken. »Man kann das so schwer sagen, weil wir alle ziemlich viel getrunken haben und Drogen genommen haben auf Partys und so. Aber seit dem letzten Sommer hat sie es nicht mehr unter Kontrolle.
    ... sie hat immer wieder gesagt, es täte ihr leid. Immer und immer wieder. Es war das, was sie am häufigsten sagte, außer ›mehr‹.«
    Darauf kicherten einige, und ich lief vor Wut rot an.
    »... aber sie hat ihr Verhalten nicht geändert und damit nur gezeigt, dass es ihr nicht wirklich leidtat.
    ... und ich hasste es, ihre Gouvernante zu spielen, um sie bei der Stange zu halten. Wir sind gleich alt, sie ist sogar drei Monate älter, und ich hatte wirklich das Gefühl, ihre Wärterin oder ihre Mutter zu sein. Und sie hat mich beschimpft und als ›Spaßverderberin‹ und ›Sittenwächterin‹ hingestellt. Was überhaupt nicht zutraf.«
    Ich wurde von Brigits Litanei abgelenkt, weil Luke auf seinem Stuhl herumrutschte und eine bequeme Stellung suchte. Er beugte sich fast waagrecht vornüber, seine langen, strammen Oberschenkel waren weit geöffnet.
    Ich zwang mich dazu, Brigit weiter zuzuhören. Das war weniger schmerzhaft.
    »... es hätte nicht meine Aufgabe sein dürfen, auf sie aufzupassen, ich bin eigentlich nicht so. Und jedes Mal, wenn ich ihr für eine Sache verziehen hatte, ging sie los und tat das Gleiche wieder.
    ... ich bin eigentlich keine Nörglerin. Es war mir so zuwider, wie ihr Verhalten meins veränderte. Ich habe mich die ganze Zeit über sie geärgert. Und so bin ich eigentlich gar nicht, eigentlich bin ich recht umgänglich ...«
    Betroffen stellte ich fest, dass ich einen Moment lang fast ein wenig Mitleid mit ihr verspürte. Ich vergaß für einen Augenblick, dass ich ja der Bösewicht in Brigits Schauermärchen war.
    Dann rief ich mir ins Gedächtnis zurück, was hier eigentlich passierte. Brigit versuchte einfach, die Geschichte im Licht ihres neuen, verantwortungsvollen Jobs umzuschreiben. Sie wollte sich von ihrem eigenen, drogenerfüllten Leben distanzieren, falls ihr Arbeitgeber Wind davon bekam. Hier ging es gar nicht um mich.
    Doch als sie weitersprach, wäre ich ihr beinahe an die Kehle gesprungen. Sie sagte: »... und sie war gemein zu Luke. Sie schämte sich für ihn, weil sie meinte, er sähe nicht schick

Weitere Kostenlose Bücher