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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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blieb?
    Wieder nach New York?
    Wo ich Brigit und Luke und all den anderen wiederbegegnen würde?
    Das konnte ich mir nicht vorstellen.
    Ich wandte mich lächelnd Chris zu.
    Rette mich .
    Wir kamen an einem Restaurant vorbei, das mir sehr angemessen schien. Es hatte alles, was ich mir vorstellte: die Kerzen, die karierten Tischdecken, den rundlichen Wirt. Extrem fett, um ehrlich zu sein.
    »Wie wär’s mit dem?«, schlug ich vor und konnte es kaum erwarten, dass meine Phantasie Wirklichkeit wurde.
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Chris und machte eine abwägende Handbewegung. »Es ist ein bisschen ...«
    Ich wollte dort essen gehen. Stattdessen lächelte ich und sagte: »Du hast recht, es ist ein bisschen, nicht wahr?« Und dann war ich mir selbst zuwider.
    Ich hätte sagen sollen, was ich wollte. Ich hatte eine Gelegenheit vertan, um alte Verhaltensmuster zu durchbrechen. Und , dachte ich gereizt, ich war es leid, dass Josephines körperlose Stimme in meinem Kopf einen Kommentar sprach.
    Wir schlenderten weiter und kamen an einem gemütlichen Bistro mit schummriger Beleuchtung nach dem anderen vorbei, und Chris lehnte eins nach dem anderen ab mit einem vagen: »Ist es nicht ein bisschen ...«
    Meine Laune wurde schlechter, und meine Sätze wurden mit jeder Enttäuschung kürzer und knapper. Schließlich standen wir vor einem gelben Schuppen, aus dem uns ohrenbetäubender Lärm entgegenschlug. Die Gypsy Kings waren bis zum Anschlag aufgedreht.
    »Wie wär’s mit dem hier?«, schlug Chris vor. Ich hatte die Lippen zusammengepresst und zuckte die Achseln, und meine ganze Haltung drückte aus: Hier? Hast du denn völlig den Verstand verloren?
    »Gut, dann komm«, sagte er eifrig und hielt mir die Tür auf.
    Verdammter Mist , dachte ich in stiller Wut.
    Als wir eintraten, hätte mich der Lärm fast umgehauen. In dem Moment begriff ich, dass ich alt wurde und die drogenfreie Rachel die Welt ganz anders wahrnahm als die Rachel, die sich schon mal ein Gramm Koks eingepfiffen hatte.
    Ein zwölfjähriges Mädchen in Poncho und Sombrero begrüßte uns mit einer Überschwänglichkeit, die schon fast manisch war. Gebt ihr Lithium, damit sie wieder runterkommt .
    »Für zwei«, sagte Chris und reckte wie verrückt den Hals. Als würde er nach jemandem Ausschau halten. Als wir auf dem mit Sägemehl bestreuten Fußboden durch das Gedränge geführt wurden, hörte ich jemanden rufen: »Rachel, Ray-chel!«
    »Rachel.« Die Stimme kam näher. Ich ortete die Quelle, drehte mich um und stand vor Helen. Bekleidet mit einer roten Rüschenbluse und einem sehr kurzen Rock, an einem Band um den Hals hing ein Sombrero. In den Händen hielt sie ein Tablett.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie.
    »Was machst du hier?«, fragte ich zurück.
    »Ich arbeite hier«, sagte sie schlicht.
    Da wurde mir alles klar.
    »Ist das das Schlachthaus?«, fragte ich.
    »Es wird auch Club Mexxx genannt«, sagte Helen mit einem kurzen Blick auf das manische Mädchen, das Helen, Chris und mich anstrahlte, als wollte es gleich explodieren.
    »Gib mir die«, sagte Helen und nahm der Grinsenden die Speisekarten aus der Hand. »Ich plaziere sie in meinem Teil.«
    Während sie ihren winzigen Po durch die Tequila-trinkende Menge schob, rief sie über ihre Schulter: »Glaubt ja nicht, dass ihr auf Kosten des Hauses trinken könnt.«
    »Setzt euch hier hin.« Sie warf die Speisekarten auf einen wackligen Tisch von der Größe eines Schallplattencovers. Im Nu hatte ich mir lauter Holzsplitter in die Handflächen gerissen.
    »Ich muss diesen blöden Typen da die Getränke bringen«, erklärte sie und deutete mit dem Kopf auf die achtzehn sturzbetrunkenen Kerle am Nebentisch. »Dann komme ich wieder zu euch.«
    Chris und ich sahen uns an. Er lächelte. Ich nicht.
    »Wusstest du, dass Helen hier arbeitet?«, fragte ich mit zittriger Stimme.
    »Was?« Er versuchte, den Lärm zu übertönen.
    »WUSSTEST DU, DASS HELEN HIER ARBEITET?«, schrie ich und brüllte auch meinen Ärger heraus.
    »Nein«, sagte er mit großen Augen. »Davon hatte ich keine Ahnung.«
    Ich glaubte ihm nicht.
    Ich hasste ihn. Er wollte nicht mit mir zusammen sein. Er hatte es auf Helen abgesehen. Niemand wollte je mit mir zusammen sein. Sie benutzten mich nur als Trittbrett, um zu jemand anderem zu gelangen. Und dieser jemand war nicht ich.
    Ungefähr eine halbe Stunde später kam Helen wieder.
    »Adios Amoebas« , begrüßte sie uns. »Das müssen wir sagen«, erklärte sie mit einem verächtlich

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