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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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langweilig oder zu dumm, oder eine andere hängt immer um sie herum und macht große Augen, oder sie halten sich für Gott weiß wen... Obwohl manche von ihnen ganz gut aussehen«, gab ich zu. »Dieser Conlith sieht sehr gut aus, aber trotzdem...« Ich sprach nicht weiter.
    »Sie sind dir nicht gut genug, ist das das Problem?«, fragte Nola, als hätte ich gerade ein Mittel gegen Aids erfunden.
    »Genau!«, rief ich aus. »Und ich habe keine Lust, meine Zeit mit ihnen zu verschwenden, da hab ich Besseres zu tun.«
    »Meine Güte, du hast dich aber wirklich verändert«, sagte Nola.
    »Meinst du?«
    »Klar, überleg doch mal, wie du letztes Jahr noch warst«, flötete sie. »Da hättest du doch mit dem Hund des Landstreichers geschlafen, nur um nicht allein sein zu müssen.«
    Ich dachte darüber nach. Und musste leider zugeben, dass sie recht hatte. War ich wirklich so gewesen? So verzweifelt? Jemand, der um jeden Preis einen Liebhaber haben wollte?
    Wie sich die Dinge doch verändert hatten.
    »Hatte ich dir nicht gesagt, dass es dir besser gehen würde?«, fragte Nola.
    »Hör auf, so selbstgefällig zu sein!«, schimpfte ich. »Das gehört sich nicht.« Aber ich lächelte dabei.
    »Weißt du, was du hast?«, fragte sie. »Wie heißt das noch mal ... ach ja – Selbstachtung!«

72
    M it zitternden Händen öffnete ich den Brief. Er war an mich adressiert, c/o Annandales’s Hostel for Women, West 15th Street, New York.
    Er war von Luke.

    Ich hatte vorgehabt, nie wieder nach New York zu fliegen. Nie wieder.
    Aber als ich in meinem fünfzehnten drogenfreien Monat war, schlug Nola vor, dass ich eine Reise nach New York machen sollte.
    »Ja, mach das doch«, sagte sie, als wäre gar nichts dabei. »Sicher, warum nicht?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Doch«, drängte sie mich. Dann wurde sie so gemein, wie sie eben konnte, und das war nicht besonders gemein.
    »Wenn du nicht hinfährst«, erklärte sie, »wirst du immer ein schlechtes Gefühl haben, wenn du daran denkst. Ach, fahr doch! Geh wieder dahin, wo du früher immer warst, und versöhn dich mit den Menschen, denen du weh getan hast.« Nola drückte alles immer freundlich aus und sagte: »Menschen, denen du weh getan hast«, statt: »Menschen, deren Leben du beinahe zerstört hättest.«
    »Wie Luke«, sagte ich und war schockiert, wie freudig erregt ich bei dem Gedanken war, ihn zu sehen.
    »Besonders Luke«, sagte Nola lächelnd. »Der Schatz.«

    Ich musste immer wieder an New York denken. Ich kam nicht davon los, und es schien, als bliebe mir keine andere Wahl, als hinzufahren.
    Und als ich merkte, dass eine solche Reise tatsächlich eine Möglichkeit war, wurden die Luke-Schleusentore aufgestoßen. Erschrocken stellte ich fest, was ich schon seit einiger Zeit geargwöhnt hatte, nämlich dass ich immer noch verrückt nach ihm war. Aber ich hatte riesige Angst davor, dass er mich hassen würde oder mich vergessen hatte oder verheiratet war.
    »Das ist alles unerheblich«, drängte Nola. »In jedem Fall ist es für deine Heilung wichtig, dass du ihn wiedersiehst. Den Süßen«, sagte sie dann noch mit einem liebevollen Lächeln.
    Meine Eltern waren entsetzt.
    »Es ist doch nicht für immer«, erklärte ich. »Ich muss doch im Oktober zurück sein, wenn das Studium anfängt.«
    (Die Leute, die dort die Entscheidungen trafen, hatten beschlossen, mich für ein Psychologiestudium zuzulassen. An dem Tag, als ich diese Nachricht erhielt, tanzte ich einen ausgelassenen Freudentanz.)
    »Wirst du bei Brigit wohnen?«, fragte Mum besorgt.
    »Nein«, sagte ich.
    »Aber du hast dich doch mit ihr versöhnt«, beharrte sie.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Aber irgendwie wäre das nicht richtig.«
    Ich war mir ziemlich sicher, dass Brigit mich auf der Couch hätte schlafen lassen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, in der Wohnung zu Gast zu sein. Außerdem dachte ich, dass es trotz meiner sehr herzlichen Gefühle für sie gesünder wäre, wenn ich bei meiner Rückkehr nach New York unabhängig von ihr wäre.
    »Aber du wirst sie sehen, wenn du da bist?« Mum klang immer noch besorgt.
    »Natürlich«, versicherte ich ihr. »Ich freue mich darauf, sie zu sehen.«
    Und dann ging alles ganz schnell. Ich lieh mir eine enorme Summe und tauschte das meiste davon in Dollar um, ich buchte einen Flug, besorgte mir ein Zimmer in einem Frauenhotel, weil ich mir keine Wohnung leisten konnte, und packte meine Koffer.
    Am Flughafen gab Nola mir einen Zettel mit einer Adresse.
    »Das ist eine

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