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Rachel ist süß (German Edition)

Rachel ist süß (German Edition)

Titel: Rachel ist süß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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dass sie da in etwas hineingerät, das eigentlich nichts für sie ist. Vielleicht ist sie einfach einsam da drüben oder sucht immer noch nach einer Mutterfigur. Kai ist doch nicht lesbisch.“ Er hatte sehr sicher geklungen und bevor sie sich bremsen konnte, hatte sie ihn mit scharfem Ton gefragt: „Woher weißt du das so genau?“ Zum Glück hatte er ihren Ton für die Eifersucht einer Ehefrau gehalten und ihr noch einmal versichert, dass nie etwas anderes als Freundschaft zwischen ihm und seiner ehemaligen Schülerin bestanden hatte. Sie hatte die Erleichterung, die sie angesichts der Richtung, die das Gespräch nahm, verspürte, nicht einmal heucheln müssen.
     
    Christian hatte sich mit Kais neuem Leben sehr schnell abgefunden, als er mitbekam wie gut es ihr ging. Inga war in kleinen kalten Teilen verstorben und ihr Umfeld hatte ihre oft tiefen Depressionen auf die andauernde Kinderlosigkeit der jungen Ehe geschoben. In manchen Nächten hasste sie sich für ihre Feigheit, in manchen für ihre Gefühle. In manchen hasste sie Kai, die so einfach alle Regeln ignorierte.
     
    Sie waren wirklich an den Stadtrand gezogen, nach ein paar Jahren, fast gleichzeitig mit Kai, die mit der Dozentin, deren Namen sich Inga nicht merken wollte, in den USA ein Haus auf dem Lande gemietet hatte. Nach und nach gelang es Inga, ihren Weg mit Christian wiederzufinden. Auch ohne Kinder verlief ihr Leben harmonisch und angenehm. Ab und zu schrieb sie einen Gruß unter Christians Briefe an Kai und nahm die kurzen Grüße, die zurückkamen, ohne große Emotionen entgegen. Wenn Christian ihr Bilder zeigte, bemühte sie sich, im Lachen der fremden, zunehmend erwachsenen Frau vor den amerikanischen Sehenswürdigkeiten nicht nach ihrer Kai zu suchen. Als sie vom Drama erfuhr, das der Trennung von der Dozentin folgte, sah sie sich nach langer Zeit wieder bestätigt. Natürlich musste eine Beziehung zwischen zwei Frauen in einem solchen Gefühlschaos enden. Sie hatte sich vollkommen richtig entschieden, als sie die verlässliche Ruhe der unkontrollierten Leidenschaft vorgezogen hatte. So wie ihr Leben war, war es richtig. Sie war nicht dazu geboren, anders zu sein, und Kai wurde immer mehr zu einer weit entfernten Erinnerung, so wie die wilden, freien Sommertage die man als Kind verbrachte. Schön und für immer vergangen.
     
    Und dann kam Kai zurück.
     

2007
     
    „Sie ist eine Freundin.“ Für Christian erklärte das alles und Inga fühlte sich auf unheilvolle Weise einem Gefühl nahe, für das nur die Franzosen jemals ein Wort gefunden hatten.
     
    „Wir haben viele Freunde, aber die meisten wohnen glücklicherweise nicht bei uns.“ Sie versuchte ihre aufkommende Unruhe hinter einem Scherz zu verstecken.
     
    „Wenn sie zusammen mit einer Immobilienmaklerin durch den Holzboden ihres neuen Hauses gebrochen wären und erstmal keine Bleibe hätten, würden sie wahrscheinlich hier wohnen. Und außerdem ist es ja nicht so, als müsstest du einen Platz in unserem Bett frei machen.“ Christian überhörte ihr tiefes Einatmen glücklicherweise in seinem Redestrom. „Sie würde schließlich im Anbau wohnen, mit eigenem Eingang. Wir würden doch gar nicht merken, dass sie da ist. Oder hast du Frau Hilker jemals wirklich bemerkt?“
     
    Inga schüttelte kraftlos den Kopf. Die freundliche Rentnerin, die bis zu Beginn des Winters den Anbau bewohnt hatte, war nur aufgefallen, wenn sie zwischen zwei Kreuzfahrten die neuesten Bademoden wie eine kreischend bunte Fahne an der langen Leine in ihrem Teil des Gartens gehisst hatte.
     
    „Siehst du!“ Christian goss sich ein Wasser ein und ließ die Flüssigkeit langsam wie teuren Wein durch sein Glas kreisen. „Ihr habt euch zwar schon ewig nicht mehr gesehen, aber ihr habt euch doch damals gar nicht schlecht verstanden. Kai ist kein Mensch, der sich aufdrängt, das weißt du doch. Außerdem hat sie sich den Arm gebrochen und ich bin froh, ihr nach ihrer Rückkehr etwas helfen zu können. Ich möchte einfach gerne glauben, dass ihre Entscheidung für die Berliner Klinik auch ein bisschen mit mir zusammenhängt.“
     
    Inga hatte es bis jetzt vollständig vermieden, darüber nachzudenken, womit Kais Entscheidung für die Hauptstadt zusammenhing. „Ich dachte, sie hätte sich das Bein gebrochen“, sagte sie und suchte hilflos nach einer Lücke in seiner Geschichte.
     
    „Die Immobilienmaklerin hat sich bei dem Sturz in den Keller das Bein gebrochen, Kai glücklicherweise nur den Arm. Aber

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