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Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Titel: Rachel Morgan (9) - Blutdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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gleichzeitig wusste ich einfach nicht mehr, was ich denken sollte. Pierce war schwarz.
Und ich?
    »Rachel«, sagte Al, während er Pierce hielt wie ein ertrunkenes Kätzchen. »Ich hänge hier an einem seidenen Faden — sowohl mein Ruf als auch mein Leben. Nimm Pierce mit und halt ihn von mir fern. Ku'Sox ist nicht verrückt. Er ist sehr clever und hatte zweitausend Jahre Zeit, um seinen Hass gegen jeden auf dieser Seite der Kraftlinien in einen chaotischen Alptraum zu verwandeln. Er weiß alles, was ich weiß, alles, was Newt vergessen hat. Mit ihm kann man nicht diskutieren, und man kann ihn nicht befrieden. Wir stecken in Schwierigkeiten, und ich kann keinen Vertrauten haben, der bereit ist, aus einem kurzen Moment der Schwäche Kapital zu schlagen. Pierce weiß mehr als du, und du wirst ihn brauchen. Benutze deinen weiblichen Charme und verführ ihn, wenn es nötig sein sollte, damit er deinen dürren Hexenarsch rettet.«
    Gott helfe mir,
dachte ich. Kein Wunder, dass der Hexenzirkel mich töten wollte. Pierce war eine schwarze Hexe, und ich hatte ihn verteidigt.
    Ohne sich meiner Verwirrung bewusst zu sein, betrachtete Al Pierce. »Ich glaube nicht, dass er dir je vergeben wird, dass du mein Leben gerettet hast. Stolz. Er ist voller Stolz.« Mich schauderte, als sein Blick auf mir landete, mit demselben abschätzenden Ausdruck — aber diesmal lag auch noch Dankbarkeit darin. »Danke«, sagte er, als er Pierce in meine Richtung hielt. »Dafür ... dass du mir geholfen hast.«
    Ratlos nahm ich Pierces Gewicht auf mich und wankte, bis ich das Gleichgewicht wiedergefunden hatte. »Keine gute Tat und so«, sagte ich, weil ich nicht wusste, wie ich »Gern geschehen« sagen sollte. Ich war froh, dass ich es getan hatte, aber ließ ich mich, wenn ich seinen Dank annahm, noch tiefer auf die Dämonen ein? Spielte das überhaupt noch eine Rolle?
    Al nickte müde. »Vergiss deinen Spiegel nicht«, sagte er und gab ihn mir. Es war nicht leicht, ihn und Pierce gleichzeitig festzuhalten. »Und lass nicht nochmal zu, dass dein freigelassener Vertrauter ihn benutzt.«
    Besser und besser,
dachte ich, als ich fühlte, wie Pierces Gewicht verschwand, gefolgt von mir. Zusammen lösten wir uns für die Reise zurück in die Realität in Gedanken auf. Ich hatte kaum Zeit, eine schützende Blase um mich und Pierce zu errichten, bevor wir uns wieder in der Realität materialisierten. Die Absätze meiner Stiefel kratzten über den Boden, als ich mein Gleichgewicht wiederfand. Ich stand auf dem sonnigen Parkplatz, auf dem unser Auto gestanden hatte. Die Schatten hatten sich verlagert, und ich ließ Pierce auf den Asphalt gleiten. Mir war egal, wie er auf dem Boden aufkam, solange mein Spiegel dabei nicht kaputtging. Auf einem überdachten Gang im ersten Stock schrien Vivian, Ivy und Jenks gemeinsam Trent an, während sie wohl nach ihrem Zimmer suchten.
    Der leise Aufprall von Pierce auf dem Asphalt erregte Jenks' Aufmerksamkeit, und sein langgezogenes Pfeifen ließ alle innehalten. Als Nächstes entdeckte mich Ivy, und sie lächelte zu mir herunter. Trent nahm Ivy schweigend den Zimmerschlüssel aus den Fingern und verschwand mit einem Knall hinter der rot gestrichenen Tür. Vivian starrte mich mit offenem Mund und Ehrfurcht in den Augen an.
    »Du bist zurück!«, sagte sie und riss die Augen auf, als sie Pierce erkannte, der wieder zu sich kam. »Ist das ... Gordian Pierce?«
    Ich beugte mich vor, um Pierce auf die Beine zu helfen, aber er schüttelte mich ab, hielt sich das Kinn und weigerte sich, mich anzuschauen. »Jau«, sagte ich und fühlte mich irgendwie verletzt. Wir waren zurück. Aber für wie lange, konnte ich nicht sagen.

13
    Hätte nicht das Meer gefehlt, hätte ich geglaubt, in Florida in einer Touristenfalle zu sitzen, die sich ganz dem Strandthema verschrieben hatte, um Collegekids in den Ferien anzusprechen. Der Boden bestand aus grauen Planken. Die Treppen hatten Geländer aus festem Seil. Fischernetze, die niemals das Meer gesehen hatten, hingen unter der hohen Decke. Es war voll, aber Trents Hunderter hatte uns eine Nische direkt vor der Bühne erkauft und uns die vierzigminütige Wartezeit erspart. Vielleicht konnte man mit Geld kein Glück kaufen, aber man konnte damit einen Tisch bekommen, der aussah wie der Bug eines Hochseeschiffes.
    Müde und desillusioniert musterte ich unsere Nische. Es standen sogar Angelruten zwischen uns und der Bühne, wo ein gammliger Werwolf gerade über sein verlogenes Salzfass sang.

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