Rachel Morgan (9) - Blutdämon
zu Pierce, der ein Stück entfernt herumstand und mit seiner Weste und dem Hut selbst aussah wie ein Portier, kam sie lächelnd auf mich zu.
»Ich weiß nicht, ob ich dir danken soll oder nicht«, sagte sie, ihre schicke weiße Tasche über der Schulter. Ihre Haare standen in alle Richtungen ab, und ihre Kleidung war verknittert. Sie war meilenweit von dem schicken Mitglied des Hexenzirkels entfernt, dem ich im letzten Frühjahr im Supermarkt begegnet war. Aber ihre Selbstsicherheit war immer noch klar ersichtlich.
Sie streckte die Hand aus, und ich nahm sie. Ein seltsam friedliches Gefühl überkam mich, als ihre schmalen Finger meine berührten. »Dann sage ich es«, erklärte ich. »Danke. Für die Hilfe.« Ich warf einen schnellen Blick zu Pierce, der versuchte, mit den Hotelpixies ins Gespräch zu kommen, und setzte hinterher: »Ich bin froh, dass du alles gesehen hast.«
Vivian blinzelte, als sie sich mit einer Hand durch die verknoteten Haare fuhr. »Ich werde es ihnen erzählen müssen.«
Ich nickte und bemerkte, dass sie eigentlich fast schon schmuddelig wirkte. »Gut. Vielleicht verstehen sie dann langsam, wo das Problem dabei liegt, schwarze Magie bis zur Grenze der Ignoranz zu bannen.«
Ich schaute wieder zu Pierce. Ich wusste nicht mehr, was ich denken sollte. Meine Welt war schon vor langer Zeit von Schwarz-Weiß zu Grautönen übergegangen, und es gab keine Antworten mehr, weder einfache noch sonstige. Ich konnte Pierce nicht dafür verdammen, dass er versucht hatte, Al mit Magie zu töten, ohne mich selbst dafür zu verdammen, dass ich versucht hatte, Ku'Sox auf dieselbe Art zu töten. Sicher, Ku'Sox war böse, aber Al auch. Dass Al mir wichtig war, war kein besonders guter Grund. Jeder war irgendjemandem wichtig.
Vivian atmete tief durch und wich meinem Blick aus. »Sie haben Angst. Zur Hölle, Rachel, ich habe Angst. Wir sind so sehr im Nachteil. Sie werden alles einfach begraben wollen und hoffen, dass wir uns erst in der nächsten Generation damit auseinandersetzen müssen.«
Mein Blick wanderte wieder zu Pierce.
Das letzte Mal hat es funktioniert Warum was Neues ausprobieren?
Pierce, der sie offensichtlich gehört hatte, drehte sich mit Entschlossenheit und Ärger auf dem Gesicht um. »Daran habe ich immer festgehalten, und sieh dir an, wo es mich hingebracht hat.«
Ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen, zuckte Vivian mit den Achseln. Sie war nur eine von sechs und noch dazu die Jüngste.
Vorsichtig hob ich die Kleidertasche aus dem Kofferraum und knallte mit einem satten Geräusch den Deckel zu. Es war, als würde die Welt an der Grenze zum neuen Tag noch schlafen. »Sie sollten auch Angst haben«, sagte ich und legte mir das Kleid über den Arm. »Das Problem wird nicht verschwinden. Sie müssen etwas unternehmen.« Ich zögerte und hob mit der freien Hand meinen Koffer hoch. »Und damit meine ich nicht, mir eine Lobotomie zu verpassen.«
Vivian trat zurück, als ihr Taxi vorfuhr und der Portier ihr die Tür aufhielt. »Also, danke«, sagte sie und lachte reuevoll. »Es war sehr lehrreich.« Ihr Blick glitt zu Pierce, der jetzt neben mir stand und versuchte, mir meine Tasche abzunehmen. »Und falls ich keine Chance mehr habe, dich nochmal allein zu sehen: Viel Glück!«
Viel Glück. Das kann ich gebrauchen.
»Oh! Warte«, sagte ich, als sie sich abwenden wollte. Ich gab Pierce meinen Koffer und legte ihm dann auch noch die Kleidertasche über den Arm. »Ich habe etwas für dich«, sagte ich mit gesenktem Kopf, während ich in meiner Tasche herumwühlte.
Vivian zögerte, und ich hielt genervt den Atem an, bis ich endlich die Brosche in Form eines Möbiusbandes fand. »Die gehört dir«, sagte ich, als ich sie ihr in die Hand drückte. Aus irgendeinem Grund war ich nervös. »Ich habe sie nicht verzaubert oder irgendwas. Ich dachte, du willst sie vielleicht zurückhaben. Nachdem du keine hast ... nicht mehr.«
Ein breites Grinsen legte sich auf ihr Gesicht, als sie die Brosche nahm. Ihre Dankbarkeit und Freude waren echt. »Danke«, sagte sie leise, und ihre dünnen Finger schlossen sich besitzergreifend um das Metall. »Ich werde sie wahrscheinlich abgeben müssen, weil du sie berührt hast, aber danke. Brooke ...« Sie brach ab und senkte den Blick. »Brooke hat mir ziemlich eingeheizt, weil ich sie verloren hatte.«
Als sie aufsah, hatten sich scheinbar neue Falten in ihren Augenwinkeln gebildet, und ihr Blick war voller Trauer. Sie lehnte sich vor und drückte die Faust, in
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