Rachel Morgan (9) - Blutdämon
der sie die Brosche hielt, fest gegen meinen Rücken. Sie war nicht besonders groß, und ich war wieder verwundert, wie jemand so Zierliches so mächtig sein konnte.
»Danke«, flüsterte sie, als sie zurücktrat. Ihre Augen bewegten sich nervös, als wäre es ihr peinlich. Sie hatte nach Rotholz gerochen. Ich fragte mich, ob sie wohl den Geruch von verbranntem Bernstein an mir wahrgenommen hatte, denn sie drehte sich um und ging zu ihrem Taxi, ohne mir nochmal in die Augen zu sehen.
Die Tür schloss sich mit einem Knall hinter ihr, und sie winkte mir mit besorgter Miene, als das Auto anfuhr. Das Motorengeräusch wurde vom Bodennebel gedämpft, und dann standen nur noch Pierce und ich vor einem Hotel in der Mitte von San Francisco, während der Portier darauf wartete, dass ich ihm die Schlüssel gab und er das Auto meiner Mom parken konnte.
Pierce hatte meine Sachen, also übergab ich dem Angestellten ein paar Geldscheine zusammen mit meinen Schlüsseln und der Kerl dankte mir. Offensichtlich hatte ich sein Misstrauen zerstreut. Pierce riss bei der Summe die Augen auf, aber er rechnete wahrscheinlich noch in Beträgen aus dem achtzehnten Jahrhundert, und ich ging nicht davon aus, dass fünf Cent ausgereicht hätten. Das Auto verschwand in dieselbe Richtung wie das erste. Ich schaute an dem Hotel hinauf und hätte fast das Gleichgewicht verloren, als ich zum heller werdenden Himmel aufsah. Ich dachte kurz an Erdbeben, dann nahm ich Pierce meine Kleidertasche wieder ab. Es würde dem Hexenzirkel ähnlich sehen, ein gesamtes Gebäude zu zerstören, nur um mich zu erwischen.
Mein Tödliche-Zauber-Amulett hing auffällig an meiner Tasche herab, als ich mit dem Kleid über dem Arm zu den Doppeltüren ging. Ich fühlte mich, als würde ich ein Kriegsgebiet betreten.
Ein kleiner Schauder glitt über meine Aura, als ich über die Schwelle trat, und ich ließ die Schultern hängen. Pierce grunzte, als er es ebenfalls spürte. Ich tippte auf einen ziemlich teuren Beruhigungszauber. Sicher, er war vorübergehend, aber sehr effektiv.
»Das sieht nett aus«, sagte ich, als ich die Lobby betrachtete, die bis auf die Rezeption eingerichtet war wie ein Wohnzimmer. Die Farben waren dunkel und elegant und die Decke nicht besonders hoch, aber mit hinter Dekorationen versteckten Erdbebenstützen. Rechts von mir war der Empfang, an dem der Nachtportier gerade mit Ivy sprach. Trent stand neben ihr und unterhielt sich freundlich mit dem Manager. Er musste wieder mit Hundert-Dollar-Scheinen um sich geworfen haben, weil der Mann im Anzug quasi Bücklinge vor ihm machte. Ivy allerdings hatte Probleme. Sie war mit der Frau hinter dem Tresen offensichtlich nicht zufrieden.
Jenks knurrte ihr etwas zu, und roter Staub rieselte auf ihre Tastatur.
»Ärger«, murmelte Pierce, als er meine Tasche absetzte. Er legte die Hände auf den Rücken, stellte sich breitbeinig hin und musterte den Raum.
»Natürlich gibt es Ärger«, sagte ich, als Ivy vom Tresen zurücktrat. Ihr Augen waren schwarz, und ihre Bewegungen näherten sich dieser unheimlichen vampirischen Schnelligkeit. Jenks klapperte wütend mit den Flügeln und ich seufzte, weil ich schon ahnte, was jetzt kam.
»Sie haben unsere Reservierung verloren!«, kreischte Jenks. »Dieses tinkverschissene Hotel hat das Zimmer vergeben. ›Tut uns sehr leid‹.« Den letzten Satz sprach er mit gekünstelter Stimme. »›Wir können leider nichts mehr machen‹. Wir sind über dreitausend Kilometer gefahren, und jetzt haben wir kein Zimmer! Wegen des Treffens gibt es in der ganzen Stadt keine mehr!«
Ivy hatte die Lippen aufeinandergepresst, aber ihre Wut unter Kontrolle. Las Vegas musste ihr wirklich gutgetan haben. »Ich habe diese Reservierung über die Sekretärin von Rynn Cormel gemacht«, beschwerte sie sich.
»Das war ein kluger Gedanke«, sagte ich und versuchte, nachzudenken. Aber ich war einfach zu müde. »Wir werden schon etwas finden.« Eine Parkbank. Vielleicht den Parkplatz des örtlichen Wally-World-Vergnügungsparks. Ja, das wäre ein sicherer Aufenthaltsort. Ich könnte mein Brautjungfernkleid anziehen und würde fantastisch zu all den anderen Verrückten passen.
Trent schlenderte in unsere Richtung. Er hielt einen Umschlag mit Hotellogo in der Hand und wirkte ekelerregend selbstzufrieden. Der Manager neben ihm nahm meine Tasche, und Adrenalin schoss in meine Adern, als er sie neben Trents Koffer auf einen Gepäckwagen stellte. Meine Proteste wurden erstickt, als Trent sein
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