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Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Titel: Rachel Morgan (9) - Blutdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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fokussieren wollten. »Pass auf«, sagte er, und das fand ich ziemlich unhöflich. »Ich werde deine Seele in eine Flasche packen, bis sie heilt.«
    Bis' Schluchzen brach ab, und ich blinzelte. Mit diesem kleinen Hut und dem Band um den Hals wirkte er verletzlich und gelehrt. Wie ein Priester und ein Rabbi in einem, und damit nur umso besser. Es war irgendwie süß. »Waaa-aaas?«, lallte ich, und dann packte mich Angst, als ich die Bedeutung seiner Worte begriff. Er wollte meine Seele in eine Flasche sperren. Wie die, die Al besaß. Diese Seele war so lange in ihrem Gefängnis gewesen, dass sie wahnsinnig geworden war. Elfen konnten das auch? Warum nicht? Sie mussten klug sein, um einen Krieg mit den Dämonen zu überleben, selbst wenn sie fast ausgestorben waren. Die Dämonen standen ja auch am Rande der Ausrottung.
    Trent wandte sich ab und schüttete Milch aus einer Babyflasche auf den Boden. Er hob den Kopf, als die Tür geöffnet wurde. Jemand keuchte auf, und Trent presste die Lippen zusammen. »Raus!«, schrie er, dann: »Moment! Rufen Sie 911. Sagen Sie, dass sie einen Herzstillstand hat und nicht atmet.«
    »Ja, Sir«, antwortete eine kühle, männliche Stimme, und die Tür fiel wieder zu. In der Entfernung weinte ein Baby. Oder vielleicht war es auch ich. Zumindest hatte das Brennen aufgehört. Ich spürte gar nichts mehr.
    »Aber ich atme noch«, sagte ich. Es dauerte ewig, bis irgendetwas in meinem Kopf Sinn ergab.
    Ich zog eine Grimasse, als Trent mich höher auf seinen Schoß zog, so dass ich das kleine Buch sehen konnte, das er vor uns hielt. »In einer Minute nicht mehr«, erklärte er, und Bis keuchte entsetzt auf. »Sobald deine Seele geht, wird dein Körper runterfahren.«
    Ich dachte darüber nach, während Trent anfing zu summen. Der Ton drang tief in meine Psyche und ließ mein Blut langsamer fließen. Elfenmagie regte sich. Sie stieg auf wie Nebel auf einer dämmrigen Weide, kribbelnd und schwer. Sie tat nicht weh wie die Kraftlinien, und meine Muskeln entspannten sich. Plötzlich riss ich die Augen weit auf. »Du wirst mich umbringen!«, schrie ich, und die Magie kam ins Stocken, als Trent aufhörte zu summen.
    »Ich halte dich am Leben. Betrachte es als lebenserhaltende Maßnahme. Deine Seele muss ihre Stärke zurückgewinnen. In einer Flasche kann sie das, und wenn sie es geschafft hat, überführe ich sie wieder in deinen Körper.«
    Er fing wieder an zu summen und wiegte mich sanft. Das Prickeln wilder Magie glitt über mich, langsam und berauschend. Bis ein Gedanke sich in der weichen Benommenheit hob und sie in ein Bett aus Nadeln verwandelte. »Das kannst du?«, fragte ich, und die Magie brach ab. »Du willst mich in eine Babyflasche sperren?«
    Das Summen stoppte. »Du wirst mir vertrauen müssen. Ich habe das geübt, aber ich brauche deine Zustimmung. Ich bin nicht gut genug, um es ohne sie zu schaffen.«
    Ich blinzelte zu ihm auf und versuchte zu verstehen. Für eine Weile atmete ich nur, und Trent wartete mit ungeduldigem Blick. »Wie oft hast du das schon gemacht?«, fragte ich dann.
    »So, dass es funktioniert hat? Noch nie. Allerdings habe ich es nur mit Vögeln probiert, und die sind ziemlich dumm. Sei ruhig. Ich muss mich konzentrieren.«
    Ich fühlte mich, als würde ich schweben. »Du willst meine Erlaubnis, mich umzubringen?«
    Er seufzte, und Bis bewegte nervös die Flügel. »Ja.«
    Ich war taub, weil seine Magie bereits wirkte. Ich hatte die Wahl: Entweder das oder ich würde in seinen Armen sterben. »Okay«, sagte ich und schloss die Augen. Er seufzte wieder, aber diesmal war es etwas anderes — als würde er endlich glauben, dass ich ihm vertraute. Die Welt wurde schwammig und schwarz, als das Summen zu Worten wurde, die ich nicht verstehen konnte, mit tief in der Kehle gebildeten Vokalen und einer Melodie, die sich in unerwarteter Schönheit hob und senkte. Es war, als hätte der Wind in den Blättern eine Stimme erhalten, oder die Bewegungen der Sterne am Himmel. Ich fing wieder an zu weinen, als ich mich an den Elfen unter dem Gateway Arch erinnerte, der mich in den Schlaf gesungen hatte.
    »Tislan, tislan, Ta na shay, cooreen na da«,
sang Trent. Die Worte drehten sich, kreisten wieder und wieder in meinem Kopf, zogen Energie aus seiner Seele, nicht aus einer Kraftlinie, und gaben meinen Gedanken etwas, hinter dem sie sich vor den Schmerzen verstecken konnten. Seine Stimme überzog mich mit einer beruhigenden Dunkelheit. Mein Herz wurde schwächer, bis es sich

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