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Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Titel: Rachel Morgan (9) - Blutdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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dem Leder des Mantels vermischt. Darunter lag ein leiser Hauch von Fliederparfüm, ein Beweis dafür, dass die Gegenwart meiner Mutter noch in den Rücksitzen ihres Autos haftete. Wenn ich aufwachte, würde ich mich bewegen müssen — ich war steif, weil wir seit vierundzwanzig Stunden im Auto saßen.
    Ein Seufzen, das nicht meines war, sorgte dafür, dass ich schlagartig wach wurde. Dreck, ich lehnte nicht an der Tür, sondern an Ivy!
    Super,
dachte ich, setzte mich vorsichtig auf und bemühte mich, sie nicht zu wecken. Ich war nicht phobisch, aber ich wollte auch keine Missverständnisse aufkommen lassen.
    Sie öffnete die Augen, als ich mich ihr entzog. Ich zuckte bei ihrem schläfrigen, fragenden Blick nur mit den Achseln, nahm meinen Mantel und deckte sie an der Stelle zu, wo vorher mein Körper sie gewärmt hatte. Ivys Lächeln wurde hinterhältig, während sie gleichzeitig wieder die Augen schloss, und mir lief ein Schauer über den Rücken, als sie kurz ihre Zähne zeigte. Die Uhr am Armaturenbrett verkündete, dass es ungefähr neun Uhr war. Viel zu früh für mich. Jenks musste sie umgestellt haben.
    Ich rutschte auf meine Seite der Bank und schaute zu Jenks nach vorne, der auf dem Rückspiegel saß. Er hatte einen neuen roten Mantel, den ich noch nicht kannte und der gut zu seinen neuen Stiefeln passte. Als er meinen Blick sah, zuckte Jenks nur mit den Achseln und sprach weiter mit Trent über finanzielle Trends und wie sie im Verhältnis zur Größe erfolgreicher Pixie-Sippen standen. Ich erinnerte mich vage daran, dass ich ihr Gespräch auch in meinen Träumen gehört hatte. Ich saß also unbeachtet auf dem Rücksitz und versuchte zu verstehen, was vor sich ging.
    Meine letzte Erinnerung war, dass Ivy zum Tanken angehalten hatte und Trent von seinem Mitternachtsschläfchen erwacht war, um das Steuer zu übernehmen. Das war in Oklahoma, wo es dunkel, flach und vollkommen sternlos gewesen war. Jetzt saß ich zusammengesunken da, blinzelte in die helle Sonne und fragte mich, wo wir waren. Die Landschaft hatte sich wieder verändert. Verschwunden war das Riedgras, das die rollenden Hügel überzogen und alles in einen wogenden grünen Teppich verwandelt hatte. Wir waren jetzt in der richtigen Wüste, die Vegetation vereinzelt und trocken. Unter der brennenden Sonne und dem wolkenlosen Himmel waren die Farben schwach und selten: Brauntöne, Weiß mit Ansätzen von leichten Rotschattierungen und Silber. Ich hatte noch nie eine solche Leere gesehen, aber statt mich nervös zu machen, beruhigte sie mich.
    Ich hatte einen scheußlichen Geschmack im Mund und kontrollierte mein Telefon. Ich war immer noch verwirrt, weil mein Hirn sich bemühte, ohne Koffein zu funktionieren. Offenbar hatte ich wieder einen Anruf von Bis verpasst; ich runzelte besorgt die Stirn. Jetzt würde er schlafen, aber wenn es wichtig war, würden die Pixies Jenks anrufen. Bis wollte wahrscheinlich nur hören, wie es mir ging, weil er immer noch besorgt war, dass ich die Kraftlinie in St. Louis so heftig angezapft hatte. Er hatte mich gestern kurz vor Sonnenuntergang angerufen, was mich ziemlich aus dem Gleichgewicht gebracht hatte, bis mir aufging, dass es dort, wo er sich befand, bereits dunkel war. Aber jetzt machte es mir Sorgen, dass er selbst im Schlaf gespürt hatte, dass ich eine Linie anzapfte.
    Trents Stimme hob und senkte sich angenehm in seinem Gespräch mit Jenks. Ich steckte mein Handy wieder weg und fragte mich, wie es wohl sein würde, wenn diese Stimme zu mir spräche. Ich stand nicht auf ihn, aber es war schwer, einen Mann nicht zu würdigen, der gleichzeitig reich, sexy und mächtig war. Trent war all das und noch mehr, aber der Respekt, der in seiner Stimme lag, als er sich mit Jenks unterhielt, überraschte mich. Respekt oder vielleicht sogar Kameradschaft.
    Aber Jenks und Trent waren sich in vieler Hinsicht ähnlich, in Dingen, die weit über ihre Schlafgewohnheiten hinausgingen. Jenks nahm genau wie Trent das Recht in die eigenen Hände, nur, dass mich diese Einstellung bei Trent störte. Ich wusste, dass Jenks Fairys getötet hatte, um seine Familie zu schützen, und deswegen hielt ich nicht weniger von ihm. Ivy hatte auch schon getötet, um zu überleben, bevor sie Piscarys Fängen entkommen war. Und ich war mir sicher, dass auch Pierce getötet hatte, obwohl er mir von niemandem erzählt hatte außer den vierhundert Unschuldigen in Eleison, die gestorben waren, weil er nicht genug gewusst hatte. Jeder hatte

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