Rachel Morgan (9) - Blutdämon
irgendwelche Opfer gebracht, um das zu retten, was ihm wichtig war. Vielleicht waren Trent einfach mehr Dinge wichtig als den meisten anderen Leuten.
»Wo sind wir?«, fragte ich leise, als ich wieder in meine Stiefel schlüpfte. Mir gefiel die Richtung nicht, die meine Gedanken eingeschlagen hatten. Ich fühlte mich benebelt, als hätte ich lange Zeit geschlafen.
Jenks drehte sich zu mir um. Seine Flügel fingen das Licht ein und reflektierten es funkelnd in den Innenraum. »Ungefähr eine Stunde vor Albuquerque.«
Albuquerque? Wie in New Mexico? »Du machst Witze«, sagte ich und rutschte nach vorne, um meinen Arm um die Kopfstütze des Vordersitzes zu schlingen. Auf dem Boden stand eine Fast-Food-Tüte. Nein, es war eine Mitnehmtüte von einem hochpreisigen Gourmettempel. »Wie viel Uhr ist es?«, fragte ich und schaute noch einmal auf die Uhr. »Und wo hast du den roten Mantel her, Jenks?«
»Schön, oder?«, fragte er und hob ab, um ihn zu präsentieren. »Ich habe ihn bekommen, als Trent uns bei Sonnenaufgang Frühstück besorgt hat. Ich musste nur eine Geschichte erzählen, und dann haben die Pixiemädchen ihn mir geschenkt. Ich weiß nicht mehr, wie viel Uhr es ist. Meine innere Uhr ist vollkommen durcheinander.«
Trent warf mir einen Blick zu, und seine Augen zeigten die Anstrengung des langen Fahrens. »Wir haben wieder eine Zeitgrenze überschritten. Die Uhr stimmt, aber ich fühle mich als wäre es elf Uhr. Ich bin müde.«
Ich rechnete nach und schaute auf den Tacho, nur um zu sehen, dass wir gerade mal hundertzehn fuhren. »Heilige Scheiße!«, rief ich, dann senkte ich die Stimme, als Ivy sich bewegte. »Wie schnell bist du gefahren?«
Jenks' Flügel brummten, als er auf den Rückspiegel zurückkehrte. »Meistens um die hundertfünfzig.«
Schweigend drehte ich mich zu Trent um und sah, dass seine Mundwinkel sich zu einem Lächeln verzogen. »Ich musste irgendwie wieder Zeit gutmachen. Du schläfst ganz schön viel, und die Straßen waren leer.«
Ich versuchte, mich zu strecken, indem ich meine Hände gegen den Dachhimmel drückte, aber das brachte es einfach nicht. »Ich schlafe nicht mehr als du«, sagte ich, als ich mich wieder auf den Sitz fallen ließ. »Ich tue es nur nicht alle zwölf Stunden.« Trent zog eine Augenbraue hoch, und ich fügte hinzu: »Wollen wir zum Frühstücken anhalten? Vielleicht ein Zimmer nehmen, um zu duschen oder so?«
»Mittagessen«, sagte Jenks fröhlich. »Wir haben bei Sonnenaufgang gegessen.«
Ich unterdrückte ein Lächeln über die Befriedigung in seiner Stimme.
Von hinten erklang Ivys tiefe, raue Stimme: »Ich habe Hunger«, und sofort nahm Trent die nächste Ausfahrt ohne Trümmer, so dass relativ sicher war, dass sie regelmäßig benutzt wurde und man an ihrem Ende Zivilisation finden konnte. Auch wenn das Land zwischen den Städten überwiegend verlassen war, gab es doch immer wieder kleine Orte voller Sonderlinge, in denen man tanken konnte und die der Leere trotzten.
»Dann gibt es jetzt Frühstück für die Hexe und den Vamp«, sagte Trent und es klang, als hätte er gute Laune. Fast, als wäre er entspannt. Ich ließ meine Augen über seine Kleidung gleiten und bemerkte, dass er sich irgendwann einfache schwarze Hosen angezogen hatte. Keine Jeans, aber immer noch Freizeitkleidung. Seine Stiefel waren verschwunden, und Schuhe mit weicher Sohle hatten ihren Platz eingenommen. Ich hätte darauf gewettet, dass es immer noch teure Schuhe waren, aber sie glänzten nicht. Der Geschäftsmann verschwand und wurde ersetzt von ... etwas anderem.
Quen wird das wahrscheinlich nicht gefallen,
dachte ich, als ich mich in meinen Sitz zurückfallen ließ.
»Gut«, sagte Jenks, als Ivy sich aufrichtete. »Ich muss mal pinkeln. Vielleicht besorge ich mir noch einen roten Hut oder so was. Und ich muss meine Kinder anrufen.«
»Suchst du einen neuen Beruf, Jenks?«, fragte ich, und er verlor silbernen Staub.
»Mir gefällt die Farbe«, sagte er und wurde rot. »Und wie sonst soll ich an neue Kleidung kommen?«
Mein Blick wanderte über die seltsame Landschaft, als ich an Matalina dachte. Die meisten Pixies starben an gebrochenem Herzen, wenn ihr Ehepartner starb, aber Jenks hatte überlebt. Das hatte er zum Teil einem Dämonenzauber zu verdanken, der versehentlich seine Lebenszeit zurückgesetzt hatte, zum Teil aber auch seinem Drang, über das, was war, hinauszuschauen in das Reich des Könnte-sein. Er hatte sein halbes Leben damit verbracht, Pixietraditionen
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