Rachel
vermissen. Sie war uns wirklich eine große Hilfe.«
Emma strahlte übers ganze Gesicht. »Ich mag Babys - und will, dass wir auch eins bekommen.«
Evangeline hörte auf zu lächeln, aber Rachel sah, dass ihre Freundin keineswegs geschockt war. Die grauen Augen glitzerten vergnügt. »Dazu brauchst du aber zuerst mal eine Stiefmutter«, sagte sie zu dem Mädchen, während sie dabei Trey in die Augen sah. Sie schwieg einen Moment bevor sie sich direkt an Trey wandte. »Deinen Zimmern über dem Saloon würde eine weibliche Hand wahrscheinlich auch nicht schaden.«
Rachel dachte daran, wie die meisten Häuser, in denen eine Frau fehlte, aussahen und sie stellte sich vor, dass das in Treys Fall nicht anders sein würde - eher noch schlimmer. Aber das sprach sie natürlich mit Rücksicht auf Emma und Abigail nicht aus. Stattdessen widmete sie sich wieder dem Baby und sofort war sie wieder ganz in den Bann der Kleinen geschlagen.
Trey und Emma verabschiedeten sich und Evangeline stand auf, um das Essen vorzubereiten, aber Rachel drückte sie wieder in den Sessel zurück und legte ihrer Freundin das Baby in den Arm, damit die ihm die Brust geben konnte. Dann ging Rachel in die Küche, um selbst das Abendessen vorzubereiten.
Gerade als das Essen fertig war, kam Scully ins Haus. Er sah genauso aus, wie Evangeline ihn beschrieben hatte: unverschämt gut, ein bisschen verwegen - und mit seinem sonnengebräunten Teint und seinen türkisfarbenen Augen eben auch unglaublich männlich. Die ganze Art, wie er Evangeline betrachtete, zeigte Rachel deutlich, wie tief seine Gefühle für seine Frau waren und wie sehr er sie liebte. Das machte den Mann in Rachels Augen so sympathisch, wie es nichts anderes hätte tun können.
Das Baby schlief satt und zufrieden an Evangelines Schulter. »Rachel«, erklärte sie stolz, »das ist mein Ehemann, Scully Wainwright. Scully, das ist also meine Freundin Rachel, von der ich dir schon so viel erzählt habe. Endlich, endlich ist sie hier.«
Er lächelte, streckte Rachel seine Hand zum Gruß entgegen, zog sie aber sofort wieder zurück. »Ich schätze, ich sollte mich erst mal waschen«, meinte er. »Wir sind jedenfalls froh, dass Sie endlich hier sind, Miss English. Ich hoffe, dass Sie eine Weile bei uns auf der Ranch bleiben können, denn ich versichere Ihnen, dass Evangeline Ihre Gesellschaft wirklich sehr vermisst hat.«
Rachel errötete ein bisschen. Scully war ein charmanter Mann und wenn sie ihn und Mr. Trey Hargreaves mit ihrem armen Langdon verglich, dann wirkte der Mann aus dem Osten - nun ja, ziemlich blass. »Ich könnte vielleicht zwei oder drei Tage bleiben«, sagte sie, »aber natürlich nur, wenn ich keine Last bin und niemandem im Weg stehe.« Sie fühlte sich plötzlich ungewöhnlich scheu und gehemmt.
»Vor einer Woche werde ich dich auf gar keinen Fall gehen lassen«, erklärte Evangeline, als Scully den Raum verließ, um sich den Schmutz aus dem Gesicht und von den Händen abzuwaschen. »Ich bin sicher, dass du sowieso eine ganze Woche damit beschäftigt sein wirst, mir alles zu erzählen, was sich in den letzten vier Jahren in deinem Leben ereignet hat. Und außerdem habe ich das Gästezimmer schon für dich vorbereitet - da kannst du es doch auch benutzen.«
Rachel lachte. »Du warst schon immer ein praktischer Mensch und hast die Sachen auf den Punkt gebracht.«
Scully kam zurück. Sein Gesicht glänzte und seine Hände waren makellos sauber. »Eve würde einen prächtigen Anwalt abgeben«, meinte er und beugte sich zu ihr, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. »Aber das geht natürlich nicht, denn wir können sie hier nicht eine Minute entbehren.« Die Art, wie er sprach, die Art, wie er sich bewegte, ließ Rachel für einen Moment denken, dass es schön wäre, wenn Trey Hargreaves jetzt auch hier wäre. Wenn er doch wenigstens zum Essen geblieben wäre! Solche Gedanken machten natürlich überhaupt keinen Sinn, denn sie konnte Mr. Hargreaves ja nicht ausstehen. Sie mochte ihn kein bisschen.
Na ja, vielleicht ein kleines bisschen.
Das Essen im Haus der Wainwrights war eine lebhafte Angelegenheit. Das Baby quietschte vergnügt, Abigail plapperte von diesem und jenem und J. J. zog mit dem Löffel - voll mit gebutterten Rüben und Kartoffelpüree - gefährliche Kreise, bevor er den Löffel in den Mund steckte-Mit gelassener Ruhe und viel Übersicht kümmerte sich Evangeline um die Kleinigkeiten beim Essen. Einmal mehr beneidete Rachel ihre Freundin, die sie
Weitere Kostenlose Bücher