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Rachel

Rachel

Titel: Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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zurückzog.
    Rachel nickte stumm und drehte sich zur Seite. Sie wusste, dass ihre Wangen gerötet waren, und das war ihr doch ziemlich peinlich.
    Es war schon früher Nachmittag, als sie vom Gipfel eines steilen Hügels herunterritten, der mit Gras bewachsen war, wie Evangeline in ihren Briefen so oft geschrieben hatte. Von hier aus sah Rachel zum ersten Mal das imposante zweistöckige Wohnhaus der Wainwright-Ranch. Es war ganz aus Holz gebaut, hatte riesige Fenster und ein rotes Schindeldach. Aus einem der drei Schornsteine stieg eine dünne Rauchfahne auf. Bevor Trey und Rachel von ihren Pferden absteigen konnten, flog die Eingangstür des Hauses auf und zwei junge Mädchen stürmten freudig winkend auf die Ankömmlinge zu.
    Das eine Mädchen - es war so groß geworden, dass Rachel es kaum erkannte - war natürlich Abigail, die inzwischen zehn Jahre alt und eine große Hilfe für ihr Mutter war. Das andere Mädchen - etwas größer und wohl auch schon etwas älter - musste demnach Emma sein. Ihr blauschwarzes Haar wehte im Wind, als sie barfuß durchs Gras lief. Trey konnte gerade noch rechtzeitig aus dem Sattel gleiten, um das Kind mit offenen Armen zu empfangen. Die beiden drehten sich im Kreis und Emmas wunderschönes Haar flog um sie herum und glänzte wie Seide in der Sonne.
    Abigail - auch ein ungewöhnlich hübsches Mädchen - hatte auch schwarze Haare und kobaltblaue Augen. Sie lächelte Rachel erfreut an. »Du musst Rachel sein. Mama wartet schon so lange darauf, dich endlich wieder zu sehen.«
    Rachel saß ab - was gar nicht so einfach war, da sie ja immer noch die verdammte Pfingstrose in der einen Hand hielt - und umarmte die Tochter ihrer besten Freundin herzlich. Sie war so gerührt, dass sie kaum die Tränen zurückhalten konnte. »Ja«, sagte sie, »ich bin Rachel, Abigail. Lieber Himmel, wie groß du geworden bist. Du bist ja fast schon eine richtige junge Lady.«
    Abigail strahlte übers ganze Gesicht. »Mama hat ein Baby bekommen. Das Mädchen soll Rachel Louisa getauft werden. Papa hat schon gesagt, dass wir sie besser nur Louisa nennen, weil es zu kompliziert ist, wenn es in dieser Gegend zwei Rachels gibt.«
    Rachel lachte und drehte sich zu Emma, um sie zu begrüßen. Das Mädchen hatte sich eng an Treys Seite geschmiegt und betrachtete die neue Lehrerin scheu, aber auch ein bisschen neugierig. Vielleicht war ihr Blick sogar ein bisschen hoffnungsvoll - aber das konnte auch Rachels Wunschdenken sein. Sie streckte dem Kind ihre Hand entgegen und sagte: »Hallo. Ich bin Miss English und werde ab August deine Lehrerin sein.«
    Emma löste sich aus Treys lockerer Umarmung und streckte ihrerseits zögernd die Hand aus. »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie höflich.
    »Danke, sehr gut«, erwiderte Rachel. »Und wie geht es dir?«
    Emma warf Trey einen scheuen Blick zu, als wollte sie sich zuerst rückversichern. Sie schien Angst vor Fremden zu haben und vielleicht hatte sie allen Grund dazu. Trey nickte leicht, um seine Tochter zu ermutigen.
    »Ich lese gerne«, sagte Emma ernst. »Haben Sie neue Bücher mitgebracht?«
    »Das habe ich«, antwortete Rachel dem Mädchen, während Abigail Rachel an der Hand zog.
    »Komm ins Haus, um Mama zu begrüßen«, sagte Evangelines Tochter. »Sie kann es gar nicht erwarten, dich endlich zu sehen. Sie hat ja Papa mächtig gerne, aber er ist halt ein Mann und Mama fehlt manchmal die Gesellschaft von Frauen.«
    In diesem Moment wechselten Rachel und Trey zufällig einen Blick und irgendetwas Undefinierbares geschah mit ihnen. Beide senkten hastig den Kopf und schauten zur Seite.
    »Wo ist dein Pa?«, fragte Trey Abigail. »Ich würde gerne mit ihm reden.«
    »Er ist drüben im Corral und reitet junge Pferde zu«, erklärte Abigail, die heftiger an Rachels Hand zog, aber dabei Trey in die Augen schaute. »Emma und ich wollten zusehen, aber Mama hat es uns verboten, obwohl wir versprochen haben, hinter dem Zaun zu bleiben. Mama behauptet, dass Papa bei dieser Arbeit zu viel flucht, aber das glaube ich nicht. Papa geht immer sehr liebevoll mit seinen Pferden um. Ich glaube, dass Mama Angst hat, dass wir doch irgendwie unter die Hufe der Tiere geraten - so wie es Kathleen Bellwaters kleiner Schwester passiert ist...«
    Trey führte die beiden Pferde an den Zügeln hinter sich und das Geschnatter ging weiter, bis sie die vordere Veranda erreichten. »Du packst jetzt besser deine Sachen, wenn du heute noch mit mir nach Hause kommen willst«, sagte Trey zu seiner Tochter.

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