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Rachel

Rachel

Titel: Rachel
Autoren: Linda Lael Miller
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gewaschen und zurecht gemacht hatten und ihre besten Manieren an den Tag legten. Diese Cowboys befanden sich nur auf der Durchreise. Sie machten mit ihren riesigen Rinderherden, die sie von Denver oder von Städten, die noch weiter süd-lieh lagen, nach Norden trieben, nur ein paar Tage Rast in Springwater. Rachel erkannte einige der Männer, die beim Armdrücken im Brimestone Saloon zugeschaut hatten, aber sie musste zugeben, dass die Burschen heute ganz anders aussahen, denn sie hatten saubere Haare und trugen neue, noch steife Dungaree-Hosen.
    Emma Hargreaves betrat ein wenig schüchtern die Station. Sie trug ein hellgelbes Sonntags-Kleid, das ihr auf den Leib geschnitten war - im Gegensatz zu dem übergroßen Gewand, das Christabel trug, oder den Hosen und Hemden, aus denen die Kildare-Jungs eigentlich längst herausgewachsen waren. Kathleen Bellweather lief sofort zu Emma, die etwa im gleichen Alter war, um sie-zu begrüßen, während sie vorher einen weiten Bogen um Christabel gemacht hatte. Rachel hatte sich herausgehalten, denn sie wusste, dass sie die Kinder nicht zwingen konnte, Freunde zu werden. Mit Zwang würde sie eher das Gegenteil erreichen und es konnte ein unüberbrückbarer Graben entstehen. Trotzdem war es schwer für sie, nicht einzugreifen.
    Durch die geräuschvolle Ankunft eines Einspänners wurde Rachels Aufmerksamkeit von den Kindern abgelenkt. Sie schaute aus einem der vorderen Fenster und stieß einen kleinen Freud enschrei aus, als sie die Wain wright-Familie sah, deren Mitglieder - dem Anlass entsprechend - alle festlich gekleidet waren. Rachel lief ins Freie, um ihre Freunde zu begrüßen, wobei sie zuerst Abigail umarmte und dann Evangeline. Scully hielt das Baby in der einen Armbeuge und den kleinen J. J. an der Hand. Der Farmer strahlte übers ganze Gesicht, als er sah, wie sehr seine Frau sich über das Wiedersehen mit Rachel freute.
    »Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass ihr den weiten
    Weg auf euch nehmen würdet«, schluchzte Rachel vor Freude und hielt Evangeline an beiden Schultern fest.
    Evangeline lächelte. »Wir würden uns doch Jacobs Predigt nicht entgehen lassen. Außerdem ist Scully auch wegen des Pferderennens hier.«
    Das erinnerte Rachel an Trey Hargreaves und sie verspürte einen leichten Stich ganz tief in ihrem Herzen. Trey war nirgends zu sehen und wenn sie sich begegneten, würden sie wahrscheinlich doch nur wieder streiten, aber dennoch hielt sie weiter verstohlen Ausschau nach ihm. »Wirst du am Rennen teilnehmen?«, fragte sie Scully und streckte die Hände nach dem eingemummelten Baby aus. Er reichte ihr das Kleinkind. »Ich denke mir, dass dein Hengst schnell wie der Wind ist.«
    »Das ist er tatsächlich«, erwiderte Scully mit einem spitzbübischen Grinsen, »aber ich bin ja inzwischen ein alter verheirateter Mann, der unter dem Pantoffel steht. Meine liebe Frau ist der Meinung, dass ich schon auf Grund meines Berufes als Pferdezüchter genug Zeit im Sattel verbringe und nicht auch noch einen Sport daraus machen muss.«
    Bevor Rachel darauf antworten konnte, trat June mit ausgebreiteten Armen aus der Eingangstür der Station.
    »Lasst mich auf der Stelle das Baby bewundern!«, verlangte sie und strahlte dabei freudig.
    Evangeline und Rachel lachten und sie legte die kleine Rachel Louisa in die Arme der älteren Frau, die sie inzwischen längst als liebe Freundin betrachtete.
    »Oh!«, rief June entzückt, als sie die Decke, in die das Kind eingewickelt war, zurückgeschlagen hatte. »Sie ist das liebenswerteste kleine Geschöpf, das ich je gesehen habe. Der reinste Engel!«
    Das war eigentlich genau das, was Leute gewöhnlich sagten, wenn sie ein Neugeborenes betrachteten, und in diesem Fall entsprach es der absoluten Wahrheit. Das Kind der Wainwrights war so hübsch wie die Cherubine auf den Bildern der Alten Meister und Rachel war überzeugt, dass auch Rachel Louisa einmal eine legendäre Schönheit werden würde. Evangeline dankte June für das Kompliment mit einer gewissen freudigen Bescheidenheit und dann gingen alle ins Haus, um Jacobs Predigt zu hören.
    Er hatte den 91. Psalm als Ausgangspunkt gewählt und war in der Tat ein begnadeter Redner, aber Rachel bekam nur die Hälfte der Botschaft mit, da Trey Hargreaves etwa in der Mitte des Gottesdienstes in den Saal schlüpfte. Er setzte sich ganz hinten, nahe bei der Tür, auf einen Stuhl, da die Bänke alle besetzt waren.
    Rachel hatte sich umgedreht, als sie das Knarren der Tür hörte, und ihn
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